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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ein paar Schritte, dann brach er unmittelbar vor uns zusammen. Er gurgelte und übergab sich.
    „Diese Wahnsinnigen!" keuchte er. „Sie holen die Toten raus!"
    Ich schleppte den Stöhnenden zum Wasserbecken hinüber und befeuchtete ihm die Stirn. Dann gab ich ihm zu trinken.
    „Was ist passiert? Reden Sie, Mann!"
    Doch er antwortete nicht. Er war bewußtlos geworden. Ich lehnte ihn an die Wand und stützte seinen Hinterkopf etwas.
    „Kommen Sie, Hunter! Vielleicht bringen wir die Meute zur Räson."
    Die Kühlaggregate waren größtenteils ausgefallen. Die meisten Kühlschubladen standen offen. In einem Behälter lag die Leiche eines alten Mannes. Sein Gesicht war eingefallen, und die schlaffen Hände ruhten auf seinem Leib. Weiter hinten lag ein Toter auf dem Waschtisch. Schräg dahinter stand eine Schiebebahre.
    „Sie haben alles untersucht", stieß ich erschüttert hervor.
    „Na, klar. Wenn sie ihre Toten heimholen wollen, müssen sie überall nachsehen. Die Beamten des Krematoriums rücken die Leichen nicht freiwillig heraus. Das widerspräche allen Sicherheitsbestimmungen."
    Vor uns dröhnten Stimmen. Sie kamen aus einem Versammlungsraum. Hier konnten die Trauergäste zum letztenmal am geöffneten Sarg vorbeigehen, um von ihrem Toten Abschied zu nehmen. „Dort rüber!" schrie ich. „Besser, die Burschen sehen uns nicht sofort."
    Wir duckten uns hinter dem Waschtisch. Schmutzige Lauge tropfte unmittelbar vor mir auf den Boden.
    „Sie kommen!"
    Knarrend öffnete ich eine Tür. Ich schob den Kopf langsam über den Rand des Waschtisches und war auf allerhand gefaßt, doch der Anblick entsetzte mich trotzdem.
    Ein mittelgroßer Russe torkelte durch die Tür. Er hielt den leblosen Körper einer Frau auf den Armen. Ihr weißes Haar hatte sich aufgelöst und umfloß ihren Schädel wie ein Gespinst. Die Augen des Mannes funkelten irre.
    „Er ist allein", preßte ich atemlos hervor. „Knöpfen wir ihn uns vor."
    Wir sprangen auf. Der Fremde ging stur weiter und murmelte unverständliches Zeug. Es klang wie eine rituelle Beschwörung.
    „He, Mann! Wo wollen Sie hin?"
    Er drehte ganz langsam den Kopf herum. Ich sah, daß er weinte.
    „Lassen Sie - mich - gehen", stammelte er. „Lassen Sie mich und - meine Frau zufrieden."
    „Ist das Ihre Frau?"
    „Ja. Sie sollte heute verbrannt werden. Ich muß das unbedingt verhindern. Sie ist nur scheintot. Sie muß einen Überlebenssarg bekommen. Vielleicht kommt sie auch jetzt schon wieder zu sich."
    „Ihre Frau wollte doch eingeäschert werden, nicht wahr?"
    Der Mann blickte mich groß an. Das Gewicht der Toten schien ihm nichts auszumachen. Er hielt sie fest an sich gepreßt.
    „Ja. So steht es in ihrem 'Testament."
    „Warum wollen Sie sie dann wegbringen?"
    „Weil sie scheintot ist", sagte der Mann trotzig. „Sie hat ihren eigenen Tod geträumt. Vor einer Woche. Sie hatte Angst, lebendig begraben zu werden und bat mich, alles zu tun, damit sie nicht ohne Untersuchung unter die Erde käme."
    „Aber der Arzt", begann ich von neuem, „der den Totenschein ausstellte, hat doch eindeutig ihren Tod festgestellt. Oder etwa nicht?"
    Darauf erwiderte der Mann nichts. Ich wußte auch so, daß diese Frau tot war. Wenn er das Gegenteil behauptete, war er entweder verrückt oder auch nur verblendet, weil er der Wirklichkeit nicht ins Auge sehen konnte.
    „Lassen Sie die Tote hier!" redete Kiwibin auf den Mann ein.
    „Nein!" stieß der Mann barsch hervor. „Ich nehme sie nach Saboroschje mit. Ich werde sie heute nacht zum Schamanen bringen. Er allein kann mich von der Angst befreien und meine Frau aus dem totenähnlichen Schlaf wecken."
    „Schamane?" wiederholte ich neugierig.
    Kiwibin sah mich bedeutungsvoll an. „Davon hörte ich neulich schon einmal. Eine ganze Reihe von Leuten sucht bei diesem Burschen Rat und Hilfe. Angeblich treibt der Kerl in den Bergen sein Unwesen. Niemand weiß, woher er kommt. Man konnte mir auch keine genaue Beschreibung von ihm geben. Deshalb war eine Suche von vornherein sinnlos."
    „Vielleicht steckt dieser Kerl hinter der Panikwelle", murmelte ich.
    Kiwibin hob ratlos die Schultern. „Und wenn es ihn gar nicht gibt?"
    Hinter uns tauchten noch fünf Männer aus Saboroschje auf. Einen davon hatte ich am vergangenen Abend im Haus des Bürgermeisters gesehen. Er war bereits wieder betrunken. Vier von ihnen schleppten Leichen mit sich. Ein Toter war anscheinend das Opfer eines Verkehrsunfalls. Der Körper war gräßlich zugerichtet. Doch das

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