0800 - Luzifers Höllenfestung
dich«, sagte Gryf. »Soll es sein oder nicht?«
»Ich habe doch ja gesagt!«, erinnerte der Professor seinen Freund.
»Also ja?«
»Ja!«
»Entscheide dich. Soll es sein oder nicht?«, wiederholte Gryf.
»Ja doch, es soll sein!«, knurrte Zamorra.
»Dreimal ein Ja, so soll es sein«, raunte Gryf. Die Zeichen auf seinen Lidern brannten jetzt in gleißendem Feuer. Mit den Kuppen beider Zeigefinger berührte er sie und löste sie ab wie Folien. Dann presste er sie auf die Zeichen des Siegels, die ihnen in ihrem Aussehen entsprachen.
»Merke dir, was ich tue«, sagte Gryf. »Beim nächsten Mal wirst du es selbst machen müssen.«
Das Siegel brannte plötzlich komplett! Die Flammen tanzten an Gryfs Armen hinauf bis zum Kopf, hüllten ihn ein. Dann erloschen sie.
Etwas knackte und zersplitterte. Papier raschelte.
Und Gryf brach neben dem Tisch zusammen!
***
Unterdessen machte Nicole sich daran, ihre Ausrüstung zu ergänzen. Sie fürchtete, dass sich Stygia immer noch irgendwo da draußen herumtrieb und darauf wartete, dass sie sich wieder zeigten. Am wirksamsten hatten sich bisher die Strahlwaffen gegen die Dämonenfürstin erwiesen.
»Also nicht kleckern, sondern klotzen«, murmelte Nicole und nahm zwei der Blaster aus dem Safe in Zamorras Büro.
»Und ich kriege gar nichts?«, quengelte Ixi. »Schließlich bin ich auch in Gefahr, weil ich euch geholfen habe.«
»Das sind sehr gefährliche Waffen«, sagte Nicole. »Damit kannst du nicht umgehen.«
»Wer sagt das? Du weißt wohl nicht, wie zielsicher ich werfen kann.«
»Eben.« Nicole wandte sich um. »Komm, gehen wir.«
Ganz in ihrer Nähe schlich der Tod durch die Gänge.
***
Zamorra war sofort neben seinem Freund. Der Druide lag da wie tot. Aber er atmete noch, wenn auch sehr schwach. Es schien ihn gewaltig erwischt zu haben. Schon bedauerte Zamorra, dreimal »ja« gesagt zu haben. Was, wenn es Gryf das Leben kostete?
Mit einiger Anstrengung hob er den Druiden vom Boden hoch. Als Gewichtheber war er noch nie besonders gut gewesen und hatte mit den rund achtzig Kilo, die Gryf auf die Waage brachte, einiges zu tun, aber als er ihn erst mal auf den Armen hatte, ging es besser.
An einer Wand des »Zauberzimmers« stand ein Sofa. Zamorra bettete den Freund so darauf, dass er in seiner Bewusstlosigkeit bequem lag.
Dann brauchte Zamorra ein paar Minuten, sich von der Anstrengung zu erholen. Unter anderen Umständen wäre es ihm leichter gefallen, aber er hatte immerhin schon einen Kampf gegen Stygia hinter sich, der ihm immer noch zu schaffen machte.
Jetzt endlich wandte der Parapsychologe sich wieder dem Buch mit dem Siegel zu.
Dieses Siegel war zerbrochen. Es war auch nicht mehr dreidimensional, sondern flächig mit dem Papier eins geworden. Und - es verkleinerte sich, um dabei einem der seltsam beweglichen Bilder zuzustreben.
Zamorra starrte die Zeichnung an und begriff zunächst nicht, was er da sah.
War das nicht…?
Tatsächlich. Hier war er selbst abgebildet, etwas fahrig gezeichnet, aber eindeutig zu erkennen. Sogar die Kleidung stimmte überein. Der gezeichnete Zamorra drehte sich jetzt dem echten Zamorra ganz zu; ihre Blicke trafen sich. Die Lippen der gezeichneten Figur bewegten sich.
Zamorra konnte von ihnen ablesen, was sein Abbild sagte.
Das erste Siegel ist geöffnet! Nun kannst du mehr erfahren. Aber bedenke stets, was du tust! Ein Fehler kann deinen Tod bedeuten!
Das zerbrochene Siegel war jetzt sehr klein geworden. Es schob sich auf das Etwas zu, das das Zamorra-Bild vor der Brust trug: die Zeichnung des Amuletts!
Dann verschmolzen Siegel und Amulett miteinander.
Das Bild erstarrte, bewegte sich nicht mehr. Als Zamorra genauer hinsah, war von seinem Abbild nichts mehr zu sehen. Stattdessen zeigte die Zeichnung eine dämonische Kreatur, und die Seiten dahinter, die vormals miteinander fest verbunden gewesen waren, hatten sich gelöst! Wie es schien, konnte man das erste Kapitel des Buches jetzt lesen!
»Das erste Siegel ist geöffnet«, wiederholte Zamorra. »Was für ein Siegel? Was bedeutet diese Öffnung? Sind es dreizehn Siegel - für jedes Kapitel eines? Wie finde ich sie?«
»Zu viele Fragen«, sagte Gryf. »Zu viele Fragen und zu wenig Anworten.«
Mit ein paar schnellen Schritten war Zamorra bei ihm. Überrascht stellte er fest, dass Gryf immer noch ohne Bewusstsein war. Dennoch hatte er gesprochen! Und zwar die gleichen Worte wie vorhin, vor der seltsamen Prozedur!
»Was für ein Siegel?«, wiederholte Zamorra
Weitere Kostenlose Bücher