08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
sexuelle Beziehungen?«
Schwester Crella schloß die Augen und gab keine Antwort.
»Ja, ich kenne das Gesetz über die siebente Vereinigung«, meinte Fidelma, »aber es enthält nichts, was ich mit Bruder Guss in Zusammenhang bringen könnte. Warum hat er auf diese Weise reagiert?«
»Ich habe ihm nur gesagt, ich wüßte, wie er Muirgel belästigt hat.« Mit trotzigem Blick fügte sie hinzu: »Weißt du, ich glaube, Guss hat sie umgebracht, weil sie auf seine Annäherungsversuche nicht einging.«
Fidelma setzte sich auf einen Stuhl.
»Belästigt? Das ist ein interessantes Wort.«
»Wie soll man es denn sonst nennen, wenn jemand versucht, einem anderen Menschen seine Gefühle aufzudrängen?« wollte Schwester Crella wissen.
»Also du glaubst, Bruder Guss wollte Schwester Muirgel seine Gefühle aufdrängen und sie ist nicht darauf eingegangen?«
»Natürlich. Er war völlig verknallt in sie – genau wie Bruder Bairne. Muirgel wollte nichts mit ihm zu tun haben. Da bin ich mir sicher.«
»Woher willst du das so genau wissen?«
»Weil Muirgel meine Freundin war. Ich hab dir schon gesagt: Zwischen uns gab es keine Geheimnisse.«
»Trotzdem hat Muirgel dir nicht erzählt, daß sie für ihr Leben fürchtete und sich auf dem Schiff versteckt hielt, nicht wahr? Wenn es kein Verhältnis gab, warum hat Muirgel dann Guss gebeten, sie zu verbergen – selbst vor dir?«
Crella starrte Fidelma zornig an.
»Guss hat Lügen über Muirgel verbreitet.«
»Wie erklärst du es dann, daß es Guss war, an den sich Muirgel wandte, als sie sich bedroht fühlte?« beharrte Fidelma. »Daß es Guss war, der ihr half, sich die beiden letzten Tage zu verstecken?«
»Dieser Milchbart hat behauptet, er wäre Muirgels Liebhaber. Deswegen habe ich ihm die siebente Vereinigung vorgehalten.«
Plötzlich beugte sie sich nieder, holte mit einer fließenden Bewegung unter der Koje ein langes, schmales Messer hervor, stand auf und reckte es Fidelma entgegen. Fidelma war rasch auf den Beinen und reagierte blitzschnell in der Annahme, sie müsse sich gegen einen Angriff wehren. Doch Schwester Crella stand nur da und starrte auf das Messer. Dann hielt sie Fidelma den Griff hin.
»Hier, nimm es.«
Fidelma war überrascht.
»Na los!« fauchte Schwester Crella. »Nimm’s schon! Du siehst ja, daß noch getrocknetes Blut dran ist.«
»Was ist das?«
»Das Messer, mit dem wahrscheinlich meine arme Freundin umgebracht wurde, was sonst?«
Fidelma nahm ihr vorsichtig das Messer aus der Hand. Es stimmte, daß getrocknetes Blut an der Klinge haftete. Ob es wirklich die Tatwaffe war, konnte sie nicht wissen. Andererseits konnte sie auch nicht beweisen, daß es nicht die Mordwaffe war. Es war ein Messer, wie man es gewöhnlich zum Fleischschneiden benutzte.
»Wieso vermutest du, daß dies die Tatwaffe ist?« Sie formulierte die Frage vorsichtig. »Wie kommst du zu dem Messer?«
»Bruder Guss hat es in meine Kajüte geschmuggelt.« Crella schluckte. »Ich war zum Frühstück gegangen. Dann kamst du dazu und berichtetest von Muirgels Tod. Als ich zurückkehrte, stieß ich im Gang auf Guss. Mir gefiel es nicht, wie er mich anstarrte. Er schob sich an mir vorbei und stieg an Deck. Ich ging weiter in meine Kajüte. Da fand ich dann das Messer.«
Fidelma richtete den Blick auf die Koje; von dort, wo sie stand, konnte man nicht unter die Koje sehen.
»Wo war es versteckt?« fragte sie.
»Unter der Koje.«
»Wie hast du es entdeckt?«
»Durch Zufall.«
»Auch durch Zufall kann man nicht durch feste Gegenstände hindurchschauen! Von keinem Punkt in diesem Raum wäre es zu erblicken, falls man nicht auf Knien unter der Koje nachsieht.«
Crella ließ sich nicht beirren.
»Ich kam zurück mit einem Apfel in der Hand. Als ich die Tür öffnete, fiel mir der Apfel herunter. Ich bückte mich und hob ihn auf, und dabei sah ich das Messer.«
»Du hast aber nicht selbst gesehen, daß Guss es dort hingelegt hat, nicht wahr? Aus deiner Schilderung geht nicht hervor, weshalb du ihn dafür verantwortlich machst.«
»Weil wir alle beim Frühstück saßen – mit einer Ausnahme. Bruder Guss war nicht da. Du behauptest, er sei in seiner Kajüte gewesen, aber ich sah ihn aus seiner Kajüte herauskommen . Guss hat versucht, mir den Mord an Muirgel anzuhängen. Allen hat er erzählt, ich hätte sie umgebracht.« Sie runzelte die Stirn. »Dir muß er es doch auch gesagt haben.«
»Von wem hast du gehört, er habe allen erklärt, du wärst die Mörderin?« wollte
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