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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sehr hoch gewesen sein, wenn ein Mensch die Küste Éireanns von Iberia aus gesehen haben soll.« Er hielt inne, doch sein Humor schien bei den anderen nicht anzukommen. Er wurde wieder ernst. »Da wir hier noch einen Moment zusammensitzen, will ich euch allen ein paar Dinge sagen, die ihr auch an eure Gefährten weitergeben müßt, die nicht an unserer ersten Mahlzeit teilnehmen konnten. Es sind Regeln, die jeder hier an Bord zu befolgen hat.«
    Er zögerte und fuhr dann fort.
    »Ich sagte euch, daß unsere Fahrt etwa eine Woche in Anspruch nehmen wird. In der Zeit könnt ihr das Hauptdeck so viel benutzen wie ihr wollt. Bemüht euch, meiner Besatzung nicht im Wege zu sein, wenn sie ihren Pflichten nachkommt, denn euer Leben hängt davon ab, daß dies Schiff gut gefahren wird, und das ist in diesen Gewässern nicht einfach.«
    »Ich habe Geschichten von großen Seeungeheuern gehört.«
    Das war die junge Schwester Gormán. Fidelma musterte sie heimlich, denn sie meinte, es sei gut, wenn sie mit ihren Mitreisenden bekannt würde, sie müßten ja mehrere Tage zusammen auf dem Schiff verbringen. Gormán war noch sehr jung, gerade mal achtzehn. Sie sprach aufgeregt und atemlos und machte den Eindruck eines naiven Kindes. Fidelma stellte sie sich wie einen eifrigen kleinen Welpen vor, der seinem Herrn gefallen möchte. Seltsam an ihr war, daß ihre Augen nie still standen, sondern flackerten wie in ständiger Angst. Fidelma fragte sich, ob sie selbst je so jung gewesen war. Achtzehn. Plötzlich fiel ihr ein, daß sie achtzehn gewesen war, als sie Cian begegnete. Sie schob den Gedanken sofort beiseite.
    »Werden wir Seeungeheuer sehen?« fragte das Mädchen. »Kommen wir in Gefahr?«
    Murchad lachte, aber nicht unfreundlich.
    »Wo wir fahren, droht keine Gefahr von Seeungeheuern«, versicherte er ihr. »Ihr werdet vielleicht Geschöpfe in der See erblicken, die ihr noch nie gesehen habt, aber sie stellen keine Gefahr dar. Unsere größte Gefahr liegt in rauhem Wetter. Wenn wir Sturm bekommen, ist es am besten, falls ich euch nicht etwas anderes befehle, daß ihr unter Deck bleibt und darauf achtet, daß alle Lampen und Kerzen gelöscht sind.«
    »Aber wie können wir in der Dunkelheit da unten etwas sehen ohne Lampen?« jammerte Schwester Crella.
    »Alle Lampen und Kerzen müssen gelöscht werden«, wiederholte Murchad in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Wir möchten an Bord nicht noch mit einem Feuer zu kämpfen haben außer mit einem Sturm. Die Lampen müssen gelöscht sein und alles verschalkt.«
    »Das verstehe ich nicht.« Den asketischen Bruder Tola hatte dieses Wort offensichtlich verwirrt.
    »Alles Lose, was bei den Bewegungen des Schiffes Schaden anrichten könnte, muß sicher vertäut oder befestigt werden«, erklärte der Kapitän geduldig. »In solchen Fällen geht euch Wenbrit zur Hand und sorgt dafür, daß ihr alles habt, was ihr braucht.«
    »Wie wahrscheinlich ist es, daß wir einen Sturm bekommen?« fragte die hochgewachsene ältliche Nonne, Schwester Ainder.
    »Etwa fünfzig-fünfzig«, gestand Murchad. »Aber macht euch keine Sorgen. Ich habe noch kein Pilgerschiff im Sturm verloren, und auch nicht einen einzigen Pilger.«
    Die am Tisch Versammelten reagierten darauf mit einem höflichen, aber gezwungenen Lächeln. Murchad war offensichtlich ein guter Menschenkenner, denn Fidelma merkte, daß einige Passagiere weitere Ermutigung brauchten, und Murchad fiel das ebenfalls auf.
    »Ich will offen mit euch reden«, erklärte er. »Dieser Monat bringt häufig Stürme und Regenfälle, die viele Wochen andauern können. Aber warum habe ich beschlossen, an diesem bestimmten Tag auszulaufen? War es ein Zufall, daß ich darauf bestand, die Ebbe heute morgen zu nutzen? Kennt jemand den Grund?«
    Alle blickten einander an, und einige schüttelten den Kopf.
    »Als geistliche Leute solltet ihr wissen, was heute für ein Tag ist«, schalt sie der Kapitän gutmütig. Er wartete die Antwort ab. Sie schauten ratlos drein. Fidelma meinte, sie müsse die Antwort übernehmen.
    »Meinst du den Feiertag des heiligen Lukas, des geliebten Arztes?«
    Murchad warf ihr einen anerkennenden Blick zu.
    »Genau den meine ich. Den Feiertag des heiligen Lukas. Hat keiner von euch schon mal was vom ›kleinen Sommer des heiligen Lukas‹ gehört?«
    Ratloses Kopfschütteln war die Antwort.
    »Wir Seeleute haben festgestellt, daß es gewöhnlich eine Schönwetterperiode in der Mitte dieses Monats gibt, die mit dem Feiertag des

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