0801 - Ruine des Schreckens
Telefon. Keiner von uns hob ab. Das tat Sheila. Sie kam in den Wohnraum und hielt das tragbare Gerät in der rechten Hand.
»Es ist für dich, Bill«, sagte sie und warf ihm dabei einen besonderen Blick zu. »Ein gewisser David Stern.«
Fast hätte der Reporter gejubelt. Stattdessen warf er uns einen triumphierenden Blick zu und sagte: »Darauf habe ich gewartet.«
Wir natürlich auch, deshalb waren wir auf diese Unterhaltung mehr als gespannt. Selbst Sheila blieb bei uns. Sie stand nahe der Tür im Licht, dessen Schein auf ihrer schwarzen Samthose einen hellen Schimmer hinterließ. Ihre weiße Bluse war mit Perlen bestickt und umgab ihren Oberkörper wie ein lockerer Vorhang. Das blonde Haar zeigte einen flotten Schnitt und war an einigen Stellen von leicht rötlichen Strähnen durchzogen.
Bill war zu nervös, um sich hinzusetzen. Er ging während des Gesprächs stets auf und ab, durchquerte den großen Wohnraum immer wieder, gab nur kurze Antworten, die für uns allerdings optimistisch klangen, wozu auch sein Lächeln beitrug, das hin und wieder den Mund in die Breite zog.
»Das kommt uns ja wie gerufen, David«, sagte er einige Male.
»Genauso haben wir es uns vorgestellt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft wir die Dinge schon durchdiskutiert haben. Es gibt eben nur den einen Weg. Wir müssen in die Klosterruinen.«
Er hörte wieder zu, nickte vor sich hin, räusperte sich einige Male und bedankte sich sogar für das, was sein Kollege in Israel für uns tun wollte.
Dann sprach er davon, dass wir uns bereits eine Maschine ausgesucht hatten, die relativ früh startete, so dass wir praktisch um die Mittagszeit in Jerusalem eintreffen würden.
Alles ging glatt, Stern stimmte sofort zu, was mich ein wenig nachdenklich machte, denn ich dachte immer an die Verbindungen, die dieser Mann zum Mossad unterhielt.
Jedenfalls würde die Sache laufen, und wir standen schließlich nicht mehr allein auf weiter Flur. Wie sich letztendlich David Stern uns gegenüber verhielt, war eine andere Sache. Da wir jedoch über ihn etwas Bescheid wussten, konnten wir uns darauf einstellen.
Er hatte schon alles vorbereitet, auch für die Ausrüstung gesorgt und würde uns auch vom Flughafen abholen, wie Bill uns nach dem Gespräch mit ihm erklärte.
Ich wurde von Bill angesprochen, der vor mir stand und auf mich, den Sitzenden herabschaute. »Nun, Alter, was sagst du?«
»Hört sich nicht schlecht an.«
»Aber auch nicht gut, wie?«
Ich lächelte. »Nun ja, es liegt an dir, denn du hast uns schließlich von Sterns Verbindungen zum Mossad berichtet.«
»Ja, ich weiß. Allerdings hoffe ich doch, dass man sie als locker einstufen kann.«
»Das wäre gut, denn als offizieller Agent würde er mir überhaupt nicht passen.«
»Frag mich mal. Jedenfalls wird er für alles sorgen. Wir brauchen mit keinen Schwierigkeiten zu rechnen, wenn wir landen. Dass er auch für den Mossad arbeitet, wissen wir, darauf sind wir eingestellt. Zudem war dein Freund Wladimir Golenkow auch beim KGB.«
Ich akzeptierte den Vergleich nicht und erklärte Bill, dass Wladimir ein Freund war, was er von David Stern nicht behaupten konnte. Der war nur Kollege.
»Aber deshalb kneifen wir nicht.«
»Da hast du Recht.« Ich stand auf und nahm Bill das Telefon aus der Hand. »Du gestattest, dass ich Sir James anrufe?«
»Immer.«
Ich wählte die Nummer, und während ich wartete, dass mein Chef abhob, warf ich Sheila einen Blick zu, die an der Tür stand und gar nicht so fröhlich aussah.
Ich wusste nicht, ob sie Angst hatte, aber das ungute Gefühl konnte sie nicht leugnen; ich übrigens auch nicht.
Wir lernten David Stern als einen energiegeladenen Menschen kennen, der uns sehr freundlich und nett begrüßte, uns tatsächlich alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt hatte, sich nach dem Flug erkundigte, dafür sorgte, dass wir schnell an unser kleines Gepäck kamen und dann mit uns in einer Cafeteria verschwand, wo wir die braune Brühe aus großen Töpfen tranken, inmitten chromgestylter Tische und Sitzplätze.
Ich schaute mich etwas unauffällig um, weil ich herausfinden wollte, ob wir bereits unter der Kontrolle des Mossad standen, aber das herauszufinden, war wohl mehr ein Irrglaube. Dieser Dienst beschäftigte so gute Leute, dass diese überhaupt nicht auffielen.
Während Stern mit Suko und Bill über die Reise sprach, drehten sich meine Gedanken mehr um eine dritte Kraft, die ebenfalls herausfinden wollte, wo sich eine Spur finden ließ, die
Weitere Kostenlose Bücher