0801 - Ruine des Schreckens
das nur uns anging. Ebenso dachten Bill und Suko, die sich allerdings heraushielten.
»Nun ja, wir haben Hinweise bekommen, David. Bill hat ja mit Ihnen darüber gesprochen. Wissen Sie, ich möchte gern mehr wissen. Ich will versuchen, Schleier wegzureißen und ein Geheimnis zu entmystifizieren. Das ist mein Motiv.«
»Glauben Sie denn, dass es gut wäre?«
»Davon sind wir überzeug.«
»Sollte dann wirklich alle Welt erfahren, dass…?«
Ich hob die Hand und unterbrach ihn. »Nein, nein, David, Sie haben mich falsch verstanden. Nicht alle Welt. Ich möchte den Menschen nicht die Illusionen nehmen, aber einige wichtige Personen sollten schon mehr über sie wissen. Es ist auch so. Gesetzt den Fall, wir finden die Lade tatsächlich, dann werden wir die letzten sein, die sie an irgendeinen anderen Ort transportieren werden, um sie dort zur Besichtigung freizugeben. Nein, sie wird dort bleiben, wo sie ist.«
Etwas spöttisch fragte Stern »Und das soll hier in Israel sein, John?«
»Es ist möglich, aber wir glauben nicht so recht daran. Ich rechne eher damit, dass man sie weggeschafft hat. Fort aus diesem Land in ein anderes. Man wird sie möglicherweise über einen Fluss transportiert haben, ich dachte dabei an das Motiv auf dem Orakel. Oder man hat sie auf einen Berg gebracht…«
»Und in einem Kloster versteckt?«
»Das kann auch sein.«
»Sie denken an Gamala?«
Ich schüttelte den Kopf. »Davon bin ich nicht überzeugt. Wie ich hörte, hat man diese Ruinen schon längst erforscht und ist zu keinem Ergebnis gelangt«
»Das stimmt«, gab David zu. »Doch Menschen können sich irren und etwas übersehen haben.«
»Darauf baut unsere Theorie.«
»Auch die der dritten Seite?«, fragte er plötzlich. Mit dieser Frage hatte er uns überrascht, und es war Bill Conolly, der wissen wollte, was er damit meinte.
»Muss ich darauf wirklich eingehen?«
»Ja, David, das musst du.«
»Die Weiße Macht.«
Wir schwiegen, und man überließ mir das Wort. »Kompliment, David, Sie wissen viel.«
»Ich bin nicht so uninformiert, denn ich habe gelernt, dass es nicht gut ist, wenn man als Laie an gewisse Dinge herangeht. Deshalb habe ich mich auch mit diesem Thema beschäftigt. Ich schrieb auch Artikel darüber, ohne jedoch die Weiße Macht anzugreifen.«
»Wie stehst du denn persönlich zu ihr?«, fragte Bill.
»Nun, ich habe nichts gegen den Vatikan, möchte auf der anderen Seite aber auch von ihm akzeptiert werden. Ich habe sie in den Staaten kennen gelernt, aber da ging es um andere Dinge. Natürlich käme es auch für sie einem Wunder gleich, wenn die Lade gefunden würde, und es ist legitim, dass sich auch diese Gruppe darum kümmert. Bei der Weißen Macht könnte ich sicher sein, dass kaum etwas davon an die Öffentlichkeit gerät, denke ich mir.«
»Das stimmt«, gab ich zu.
»Aber ebenso haben wir Interesse daran.«
»Wer ist denn wir?«, fragte ich.
»Der Staat Israel. Es ist letztlich Moses gewesen, der auf den Berg Sinai ging und dort die Zehn Gebote in Empfang nahm, die auf die Tafel gemeißelt wurden, die in der Bundeslade liegen.« Er presste für einen Moment die Handflächen gegen seine Wangen. »Mein Gott, sie zu finden, das wäre… das wäre … unglaublich.« Da konnten wir ihm nicht widersprechen.
»Aber der Weg ist weit«, sagte Bill.
Stern lachte »Und nicht nur im übertragenen Sinne. Deshalb meine ich, dass wir aufbrechen sollten.« Er ließ seine Blicke an uns entlanggleiten.
»Ideal für eine derartige Exkursion sind Sie nicht gekleidet. Zum Glück habe ich Sachen im Wagen. Es ist ein Jeep aus israelischen Armeebeständen. Er hat so manche Wüstenschlacht überstanden, ist generalüberholt und topp in Ordnung. Wir können uns auf ihn verlassen. Für Waffen habe ich auch gesorgt. Wir nehmen zwei UZIs mit, Sie wissen selbst um die politischen Spannungen in diesem Land.«
Das brauchte er uns nicht zu sagen, denn das Palästinenser-Problem war eines, das die Weltöffentlichkeit noch sehr lange beschäftigen würde, denn die angesetzten Friedensverhandlungen stockten immer wieder, weil Fundamentalisten auf beiden Seiten einfach zu hasserfüllt waren.
Stern übernahm die Rechnung. Er klopfte auf den Tisch. »Nun, dann wünschen wir uns alles Gute. Heiße Tage, kalte Nächte. Wie lange wir bleiben werden, weiß ich nicht, aber mit Ihrer Dienststelle in London werden Sie wohl kaum telefonieren können«, sagte er und schaute dabei besonders Suko und mich an.
»Das hatten wir auch nicht
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