0801 - Ruine des Schreckens
nickte. »Gut, John, Sie kennen sich aus. Ja, denn diese Bergfeste Masada hielt den römischen Besatzern drei Jahre lang stand. Sie wurde auch nicht gestürmt, die Menschen dort begingen Selbstmord, als sie keinen Ausweg mehr sahen.«
»Sie ahnen, weshalb ich mich auch nach Masada erkundigte?«
»Sicher, John, Sie suchen eine Verbindung zwischen Masada und Gamala.«
»Genau.«
»Ist aber nicht wahrscheinlich. Jedenfalls ist nichts überliefert worden. Dieses Kloster hier wurde irgendwann aufgegeben. Mag sein, dass es durch einen Krieg geschah oder später zu Zeiten der Kreuzritter. Ich bin so genau nicht darüber informiert.«
»Nein, es war früher«, murmelte ich. »Man vermutete hier eine geistige Elite, die einfach zu viel wusste.«
»Womit hat sie sich denn beschäftigt?«
Ich hob die Schultern. »Da kann ich nur raten. Vielleicht mit Magie und Mystik.«
»Ach ja?«
»Mit Dingen, die eben nicht für jedermann erfassbar waren. Das hat es früher auch gegeben, noch stärker als heute. Denken Sie an den Götterglauben verschiedener Stämme. Man hat sich oft nach Dämonen gestreckt, wenn der eigene Gott zu fern war. Denken Sie nur daran, als Moses vom Berg Sinai stieg, die Gesetzestafeln dabei, und wie er erleben musste, dass sein Volk sich einen Götzen geschaffen hatte.«
»Das Goldene Kalb.«
»Ja, Bael, einen der Erzdämonen.«
Der Mann vor mir presste die Lippen zusammen. Er stand etwas im Schatten, und auch sein Gesicht war nur in der Hälfte erkennbar. Ich hatte den Eindruck, dass er über dieses Kloster besser Bescheid wusste, aber er hob nur die Schultern und meinte: »Es tut mir Leid, ich kann Ihnen nicht viel sagen. Was immer auch hier vorgefallen sein mag, ich bin nicht sehr optimistisch, was einen Fund angeht, der uns weiterbringen könnte, das heißt, auf die Spur der Bundeslade.«
»Warum?«
»Weil hier schon alles untersucht worden ist. Sie finden nichts. Die Experten haben jede Scherbe mitgenommen, und es ist auch einiges veröffentlicht worden, das wissen Sie selbst, Aber es geriet in Vergessenheit, denn Qumran war schließlich wichtiger. Und Schriftrollen wie dort, hat man hier nicht gefunden.«
»Eine Frage mal, David. Wenn Sie so denken, warum sind Sie eigentlich mitgefahren?«
Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab. »Tja, dies ist so eine Sache, John. Erstens bin ich neugierig, und zweitens wollte ich meinen Kollegen Bill nicht allein lassen.«
»Das ist ein Argument.«
»Das Sie auch glauben?« Er schaute mich dabei scharf an.
»Wie kommen Sie darauf?«
Sein Lachen, das er mir entgegenschickte, klang nicht echt. »Kommen Sie, John, ich bin kein heuriger Hase mehr.«
»Das weiß ich.«
»Danke. Da ich das nicht bin, habe ich Sie beobachten können, und mir ist aufgefallen, dass Sie sich etwas seltsam benehmen«
»Ihnen gegenüber?«
»Nicht so auffällig, aber Sie machen auf mich den Eindruck eines Mannes, der unter Spannung steht.«
»Stehen wir das nicht alle?«
»Doch, aber Sie sind von einer besonderen Spannung befallen. Sie kommen mir vor wie jemand, der mit einer Attacke aus dem Hinterhalt rechnet. Urplötzlich, verstehen Sie?«
»Ist das so falsch?«
»Ich weiß es nicht. Wenn Sie Recht haben sollten, was hätte ich damit zu tun?«
»Denken Sie mal nach«, erwiderte ich und ging an ihm vorbei. Ich hatte Stimmen gehört, Suko und Bill kehrten von ihrem ersten Rundgang zurück. Ich wusste, dass mir David Stern nachschaute, aber ich hütete mich, auch nur schräg über die Schulter zu blicken. Stattdessen ging ich meinen beiden Freunden entgegen, die einen etwas abgeschlafften oder traurigen Eindruck machten.
»Nun?«
Bill schüttelte den Kopf. »Nichts gefunden – sorry.«
Suko nickte dazu.
»Was ist mit deinem Orakel?«, fragte ich leise.
»Ich habe es versucht, John«, gab er ebenso leise zurück. »Es hat sich nicht gemeldet. Ich frage mich, was wir noch tun sollen.«
»Zumindest eine Nacht bleiben.«
»Schön. Und dann?«
»Nehmen wir uns diese Ruine noch einmal vor. Wir haben Werkzeuge mit, wir könnten selbst anfangen zu graben. Ich denke doch, dass wir auf irgendetwas stoßen werden.«
»Vor uns waren Fachleute hier«, sagte David Stern, der meine Worte mitbekommen hatte. »Aber ich will Ihnen nicht den Mut nehmen und auch meine Solidarität beweisen. Deshalb werde ich mitmachen, und ich würde mich wirklich freuen, wenn wir auf eine Spur stoßen.«
»Dann sind wir uns ja einig.«
Zwischen den alten Mauern war es warm. Wir verließen
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