0801 - Ruine des Schreckens
ging davon aus, dass er es irgendwann einmal versuchte.
Er klopfte leicht auf seinen Teller, und wir horchten auf. »Eine Frage habe ich.«
»Raus damit«, sagte Bill mit vollem Mund.
»Gut, ich möchte nicht gerade behaupten, dass wir uns im Feindesland befinden, aber man kann nie wissen. Auch wenn die Gegend noch so leer aussieht, sie braucht es nicht zu sein. Deshalb schlage ich vor, dass wir in der Nacht wachen. Wir können uns abwechseln, so bekommt jeder eine gute Mütze voll Schlaf.«
Ich verbiss mir ein Lächeln. So ähnlich hatte ich mir die Sache vorgestellt.
Suko nickte. Er aß dabei weiter. Seine Zustimmung war also perfekt.
Bill hatte getrunken und während des Vorschlags an der Dose vorbei auf Stern geschielt. Er setzte das fast leere Gefäß ab und nickte dabei. »Ich bin dafür. Was ist mit dir, John?«
»Ebenfalls.«
Nach dieser Antwort warf mir Stern einen seltsamen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Er bestand aus einer Mischung zwischen Triumph und Lauern, es machte mir nichts aus.
»Dann werden wir mal losen«, schlug der Israeli vor. Er holte eine Schachtel mit Zündhölzern hervor und schob sie auf. Vier Streichhölzer entnahm er der Schachtel und hielt sie hoch, damit auch wir sie sehen konnten. Dann knickte er sie ab, so dass sie verschieden groß waren. »Wer das kürzeste Streichholz zieht, fängt an. Einverstanden?«
Wir nickten.
Ich zog als Erster.
Das Holz war kurz. Dann kam Bill an die Reihe. Er murmelte etwas, das keiner von uns verstand, zog und erwischte ein längeres als ich. Suko zog ein noch längeres als Bill, so blieb eben ein Streichholz übrig, das David Stern zog Es war kürzer als das meine.
Er legte sein Holz auf die Handfläche und erwartete unser Okay, das wir ihm auch gaben.
»Wann fangen wir mit der Wache an?«, fragte Bill.
»Eine Stunde vor Mittemacht«, schlug ich vor. Mein Blick glitt in die Runde. Ich erntete ein dreimaliges Nicken. »Suko kann sich dann wieder hinlegen, wenn wir durch sind«, schlug ich vor.
»Das denkst du auch nur.«
Bill nickte. »Okay, Freunde«, sagte er und stand auf. »Es hat gut geschmeckt, und ich gehe mal für Königstiger.«
»Mach für mich mit«, sagte ich grinsend.
Er drohte mir mit dem Finger. »Wehe, du musst nicht.«
Grinsend schaute ich ihm nach, wie er im Schatten einer alten Mauer verschwand.
»Bin gespannt, was uns in der Nacht noch alles erwartet«, sagte Suko und schaute sich um.
»Denkst du an etwas Bestimmtes?«
»Nein, aber ich habe das Gefühl…«, er hob die Schultern. »Irgendwie ist mir diese Ruine nicht so recht geheuer.«
»Was ist der Grund?«, wollte Stern wissen.
Suko warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. »Es tut mir Leid, aber ich kann es selbst nicht erklären. Es ist ein Gefühl. Es liegt etwas in der Luft, denke ich.«
Der Israeli hob die Schultern. Er schaute nach rechts, weil er Schritte gehört hatte. Bill Conolly kehrte zurück. »Ich habe meinen Schlafsack schon ausgerollt. Du kannst mich dann wecken, John.«
»Tue ich gern.«
»Das glaube ich dir«, knirschte er und wünschte uns noch eine angenehme Nacht.
Auch Stern erhob sich. Er ging schweigend weg, ließ Suko und mich allein. Wir schauten uns an. Erst als die Trittgeräusche des Mannes verklungen waren, sprach mein Freund. »John, du gefällst mir irgendwie nicht.«
»Warum?«
»Du bist nachdenklich. Hast du etwas?«
»Nicht direkt, aber ich denke mehr an David Stern. Ich traue ihm nicht. Es ist nicht so, dass ich ihn als eine Gefahr ansehe, aber der Mossad geht mir nicht aus dem Kopf.«
»Okay. Und was folgerst du daraus?«
»Dass wir unter Beobachtung stehen. Ich kann mich irren, hoffe auch, dass ich mich irre. Der Verdacht will trotzdem nicht weichen.« Ich berichtete Suko von dem Lichtreflex, der mir unterwegs aufgefallen war. »Da ist etwas passiert«, sagte ich, »und auch diese Ruine verbirgt ein Geheimnis, da gebe ich dir durchaus Recht.«
Mein Freund nickte.
»Was ist dir denn aufgefallen?«, fragte ich. »Hat das Orakel reagiert?«
»Nein, leider nicht.«
»Aber…«
Er streckte die Beine aus und umklammerte mit beiden Händen die noch kühle Dose. »Es könnte etwas sein, denn als Bill und ich durch die Ruine gingen, da hatten wir beide den Eindruck, in ein Spannungsfeld hineinzulaufen.«
»Wie machte sich das bemerkbar?«
»Ist schlecht zu sagen. Wir müssen uns da schon auf unser Gefühl verlassen.«
»Was nicht immer schlecht sein muss«, sagte ich und dachte dabei an mich. Auch ich
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