0800 - Luzifers Höllenfestung
alles dicht beisammen.
Auch der Korridor war düster; nur die Notbeleuchtung brannte, aber als Zamorra das Zimmer verließ, wurde er von einem Bewegungsmelder registriert und die »Festbeleuchtung« flammte auf. Zamorra trat an eines der Fenster und schirmte seine Augen mit den Händen gegen den seitlichen Lichteinfall ab, versuchte zu erkennen, ob Nicoles Auto wieder unten auf dem Vorhof stand. Aber dort schien alles leer zu sein. Sie war also noch unterwegs.
Der Parapsychologe lächelte. Er gönnte seiner Lebensgefährtin, die zugleich seine Sekretärin und Kampfpartnerin bei den Auseinandersetzungen mit den dunkelmagischen Kräften war, das Vergnügen. Schließlich hatte sie tagelang an Scanner und Computer gesessen, um weitere Werke aus der gigantischen Bibliothek digital verfügbar und auswertbar zu machen. Das erleichterte die Suche nach so manchem Begriff, mancher Geschichte, manchem Zauber, und man musste dazu nicht mehr umständlich in der mittlerweile zwei Etagen umfassenden Bibliothek nachschauen und konnte das gespeicherte Wissen auch von woanders her abrufen.
Schulterzuckend wandte Zamorra sich um. Er trug keine Uhr bei sich, wusste nicht einmal, wie spät es inzwischen war. Es interessierte ihn momentan auch überhaupt nicht. Da das Château aber völlig still dalag, war vermutlich Mitternacht schon vorüber.
Der Professor suchte das Bad auf, duschte kurz - obgleich das Studium des Folianten eine sitzende Tätigkeit darstellte, war er darüber zuweilen doch in Schweiß geraten - und ging dann hinüber zu seinen Zimmern, um sich mit frischer Kleidung zu versehen. Sandalen, ein Trainingsanzug, das reichte als Freizeitkluft.
Früher, als der alte Diener Raffael noch lebte, wäre dieser ihm trotz der nächtlichen Stunde sicher völlig korrekt und hellwach über den Weg gelaufen, um seine Präsenz zu zeigen und zu erfragen, ob es irgendetwas gab, das er für seinen Chef tun konnte. Sein Nachfolger William, eigentlich in Lady Patricias Diensten, sah es mit dem Feierabend auch nicht so streng, brauchte aber scheinbar doch mehr Schlaf als der alte Raffael.
Also war nicht damit zu rechnen, dass jetzt ein kleiner Imbiss bereit stand; William hatte natürlich nicht wissen können, wann Zamorra sein »Zauberzimmer« zu verlassen geruhte. Aber dann war der Parapsychologe doch etwas verblüfft, als er die Tür zum Speiseraum offen fand und auf dem Tisch eine Flasche Wein, eine Flasche edlen Cognac und vier Gläser - je zwei für Zamorra und für Nicole Duval.
Zamorra lächelte.
Irgendwo draußen blubberte der Auspuff eines Big Block-Achtzylindermotors und knirschten Reifen auf dem Splitt des Innenhofs. Dann schepperte eine Autortür, der Motor wummerte lauter und der Wagen verschwand durch das Tor in der umgebenden Schutzmauer hin zur Serpentinenstraße, die vom Berghang hinab zu dem kleinen Dorf an der Loire führte, über dem sich Château Montagne erhob.
Augenblicke später betrat Nicole Duval die Eingangshalle, mit tänzelnden Schritten, etwas verträumtem Gesichtsausdruck und eine Melodie summend, die Zamorra noch nie gehört hatte. Sie klang romantisch und wild zugleich.
Der Professor eilte die Treppe hinunter in die Halle.
»Hups!«, begrüßte Nicole ihren Chef und Lebensgefährten. Ehe er begriff, wie ihm geschah, hatte sie ihn bei den Händen und zog ihn in einen seltsamen Tanz. Es fiel ihm nicht schwer, sich den Bewegungen anzupassen. Das Lied zog ihn in seinen Bann.
Tanzend näherten sie sich der Treppe. Ein paar Schritte vorher beendete Nicole den Tanz. Sie atmete tief durch. Ihre braunen Augen leuchteten fast. Sie strich sich durch das Haar, das ihre Schultern umspielte und in lockeren Strähnen auch in ihr Gesicht fiel. Zamorra hatte den Eindruck, dass sie sich unten im Dorf ziemlich verausgabt hatte.
»Morgen müssen…« Sie unterbrach sich. »Guten Morgen, cheri. Kinder, wie die Zeit vergeht… da ist es schon fast drei Uhr und ich hab’s nicht mal gemerkt.« Sie sah von der Standuhr, die zwischen den Ritterrüstungen aufragte, wieder zu Zamorra. »Also nachher - später - müssen wir mein Auto holen«, sagte sie. »Ich hab’s vorsichtshalber unten gelassen. Mostache hat ein paar wunderbare Likörchen hereinbekommen, die nicht auf seiner Getränkekarte stehen.«
»Und du hast sie durchprobiert«, schmunzelte Zamorra.
Nicole lachte ihn an. »Frau muss doch wissen, was der alte Vogel alles an trinkbaren Geheimnissen hütet. Apropos Vogel - was macht die Katze da?«
Die hockte auf
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