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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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völlig außer mir. Ich habe einfach nicht nachgedacht. Ich wollte zuschlagen …«
    »Du wolltest Muirgel treffen?«
    »Ich … ich glaube nicht. Hätte sich Muirgel mir zugewandt, hätte ich sie geliebt und beschützt. Aber sie wies meine Liebe zurück und wandte sich Leuten zu, die sie verletzen konnten und es auch taten. Sogar dieser einarmige Halunke, mit dem ich eine Kajüte teilen muß, konnte mit ihr machen, was er wollte …«
    »Bruder Cian?« fragte Fidelma.
    »Cian! Wenn ich nur als Krieger ausgebildet wäre, ich hätte ihm eine Lektion erteilt.«
    »Du hast Dathal und Adamrae erzählt, daß er ein Verhältnis mit Muirgel hatte? Daß Muirgel ihn noch liebte und auf Canair eifersüchtig war, weil Cian jetzt ein Verhältnis mit ihr hatte?«
    »Ich wußte, daß er sie wegen Schwester Canair verlassen hatte, aus demselben Grunde, aus dem er alle seine Frauen im Stich läßt. Canair hatte ihm im Moment mehr zu bieten.«
    »Und Muirgel war eifersüchtig?«
    »Was empfindet jemand, der abgewiesen worden ist?«
    Fidelma spürte, wie sie errötete. Sie fragte sich, ob Bairne etwas von ihrer Vergangenheit wüßte, doch der junge Mann starrte in seinen Krug.
    »Wann hast du Muirgel zuletzt gesehen?«
    »Gesehen? Gestern abend vermutlich. Ich sprach mit ihr durch ihre Kajütentür kurz vor Mitternacht.«
    » Durch die Tür? Wie meinst du das genau?«
    »Sie machte nicht auf, als ich anklopfte. Ich fragte, ob es ihr besser ginge und ob ich ihr etwas bringen solle. Sie rief mir durch die Tür zu, sie wolle weiter nichts als in Ruhe gelassen werden. Danach ging ich zu Bett.«
    »Bist du während der Nacht aufgestanden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wann bist du aufgestanden?«
    »Ungefähr bei Tagesanbruch, glaube ich. Ich mußte die defectora aufsuchen.« Aus Höflichkeit benutzte er den lateinischen Ausdruck statt des umgangssprachlichen.
    »Ach ja. Ich habe gehört, daß du nicht die defectora im Achterschiff benutzt hast, sondern zu der im Bug gegangen bist. Das war ein weiter Weg. Warum hast du das getan?«
    Bruder Bairne sah sie überrascht an.
    »Ich hatte wohl ganz vergessen, daß es im Achterschiff eine defectora gibt. Ich weiß es nicht mehr genau.«
    »Als du zurückkamst, war da noch jemand aufgestanden?«
    »Ich sah diesen Halunken Cian an der Tür von Muirgels Kajüte stehen. Er sagte so etwas wie, er wolle sehen, ob alle den Sturm gut überstanden hätten. Ich wartete, weil ich glaubte, er wollte sich wieder an Muirgel heranmachen. Aber er kam gleich zurück aus ihrer Kajüte und sagte, er könne sie nicht finden.«
    »Und da hast du erfahren, daß sie nicht an Bord zu entdecken war?«
    Bruder Bairne beugte sich über den Tisch und schaute ihr ins Gesicht.
    »Wenn du die Wahrheit wissen willst, Schwester, dann sag ich sie dir. Ich glaube nicht, daß Muirgel über Bord fiel. Ich glaube, sie wurde gestoßen. Und ich sag dir auch, wer’s getan hat.«
    Er legte eine dramatische Pause ein, so daß sie fragen mußte: »Und wer hat’s getan?«
    »Schwester Crella.«
    Fidelma bemühte sich, ein undurchdringliches Gesicht zu machen.
    »Du hast mir gesagt, wer es war; nun sag mir auch, warum.«
    »Eifersucht!«
    Fidelma musterte Bairnes verbissene Miene.
    »Worauf sollte sie eifersüchtig sein?«
    »Auf Muirgel natürlich! Frag sie doch. An allem ist nur dieser eingebildete Aff …«
    Fidelma unterbrach ihn: »Von wem redest du?«
    »Von diesem einarmigen Halunken Cian. Er steckt hinter allem! Das kannst du mir glauben!«
     
    Fidelma wachte früh auf. Es war noch dunkel, als sie aus ihrer Koje kletterte, und sie hörte das zornige Fauchen des Mäuseherrn, der von ihrer plötzlichen Bewegung gestört worden war und sich am Fußende der Koje reckte.
    Rasch wusch sie sich und zog sich an. Sie wünschte, sie könnte ein richtiges Bad nehmen, denn sie fühlte sich verschwitzt und unbehaglich. Sie warf sich ihren schweren Mantel über und ging an Deck.
    Ein schwacher Lichtstreifen am Osthorizont verriet, daß der Tagesanbruch nicht mehr fern war. Es herrschte eine seltsame, unheimliche Stille auf dem Schiff, obwohl sie die dunklen Gestalten von Männern erkennen konnte, die dastanden, als warteten sie auf etwas. Wie Fidelma warteten sie auf die Morgendämmerung.
    Fidelma ging vorsichtig nach achtern und traf wie vermutet auf Murchad und Gurvan, die beieinanderstanden. Zwei Matrosen waren schattenhaft am Steuerruder zu erkennen. Zu hören waren nur der Wind in der Takelage und die leisen Bewegungen der ledernen

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