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0801 - Ruine des Schreckens

0801 - Ruine des Schreckens

Titel: 0801 - Ruine des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an der Glaswand stand, trat ich schnell einen Schritt zurück.
    Wie ein vom Himmel gefahrener und erstarrter Blitz war das Muster in das Glas gezeichnet. Ich konnte nicht erkennen, ob es schon einen Riss hinterlassen hatte, aber ich wusste jetzt, wie dieses geheimnisvolle Geräusch erklungen war. Gefahr bahnte sich an.
    Ich drehte mich um und hörte den Schrei. Robert Morse hatte ihn ausgestoßen. Er war von seinem Stuhl in die Höhe gesprungen und wirkte wie jemand, der vereist war und den man einfach irgendwo hingestellt hatte.
    Die Hände wiesen nach vorn und gleichzeitig nach oben, so hatte er sie gedreht.
    »Sie kommen!«, schrie er. »Sie kommen zurück! Sie werden uns holen! Ja, nur uns…«
    Seine Warnschreie versandeten in einem tiefen Schluchzen. Tränen liefen aus den Augen und über sein Gesicht, als er sich umdrehte, um uns anzuschauen.
    Suko wollte ihn anfassen, doch der alte Mann schlug die Hand meines Freundes weg. »Geht!«, brüllte er. »Du darfst keinen Toten anfassen!«
    Uns liefen bei den Worten Schauer über die Rücken, und der alte Mann sprach weiter. Er holte pumpend Luft, aber er schrie nicht mehr, sondern flüsterte: »Denn ich bin so gut wie tot. Ich gehöre bereits zu den Leichen, nur wisst ihr es nicht…«
    Mir kam es so vor, als hätte Morse den Verstand verloren. Seine Stimme war einige Male sehr laut gewesen und hatte andere Geräusche überdeckt. Jetzt war er still, wir hörten das Knirschen und das gleichzeitige Platzen über unseren Köpfen.
    Wir schauten hoch…
    Ja, was dann geschah, war kaum zu fassen. Es lief blitzschnell ab, nur kam es mir so vor, als würde sich alles in einem Zeitlupentempo bewegen, denn jede Einzelheit bekam ich sehr genau mit und kam mir trotz der Schnelligkeit vor wie gelähmt.
    Das Verhängnis hatte über uns stattgefunden. Dort war die Decke gerissen. Sie fiel dem Boden entgegen wie große Puzzelstücke, ich konnte sie nicht einmal zählen, aber ich bekam mit, während ich mich mit einem gewaltigen Sprung aus der Gefahrenzone warf, dass sie nicht in eine Richtung fielen, sondern sich verteilten, als wären sie von mehreren Kräften zur Seite geschleudert worden.
    Sie fielen nach unten, kreisten dabei noch um ihre eigene Achse wie kantige, rotierende Sägeblätter.
    Ich schlug auf den Boden, räumte noch einen Stuhl zur Seite, der meinen Schwung kaum stoppen konnte, denn ich überschlug mich zweimal, bis ich in einer Lage zur Ruhe kam, die mir einen Blick in den Wintergarten und gegen dessen Decke erlaubte.
    Ich sah Robert Morse.
    Er hatte alles mitbekommen, aber er hatte völlig falsch reagiert und stand vor seinem Stuhl mit ausgebreiteten Armen wie eine biblische Gestalt.
    Den Kopf hatte er zurückgelegt, er schaute einzig und allein gegen die Decke, die nicht mehr so war wie zuvor. Die blutverschmierten Stücke hatten sich gelöst, waren auf dem Weg nach unten, drehten sich, und keiner von uns konnte das Verhängnis stoppen.
    Die Glasstücke wirkten wie scharf geschliffene Schwertklingen. Sie erwischten Robert Morse am Hals und an der Hüfte. Was ich zu sehen bekam, war einfach furchtbar und nicht zu ertragen. Ich sah noch das Blut, dann schloss ich die Augen und hörte einen Moment später einen irren Krach, als die Glasstücke zu Boden fielen, wobei einige von ihnen noch zerbrachen.
    Ich hatte den Kopf durch beide Arme gestützt und betete darum, dass es mich nicht erwischte. Ich blieb einfach liegen, spürte die Aufschläge der Splitter, die auch über mich hinwegglitten wie eine gewaltige Wolke und an meinem Körper rasierten wie Klingen, wobei das meiste durch die Kleidung geschützt war. Sekunden vergingen. Sie dehnten sich. Ich hatte den Atem angehalten. War das alles gewesen?
    Noch traute ich mich nicht, den Kopf anzuheben, denn ich dachte an den Nachschub von oben.
    Er blieb aus…
    Nichts fiel mehr.
    Kein Krachen, kein Bersten, die Stille des Todes war wieder zurückgekehrt, und endlich rührte ich mich.
    Genau in diesem Augenblick bewegte sich auch Suko. Er hatte sich beim Brechen der Decke in die entgegengesetzte Richtung geworfen, so dass praktisch Robert Morse zwischen uns gestanden hatte. Und er hatte seinen Platz bewusst nicht verlassen. Er hatte seinen Tod gewollt, und er war auch gestorben.
    Ich hatte mich aufgerichtet und schaute zunächst nach oben, wo sich ein Loch in der Decke befand. Es war sehr groß, zackige Ränder umrahmten es. Einige Glasstücke hingen nach unten und sahen so aus, als könnten sie den nächsten Windstoß

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