0801 - Ruine des Schreckens
knochentrockenes und steiniges Gelände hinein, das uns immer wieder hohe Hindernisse präsentierte, denen unser Fahrer ausweichen musste.
Dieser Wagen war aufgemotzt worden. Stärkere Stoßdämpfer, bessere Bleche, und ein Gitter vor dem Kühler fing die kleinen Hindernisse ab.
Suko und ich wurden im Fond von einer Seite zur anderen geworfen. Immer wieder knallten wir gegeneinander oder flogen in die Höhe.
Die Berge rückten näher, wir merkten es kaum, aber wir gewannen an Höhe und waren ebenfalls aus großer Distanz zu sehen, weil der Jeep eine Staubfahne hinter sich herzog.
Dann kippten wir nach vorn, gleichzeitig zur rechten Seite, und wenig später fuhren wir in einem dieser Wadis weiter. Es ging etwas besser, auch wenn wir uns vorkamen wie auf der berühmten Rüttelstrecke für Testwagen. Aber die Hindernisse waren nicht so groß, als dass sie uns gestoppt hätten, und David gab nicht auf. Er hockte hinter dem Lenkrad, als wäre er mit ihm verwachsen.
Wie viele Meilen es noch bis zum Ziel waren, wusste ich nicht. Hin und wieder beobachtete ich die Sonne, die doch allmählich tiefer sank und schon eine etwas andere Färbung bekommen hatte. Das Gelb war intensiver geworden. Der Staub blieb, die Einsamkeit ebenfalls, der Weg veränderte sich wieder, als wir einen langen Hang hochfuhren, an dessen Ende wir Felsen entdeckten, die wie gewaltige graugelbe Zähne in die Höhe ragten und wohl ein hoch liegendes Plateau markierten.
Uns war nur ein kurzer Blick gegönnt, denn sehr schnell fiel der Vorhang aus Staub wieder zusammen.
Bill drehte sich um. Sein Gesicht war zu einem harten Grinsen verzogen. Aus der Staubmaske blitzten seine Augen. »Da oben die Felsen, da ist unser Ziel.«
»Wir haben sie gesehen«, sagte ich.
»Okay.« Er hob einen Daumen. »Nicht mehr lange, dann liegt die Scheiße hier hinter uns.«
Aufatmen konnten wir noch nicht, denn diese Fahrt entwickelte sich auch weiterhin zu einer regelrechten Höllentour. Der Jeep und sein Fahrer taten ihr Bestes. Es war nicht einfach, einen derartigen Wagen zu lenken, und mehr als einmal fluchte Stern laut auf.
Doch er war verbissen. Er fuhr weiter, er fuhr manchmal auch schneller, so kämpften wir uns den breiten, steinigen Hang hoch, in dem sich zahlreiche Querrillen wie Wellen in den trockenen Boden eingegraben hatten. Er zeigte Furchen und Risse wie die Haut eines Greises, er lechzte nach Wasser und würde noch lange warten können, denn der Regen würde erst später, viel später fallen.
Durch den nie abreißenden Vorhang aus Staub war es leider nicht möglich, den einen oder anderen Blick auf die Ruine zu erhaschen, aber der Hang nahm ein Ende, denn plötzlich kippten wir nicht mehr nach hinten, sondern konnten wieder normal sitzen, wenn auch unruhig.
Wir packten auch den Rest.
Vor uns lachte David Stern krächzend auf. Seine Kehle war durch den Staub ausgetrocknet. Er zerrte das Lenkrad nach rechts. Auf einer relativ glatten Fläche fuhren wir weiter, und allmählich senkte sich auch der dunstige Vorhang.
Freie Sicht.
Hoch wuchsen die Mauern vor uns, als wollten sie sagen, bis hierher und nicht weiter. Ich war überrascht, denn ich hatte mir flache Trümmer vorgestellt, diese Ruinen aber waren mächtig. Ihnen hatten Wind und Wetter nicht so viel anhaben können. Sie standen in unterschiedlicher Höhe wie eine Trutzburg aus der tiefen Vergangenheit. Erlebte Geschichte gewissermaßen.
Im Schatten einer Mauer stoppte David Stern den Wagen und stellte den Motor ab.
Wir alle atmeten auf und blieben zunächst einmal in unserem Fahrzeug sitzen. Nach dieser aufregenden Fahrt mussten wir uns erst mal fangen und konnten uns auch gratulieren, es geschafft zu haben.
Bill schlug seinem Kollegen auf die Schulter. »Das hast du super gemacht, mein Freund.«
»Meinst du?«
»Ja.«
Stern lachte. »Soll ich dir ehrlich was sagen? Ich meine, das kann ich ja jetzt.«
»Raus damit!«
»Ich habe nicht geglaubt, dass wir es packen. Ich rechnete eher mit einem Desaster, aber der Wagen«, er klopfte auf das Lenkrad, »hat gut durchgehalten.«
»Vergiss dich dabei nicht«, sagte Bill und rammte die Tür auf. Er stieg als Erster aus und ging einige Schritte zur Seite, wo er stehen blieb, sich reckte, sich dann umdrehte und uns zuwinkte. Wir verließen ebenfalls den Jeep, doch nur Suko und ich, denn Stern blieb noch hinter dem Steuer sitzen. Er wischte mit einem Tuch durch sein Gesicht und machte dabei einen erschöpften Eindruck. Kein Wunder nach einer
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