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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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den Mund über das, was Sie hier gesehen haben."
    Der Wind verschluckte seine Antwort.
    Kiwibin runzelte nachdenklich die Stirn. Er traute den Bürgern von Saboroschje keine große Verschwiegenheit zu.
    „Ich glaube, die nächsten Tage werden ziemlich anstrengend werden, Hunter."

    Ich saß jetzt seit einer geschlagenen halben Stunde bei Laikas Eltern. Die beiden alten Leute bewohnten eine kleine Wohnung am Stadtrand. Der Kanonenofen bullerte und verbreitete behagliche Wärme. Draußen schneite es wieder. Eisblumen verzierten die Fenster.
    „Sie wissen also nicht, wie es zu Laikas überraschendem Tod kam?" setzte ich erneut an.
    Ich wußte nicht, wie oft ich das schon gefragt hatte. Die alten Leute blieben stumm. Die Trauer schien ihnen die Kehlen versiegelt zu haben. Ich wußte, daß ich alles andere als willkommen war. Ich war für die Leute ein Wildfremder, der sich nicht in. ihre persönlichen Angelegenheiten mischen durfte - besonders nicht während der Trauerzeit.
    Statt einer Antwort reichte mir die alte Frau ein Bild Laikas.
    Das Mädchen war ungewöhnlich hübsch. Ich würde sie unter Hunderten wiedererkennen. Wenn sie wieder unter den Lebenden weilte, konnte ich sie einfach nicht übersehen.
    „Sie war verlobt, nicht wahr?"
    Die alte Frau nickte. Ihr Mann stopfte langsam seine Pfeife.
    „Mit Nikolaj Satjukow."
    „Woher wissen Sie das?"
    „Ich war auf dem Friedhof."
    Die Frau runzelte die zerfurchte Stirn und zerrte das schwarze Kopftuch ein bißchen höher. „Nikolaj war nicht auf der Beerdigung. Seit Laikas Tod hat er sich nicht mehr blicken lassen."
    „Ich fand seinen Kranz."
    „Ach, so ist das!"
    Jetzt schien ich ihr Interesse erregt zu haben. Sie kam schwerfällig auf mich zu. In ihren wässerigen Augen standen Tränen. „Was wollen Sie von uns einfachen Leuten, Fremder? Sie sind doch nicht grundlos hergekommen. Was schnüffeln Sie auf dem Friedhof herum? Wollen Sie die Ruhe unserer armen Tochter stören?"
    Was sollte ich ihr darauf antworten? Etwa, daß ich Laikas leeren Sarg entdeckt hatte? Die beiden alten Leute würden mich für verrückt halten. Sie verhielten sich absolut normal. Laika befand sich bestimmt nicht in ihrem Haus.
    „Es passieren merkwürdige Dinge", wollte ich mich geschickt aus der Affäre ziehen. „Sie wissen ja, was die Leute in Saboroschje behaupten."
    „Ja, ja", murmelte der alte Mann mit seiner krächzenden Stimme. „Alle haben Angst vor dem Tod. Viele fürchten auf einmal, lebendig begraben zu werden. Auf den Mond können sie fliegen, doch die Angst der einfachen Leute können sie nicht verhindern. Niemand wird seinem Schicksal entrinnen. Ich weiß das genau, Fremder. Hören Sie mir gut zu! Ich erzähle Ihnen jetzt eine Geschichte. Vielleicht verlieren Sie dann die Lust; in anderer Leute Leben herumzuschnüffeln."
    Der Kanonenofen ächzte. Funken zerplatzten auf dem Schutzblech des Bodens.
    „Ich höre Ihnen gern zu, alter Mann."
    „Das ist gut, Fremder", begann er in seinem schleppenden Tonfall. „Es war einmal ein reicher Kaufmann aus Maghrebinien. Der besaß einen wunderbaren Rosengarten. Den hegte und pflegte er wie ein Vater seine Kinder. Als er alt und schwach geworden war, nahm er sich einen Diener, der ihm das Essen kochte, ihn wusch und seinen Rollstuhl in den Rosengarten fuhr. Dort saß der alte Kaufmann oft stundenlang und erfreute sich am Duft seiner Rosen und dem Gesang der Vögel. Eines Abends wirkte der Diener verstört und ängstlich. Was hast du? Bedrückt dich irgend etwas?' Der Diener schüttelte den Kopf. Kann ich dir helfen?' ,Ja', antwortete der Diener. Gib mir ein Pferd und Geld für die Wegzehrung! Ich will noch heute abend nach Samarkand reiten. Es ist dringend. Ich habe dich noch nie um etwas gebeten, doch heute bitte ich dich um dieses eine.' Der alte Kaufmann erfüllte dem Diener den Wunsch, und der junge Mann verließ noch am selben Abend die Stadt. Als der alte Kaufmann in seinem Rollstuhl zwischen den blühenden Rosen saß, kam ein Fremder in den Garten. Der Alte wollte ihm entgegengehen, doch er war viel zu schwach dazu. Der Fremde war hager und von einer düsteren Schönheit. Du bist der Tod', sagte der Greis. Der Fremde nickte lächelnd. Ja, Kaufmann, ich bin der Tod. Aber ich bin noch nicht deinetwegen gekommen. Das hat Zeit. Ich will mir deinen Rosengarten anschauen. Im ganzen Land gibt es keinen schöneren. Nachher reise ich weiter. Morgen früh treffe ich deinen Diener in Samarkand. Ich bin dort mit ihm verabredet.' Der

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