0801 - Ruine des Schreckens
zur Bundeslade führte. Es war die Weiße Macht, der Geheimdienst des Vatikans. Seit kurzem gehörte mein Freund Father Ignatius dazu, und auch die Weiße Macht hätte gern erfahren, ob es die Lade noch gab oder nicht. Im Vatikan wusste man inzwischen um die Bedrohung, die von den Kreaturen der Finsternis ausging und man versuchte auch, gegen sie anzukämpfen. Diese Urdämonen zu vernichten, war ein großes Ziel der Weißen Macht. Viel wusste ich über sie nicht, aber sie war aktiv, und wir standen auf einer Seite, das war schon wichtig. In diesen letzten Fall hatte die Weiße Macht nicht eingegriffen.
Wahrscheinlich wussten ihre Agenten auch nicht Bescheid, denn ich hatte Father Ignatius über die neuen Entwicklungen nicht informiert, was möglicherweise auch ein Fehler gewesen war.
David Stern lächelte, als er die große Kaffeetasse anhob. »Dann kann ich nur noch einmal wiederholen. Willkommen in Israel. Und ich denke auch, dass wir es schaffen.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte ich.
Er strich sein dunkles Haar zurück. Sein Gesicht war markant, in dem nur die etwas klobige Nase auffiel. »Ich meine, dass wir den Weg zum Kloster finden.«
»Mehr nicht?«
Stern lächelte. Das graue Haar machte ihn älter, als er war, stand ihm aber gut. »Ich kenne die Gerüchte und weiß auch, worauf Sie hinauswollen, Mister Sinclair. Wissen Sie eigentlich, dass ich mich darüber freue, Sie kennen zu lernen? Ihrem Freund Suko habe ich das schon gesagt, schließlich hört man einiges von Ihnen.«
»Sind wir so bekannt?«
»Nur bei Insidern.«
»Das meiste stimmt nicht.«
»Da bin ich mir nicht sicher. Hin und wieder haben Bill und ich über Sie geredet, und ich bin froh, dass mir eben einige Gerüchte zu Ohren gekommen sind.«
»Schlimme?«
»Nein, gar nicht. Ich weiß, dass Sie ein Mensch sind, der seinen Weg geht und sich mit Dingen beschäftigt, die von vielen abgelehnt werden.«
»Wie stehen Sie dazu?«, fragte ich.
Er hob die Schultern. »Meinen Sie das allgemein oder auf diesen Fall bezogen?«
»Speziell.«
Stern schaute nachdenklich vor sich hin. »Ich weiß, John, dass es gewisse Gerüchte gibt. In letzter Zeit haben sie sich verdichtet. Die – sagen wir mal – religiöse Altertumsforschung befindet sich in einem Umbruch, das müssen wir akzeptieren. Es wird geforscht, es wird gesucht, es wird gegraben, man sucht nach Beweisen für Dinge, die bisher dem Glauben vorbehalten waren, Jesus ist zu einer auf einmal historisch wichtigen Persönlichkeit geworden, und man verlässt sich nicht mehr allein auf die Aussagen der Evangelisten, zu denen man stehen kann, wie man will. Beweise müssen her, denn es gab einfach zu viel Leerlauf in den dreiunddreißig Jahren, die Jesus gelebt haben soll.«
»Das ist aber nicht unser Problem«, sagte ich.
»Ja, ich weiß.« Stern nickte. »Sie forschen nach Dingen, die noch weiter zurückliegen, sie wollen an die Quellen heran, aus denen der jüdische und der christliche Glaube entsprungen sind.« Er senkte seine Stimme, damit auch niemand mithören konnte. »An die Bundeslade…«
»Genau erfasst.«
Stern hob die Schultern. »Sie werden sicherlich Verständnis dafür haben, dass wir als Juden davon natürlich ebenso betroffen sind wie Sie. Ich weiß, dass oft nach der Lade geforscht und gesucht wurde, ebenso wie nach der Arche Noah. Sie ist bisher nicht gefunden worden, und ich weiß nicht, ob es sich mit der Lade nicht ähnlich verhalten wird. Noch schwelt der Brand unter der Oberfläche, die Öffentlichkeit ist nicht informiert, sonst würde ein Run auf die Lade aufbrechen, und jeder, der sich irgendwo berufen fühlt, würde sich auf die Suche nach ihr machen. Wenn es sie geben sollte, ist sie nicht einfach zu finden. Man muss nach Spuren und Hinweisen forschen und suchen, die uns zum Ziel bringen können, und die liegen nicht wie auf dem Präsentierteller bereit, das wissen auch unsere Experten. Ich weiß über Ihre Arbeit Bescheid, Mister Sinclair, und darf Sie deshalb fragen, was Sie mit dieser Bundeslade vorhaben, vorausgesetzt, es gelingt Ihnen, sie zu finden.« Er trank hastig einen Schluck Kaffee. »Wollen Sie dieses Fundstück den Bibelwissenschaftlern, den Alttestamentlern oder den Historikern zur Verfügung stellen?«
Ich runzelte die Stirn. Es war eine schlichte, aber gute und brisante Frage. Nur würde es mir nicht im Traum einfallen, David Stern die reine Wahrheit zu sagen, denn die Kreaturen der Finsternis und der Versuch, sie zu vernichten, war etwas,
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