0801 - Ruine des Schreckens
nicht überstehen. Nur keine Erschütterung, das sagte auch Suko, während wir uns mit vorsichtigen Schritten dem Mann näherten, der vor einer Minute noch gelebt hatte.
Jetzt nicht mehr.
Das Knirschen unter unseren Füßen hörte sich an wie eine leise Todesmelodie, als wir auf die Leiche zugingen, die tatsächlich von zwei dieser verfluchten Glasstücke erwischt worden war.
Was sie mit diesem Mann getan hatten, brauche ich wohl nicht mehr zu beschreiben. Ich schauderte auch zusammen, als mein Blick in das blutbespritzte Gesicht des alten Mannes fiel. Der Kopf war abgetrennt.
Wind wehte in den Wintergarten. Über uns bewegte sich ein besonders lockeres Stück. Suko und ich nahmen Reißaus. Zum Glück, denn es fiel nach unten, und wir beobachteten vom Park her, wie es auf den Boden prallte und zerbrach.
Mein Freund schaute mit leicht käsig wirkendem Gesicht gegen den wolkigen Himmel. »John, er hat Recht behalten. Was seinen Tod anging, und was die andere Seite betraf. Sie war noch vorhanden, sie wollten ihn vernichten, denn er hat einen Frevel begangen, für den sie kein Verständnis aufbringen konnten. So wurde die letzte Spur von den Erzdämonen brutal gelöscht.«
»Nein, Suko, nicht die letzte.«
Er lächelte schief. »Denkst du an das Orakel?«
»Ja.«
»Ich hoffe, dass es uns hilft.«
»Wir werden sehen«, sagte ich und ging über einen Weg dorthin, wo eine Bank stand. Darauf nahm ich Platz und starrte gegen den halb zerstörten Wintergarten.
Mir war danach zumute, eine Flasche Whisky auf einmal zu leeren.
***
Eine Stunde später, sah nichts mehr so aus wie zuvor, denn wir hatten unsere Alarmmeldungen abgegeben. Da waren die uniformierten Kollegen erschienen, die das Gelände trotz seiner einsamen Lage abgesperrt hatten.
Noch stärker vertreten waren die Kranken- und Rettungswagen, aber auch ein Leichenwagen befand sich darunter.
Man hatte die Überreste des alten Mannes in die Wanne gelegt und abtransportiert. Ich hatte dem Wagen lange nachgeschaut, mit einem bitteren Geschmack im Mund und einem klumpigen Druck in der Magengegend.
Zum Glück hatte er in den letzten Stunden seines Lebens noch eine Nachricht weitergeben können. Wir wussten nun, wo wir suchen mussten. Nicht mehr hier, sondern in Israel, wo sich die Ruinen des alten Klosters Gamala befanden. Dass dies kein Spaziergang werden würde, war uns klar, aber wir wollten es durchziehen, denn dies versprach mehr Erfolg, als die Suche nach irgendeinem Exemplar eines Buches, das von Robert Moore geschrieben worden war.
Ich hatte zwei Zigaretten geraucht, worüber ich mich im Nachhinein ärgerte. Noch immer hielt ich mich im Freien vor dem Haus auf und schaute zu, wie die Alten und Schwachen von Helfern aus dem Haus getragen wurden.
Die meisten von ihnen lagen noch immer in dieser tiefen unnatürlichen Bewusstlosigkeit, es gab nur wenige, die normal gehen konnten, zumeist die jüngeren Frauen und Männer vom Personal, aber auch sie bewegten sich, als stünden sie unter Drogen.
Suko und ich warteten auf die Ankunft unseres Chefs. Er hatte versprochen, zu kommen, weil er sich an Ort und Stelle ein Bild machen wollte.
Natürlich war auch den Kollegen die blutverschmierte Umgebung aufgefallen, es hatte viele Fragen gegeben, vor deren Antworten ich mich gedrückt hatte. Ich wollte einfach keine Erklärungen geben, die sowieso nicht auf fruchtbaren Boden gefallen wären.
Endlich fuhr der Dienstwagen unseres Chefs aus dem Wald. Er schob sich näher und stoppte in unserer unmittelbaren Umgebung. Sir James stieg aus, bevor sein Fahrer ihm noch die Tür öffnen konnte. Er blieb vor dem Fahrzeug stehen und schaute sich um.
Ich ließ ihn in Ruhe, er uns ebenfalls. Als er sich den Überblick verschafft hatte, kam er auf uns zu. Unter dem Rand des Bowlerhutes zeichnete sich nur ein Teil seines Gesichts ab, das von Sorgenfalten gezeichnet war.
»John – Suko«, sagte er.
Wir nickten.
»Im Prinzip bin ich trotz allem froh«, sagte unser Chef, »dass Sie es geschafft haben.«
»Ja, das sind wir auch.«
»Es war knapp genug«, fügte Suko hinzu.
»Können Sie einen Bericht geben?«
Wir gingen zur Seite, weil wir keine Zeugen haben wollten. Sir James wurde von den anderen Kollegen sowieso misstrauisch beäugt. Er schaute zu Boden und sah dort die dunklen Flecken, die einen Teil der hellen Kiessteine bedeckt hielten.
»Blut, nicht wahr?«
»Ja«, murmelte ich.
»Und wieso?«
Ich zeigte auf Suko »Das kann er Ihnen vielleicht besser erzählen,
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