0801 - Ruine des Schreckens
präzisierte es und fügte noch die vier Erzdämonen hinzu.
Also mussten auch sie die Fratzen gesehen haben und waren bei deren Anblick eben in diese unerklärliche tiefe Bewusstlosigkeit gefallen. Bis auf zwei Ausnahmen, Suko und Robert Morse. Warum hatte es sie nicht erwischt?
Die Antwort kannte ich nicht. Es gab da nur Spekulationen. Wahrscheinlich hatten die vier Erzdämonen mit ihnen noch etwas Besonderes vor, und ich traute den Dienern Luzifers auf jeden Fall alle Gemeinheiten zu. Bisher hatten sie das Feld bearbeitet und den Keim in den Boden gelegt. Nun aber warteten sie auf die Ernte.
Ich hatte es eilig, als ich den Rückweg antrat. Ein Gefühl sagte mir, dass noch nicht alles vorbei war, und als ich die Treppe zur Halle hinunterstieg, stand Suko an deren Fuß. Gespannt schaute er mir entgegen. Ich stellte ihm die erste Frage. »Wo ist Robert Morse?«
»Noch im Wintergarten. Und was ist dir passiert?«
Neben Suko, der mir Platz gemacht hatte, blieb ich stehen. Mein Gesicht war so ernst, dass er erschrak und ich ihm rasch das Wichtigste erklärte. »Sie sind nicht tot.«
Suko atmete erleichtert aus. »Okay, wunderbar, aber was ist mit ihnen geschehen?«
»Sie sind noch da. Alle, nehme ich an.«
»Du sagst das so seltsam, John«
»Ich konnte mit keinem reden. Sie waren nicht in der Lage.« Suko und Robert Morse bekamen von mir einen genauen Bericht. Zumindest mein Freund hörte genau zu. Was Robert Morse tat, sah ich nicht. Er hatte sich zur Seite gedreht und starrte gegen die blutverschmierte Wand des Wintergartens.
»Fühlst du dich wohl?«, fragte Suko.
»Ich weiß nicht.« Dann schüttelte ich den Kopf »Nein, ich fühle mich nicht wohl.«
»Das kann ich mir denken, John. Es ist etwas geschehen, bei dem wir außen vorgelassen wurden. Bis jetzt, aber es ist nicht vorbei. Ich… ich komme mir allmählich vor wie in einem Gefängnis. Alles rückt immer dichter und näher zusammen, und ich glaube, dass für uns noch die Stunde der Wahrheit schlagen wird.«
»Das ist möglich, nur frage ich mich, ob es Sinn haben wird, hier zu bleiben.« Ich deutete auf den alten Schriftsteller. »Wir sollten ihn zumindest von hier wegschaffen.«
»Einverstanden. Wohin?«
»Weit weg«, murmelte ich. »Mit uns zusammen.«
Suko hatte mich begriffen. »Israel?«
»Ja!« Ich ging einen Schritt zur Seite und bekam mit, wie Morse den Kopf hob. »Weißt du, er kennt sich aus. Wir wissen zwar jetzt den Namen der Klosterruine, aber wir müssten uns schon durchfragen und würden wahrscheinlich auffallen.«
»Das werden wir sowieso. Denk daran, dass Bill mit einem Mann zusammen war, der Bescheid weiß und zudem Beziehungen zum israelischen Geheimdienst hat. Ich kann mir denken, dass da einige Verbindungen gestrickt worden sind.«
»Ich werde nicht gehen!« Robert Morse hatte gesprochen und war mir mit seiner Bemerkung zuvorgekommen.
Mein Wink galt Suko, damit er mit ihm sprach, denn er kannte ihn besser. Suko blieb dicht neben dem Stuhl des Mannes stehen und fragte.
»Warum wollen Sie nicht gehen?«
»Mein Leben ist vorbei.«
»Nein, Sie…«
»Hören Sie auf, Inspektor. Ich merke es selbst, dass es immer mehr verrinnt. Dieses Haus wird auch mein Grab werden. Ich bin die Spur, ich habe getan, was ich konnte, aber ich habe auch, und das wollte ich nicht, die Urkräfte gereizt. Sie sind gefährlich, sie sind böse, sie werden es nicht hinnehmen. Sie haben bewiesen, wie leicht es für sie ist, die Menschen unter ihre Kontrolle zu bringen. Nichts lebt mehr wirklich in diesem Haus, gar nichts. Auch ich bin tot, obwohl es nicht so aussieht. Tut mir echt Leid…«
»Aber Sie dürfen sich nicht aufgeben. Wir werden das Haus hier verlassen, und wir werden Sie an einen sicheren Ort bringen, Robert.«
»Es gibt keinen mehr«, erwiderte er.
Ich hatte der Unterhaltung nur mit einem Ohr zugehört, weil ich den Wintergarten durchschritt. Es regnete kein Blut mehr, nur noch an einigen Stellen rannen die roten Streifen an den Wänden entlang.
Es war sehr still geworden, trügerisch still. Ich konnte durch eine Lücke nach draußen schauen. Mein Blick glitt durch den Park, der wie eine Bilderbuchlandschaft vor mir lag. Rasen, Bäume, Wege, kleine grüne Blätter an den Zweigen. Hin und wieder fielen von einigen Spitzen noch Blutstropfen.
Ich wollte mich wieder umdrehen, als ich das Knacken hörte. Es wurde gleichzeitig von einem knirschenden Geräusch begleitet, das wie ein Warnsignal meine Ohren erreichte.
Da ich sehr dicht
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