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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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vorhin sein Überlebensmausoleum inspiziert hatte, schlotterte am ganzen Körper. Er hielt die Petroleumlampe in der Hand. Der Lichtkegel wanderte über das leere Grab.
    Ich kniete neben der Grube nieder. Der Sargdeckel lag auf dem Rand. Ganz unten erblickte ich ein beflecktes Totenhemd. Der zersplitterte Boden machte deutlich, daß sich der Beerdigte verzweifelt einen Weg nach draußen hatte bahnen wollen.
    „Wer ist hier begraben worden?" fragte ich den Mann. „Die Kränze sind noch frisch."
    „Heute vormittag - haben sie die arme Laika zu Grabe getragen", erwiderte der Mann stockend.„ Ihre Eltern waren viel zu arm, um ihrer Tochter einen Überlebenssarg zu kaufen. Es war ein ganz normaler Fichtenholzsarg."
    Er deutete in die Grube und machte ein trauriges Gesicht. Ich sah ihm an, daß er jetzt am liebsten seine Mokkalikörflasche geleert hätte.
    „Ob ihre Eltern das Grab geöffnet haben?" fragte Kiwibin.
    „Durchaus möglich", murmelte ich gedankenverloren. „Das erspart uns den Besuch bei ihnen erst recht nicht. Wenn wir das Mädchen lebend bei ihnen antreffen, sind wir ein ganzes Stück mit unseren Untersuchungen vorangekommen. Dann wissen wir nämlich, daß es tatsächlich Scheintote in Saboroschje gibt."
    „Womit noch lange nicht geklärt wäre, wer oder was dieses Phänomen auslöst."
    Kiwibin stieß geräuschvoll den Atem aus. Schneeflocken wirbelten an uns vorüber.
    Wir wußten, daß zahlreiche Bürger der Stadt befürchteten, lebendig begraben zu werden. So wie die Dinge jetzt standen, hatten sie sogar recht mit dieser Annahme. Aber wer steckte dahinter? Ein gewissenloser Propagandist, ein Magier - oder sogar ein Dämon?
    „Wer mag dafür verantwortlich sein?" wiederholte ich meine Überlegung laut.
    Kiwibin hob die Schultern. „Ich fürchte nur, daß die Entdeckung des leeren Grabes Panik bei der Bevölkerung auslösen wird. Wer sich bis jetzt noch keinen Überlebenssarg besorgt hat, wird das schleunigst nachholen. Und was noch schlimmer ist, viele werden sich davon überzeugen wollen, ob ihre toten Angehörigen tatsächlich tot sind. Man wird ein Grab nach dem anderen öffnen."
    Unser Begleiter hatte unruhig zugehört. Er trat von einem Bein aufs andere. Man sah ihm an, daß er sich ziemlich unwohl in seiner Haut fühlte.
    „Ihr dürft nicht verraten, daß ich einen perfekten Überlebenssarg besitze", stieß er hervor. „Ich habe die elektrischen Installationen selbst vorgenommen. Niemand sollte mir in die Karten schauen.
    Wenn sich nämlich rumspricht, was ich mir dort eingerichtet habe, werden sie mir den Sarg stehlen."
    „Schon gut", wehrte ich amüsiert hab. „Wenn Sie den Mund halten, daß wir ein leeres Grab entdeckt haben, verraten wir Ihr kleines Geheimnis auch nicht. Abgemacht?"
    „Abgemacht."
    Der Mann war sichtlich erleichtert. Er drehte sich um. Anscheinend wollte er den unheimlichen Ort möglichst rasch verlassen.
    Ich hielt ihn am Arm fest. „Zuerst schaufeln wir dieses Grab wieder zu."
    Kiwibin war damit ebenfalls einverstanden. „Wenn jetzt eine Panik ausbricht, sind unsere ganzen Ermittlungen gefährdet. Jeder, der Angst davor hat, lebendig begraben zu werden, neigt zu Kurzschlußhandlungen. Das müssen wir unbedingt vermeiden."
    Der Mann wirkte fahrig und nervös, als er uns die Grube zuschippen half. Ich war mir auf einmal nicht sicher, ob wir richtig handelten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben. Vielleicht hing das mit dem gellenden Schrei zusammen, den wir eben vernommen hatten? Das war kein Mädchen gewesen. Ein junger Mann hatte seine Todesangst hinausgebrüllt.
    Schließlich waren wir fertig. Ich rückte die Kränze wieder an die richtige Stelle. Dabei glitt eine Papierschleife durch meine klammen Finger.
    In Liebe, die über den Tod hinaus währt, dein Nikolaj Satjukow.
    Ich sah Kiwibin bedeutungsvoll an. Der Dämonenjäger schien denselben Gedanken wie ich zu haben.
    „War die Tote verheiratet?"
    Der Hagere schüttelte den Kopf. Der Lichtkreis seiner Petroleumlampe kreiste über den Grabhügel. „Nein. Satjukow war ihr Verlobter. Die beiden sollen sich sehr geliebt haben. Denkt ihr etwa, daß er... "
    Ich hob die Schultern. „Möglich wäre alles. Jetzt werden wir zwei Besuche auf unsere Tagesordnung setzen müssen."
    Der Mann murmelte ein kurzes „Auf Wiedersehen", dann verschwand er zwischen den Grabreihen. Seine Lampe flackerte kurz auf, dann erlosch sie.
    „Vergessen Sie nicht!" rief ich ihm hinterher. „Sie halten

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