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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Ursache.«
    Sie drehte sich um und verließ die Kajüte, das Messer in der Hand.
    Entweder sagte Schwester Crella die Wahrheit oder … Fidelma schüttelte den Kopf. Dies war der undurchsichtigste Fall, mit dem sie bisher zu tun gehabt hatte. Sagte Schwester Crella die Wahrheit, dann mußte Guss ein außerordentlicher Lügner gewesen sein. Sagte Bruder Guss die Wahrheit, dann mußte Crella lügen. Wer sagte die Wahrheit? Wer log? Sie hatte gelernt, daß die Wahrheit groß sei und sich immer durchsetze. Aber in diesem Fall hatte sie keine Ahnung, woran sie die Wahrheit erkennen sollte.
    Es hätte keinen Zweck, Crella die ganze Geschichte zu unterbreiten, die Guss erzählt hatte. Sie würde einfach leugnen, falls sie schuldig war, und ohne weitere Beweise führte das zu nichts. Anscheinend war Fidelma in eine Sackgasse geraten.
     

K APITEL 16
    Murchad wies auf die dunkle Küstenlinie, die sich aus dem Dunst über See abhob.
    »Das ist die Insel Ushant.«
    »Es sieht wie eine große Insel aus«, bemerkte Fidelma neben ihm. In den letzten Stunden hatte sie über die Geschichte nachgedacht, die Guss ihr vom Tod der Schwester Canair erzählt hatte und von seiner und Muirgels Verwicklung darin. Hatte man Muirgel umgebracht, weil sie eine Zeugin war? Oder hatte Guss recht und es gab ein anderes Motiv? Und wenn das Motiv wirklich Eifersucht war, konnte Crella dann die Mörderin sein? War Guss deswegen zu Tode gekommen? Fidelma wußte, daß Crellas Wahrheit nicht mit der Wahrheit von Bruder Guss übereinstimmte, aber sie besaß keine sicheren Beweise.
    Vor ungefähr einer Stunde hatten sie einen Gottesdienst für Schwester Muirgel abgehalten und ihre Leiche dem Meer übergeben. Es war der zweite Gottesdienst für sie, und er war bedrückter und zurückhaltender als der erste. Zugleich hatten sie einen Gedenkgottesdienst für den armen Bruder Guss gehalten und seine Seele der Obhut Gottes empfohlen. Es war seltsam zu wissen, daß ein Mensch unter ihnen nicht die Gesinnung teilte, die in den Gebeten ausgesprochen wurde. Nun war es später Nachmittag, die Sonne stand tief am Westhimmel, an dem sich Wolken ballten. Es wurde kühler, und am Horizont war die dunkle Küstenlinie immer deutlicher geworden. Sie mußte mehrere Meilen lang sein.
    »Es ist eine große Insel«, bestätigte der Kapitän. »Und eine gefährliche. Aber ich glaube, wir haben Glück.«
    Fidelma sah ihn überrascht an.
    »Glück? In welcher Hinsicht?«
    »Dieser Dunst … Der könnte sich leicht in einen plötzlichen Nebel verwandeln, wie oft hier um Ushant herum, und außerdem gibt es starke Strömungen und unzählige Riffe, und bei ungünstigem Wind läuft man Gefahr, entweder auf die Riffe oder an die felsige, zerrissene Küste getrieben zu werden. Ein Sturm kann hier eine Woche oder zehn Tage ohne Unterbrechung dauern.«
    Selbst in dem Dunst machte die niedrige schwarze Küstenlinie, auf die sie zuhielten, einen finsteren Eindruck. Berge waren nicht zu sehen. Fidelma schätzte den höchsten Punkt der Insel auf nicht mehr als sechzig Meter, aber das ferne Klatschen und Zischen der Wellen, die sich an den Felsen des Ufers brachen, wirkte bedrohlich. Es schien eine sehr unwirtliche Insel zu sein.
    »Weißt du, wo du landen kannst?« fragte sie. »Ich sehe nur eine undurchdringliche Felsenwand.«
    Murchad verzog das Gesicht.
    »Wir werden bestimmt nicht versuchen, an dieser Küste zu landen. Dies ist die Nordküste. Wir müssen nach Süden segeln, um eine Spitze herum in eine weite Bucht, wo auch die größte Ansiedlung liegt. Dort gibt es eine Kirche, die vor hundert Jahren vom heiligen Paul Aurelian, einem Briten, erbaut wurde.«
    Er zeigte hinüber. »Wir müssen das Vorgebirge dort umrunden – siehst du es? Von wo das Schiff auf uns zu kommt.«
    Fidelma folgte seinem ausgestreckten Arm und erblickte ein fernes Schiff, das hinter dem dunklen Vorgebirge hervorkam und auf sie zu kreuzte. Eine Stimme rief etwas vom Mastkorb.
    Murchad trat einen Schritt vor und schrie ärgerlich: »Das sehen wir auch schon. Das hättest du uns vor zehn Minuten sagen müssen!«
    Gurvan kam vom Bug her.
    »Es ist ein Rahsegler aus Montroulez.«
    »Das ist der Typ des Schiffes. Das sagt uns noch nicht, wer es führt«, antwortete Murchad. »Ein Ausguck ist nutzlos, wenn er die Decksmannschaft nicht auf dem laufenden hält.«
    Fidelma konnte jetzt das viereckige Segel erkennen, das dem der »Ringelgans« ähnelte.
    Gurvan, der mit Drogan am Steuerruder stand, spähte nach vorn und

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