0801 - Sirenen des Alls
nicht geheilt werden. Immerhin könnte ich Ihnen in diesem einen Punkt zu einer Korrecktur Ihres Vorstellungsvermögens verhelfen, vorausgesetzt, daß Sie dazu bereit sind, sich helfen zu lassen."
„Das soll wohl ein Witz sein?" entrüstete sich Ressacker.
„Warum hassen Sie ihn?" fragte Haum.
Er bekam keine Antwort.
Haum lächelte.
„Entschuldigen Sie, Corn! Es war eine rhetorische Frage. Ich kenne natürlich die Gründe, aber das hilft Ihnen nicht weiter.
Sie müßten mir Gelegenheit geben, sie Ihnen bewußt zu machen."
Ressacker entgegnete kühl: „Ich halte nichts von Seelenkunde.
Mich interessieren nur Dinge, die man sehen und greifen kann."
„Klar", nickte Haum. „Wenn Sie ein derart realitätsbezogener Mensch sind, brauche ich mit der Wahrheit auch nicht hinter dem Berg zu halten. Sie hassen Bjo Breiskoll, weil er Ihnen trotz seiner vermeintlichen Abartigkeit in allen Belangen überlegen ist!"
„Das ist nicht wahr!" schrie Ressacker auf. „Wie können Sie es wagen, dieses Halbtier über einen Menschen zu stellen?"
„Ich fürchte", sagte Haum bekümmert, „wir werden eine ganze Weile miteinander zu tun haben, Corn."
Der Austausch von Informationen zwischen SENECA und Joscan Heilmut dauerte nur ein paar Stunden, und da er von Hellmut in unverdächtiger Form geführt wurde, sah Rhodan keinen Grund zum Eingreifen.
Die innere Unrast Hellmuts war jedoch unverkennbar, Rhodan spürte förmlich, wie dieser Mann unter irgend etwas litt.
Die ganze Zeit über saß Hellmut vornübergebeugt und verkrampft vor dem Kontaktanschluß.
Als er sich endlich zurücklehnte, schien er total erschöpft zu sein.
Rhodan ging zu ihm hinüber und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Gibt es etwas, was Sie mir mitteilen sollten?"
„Ja", sagte Hellmut verbissen. „Aus der augenblicklichen Situation heraus ergeben sich eine Reihe zwangsläufiger Entwicklungen.
Die Notwendigkeit, sie zu beachten, steht außer Frage."
Rhodan winkte Waringer und Reginald Bull herbei.
„Wir sollten die SOL auf einem der Planeten dieses Systems landen", fuhr Hellmut fort.
„Auf Drackrioch!" sagte Rhodan.
Hellmut schüttelte den Kopf.
„Auf einer der äußeren Welten! Dort könnten wir uns in Ruhe vorbereiten. Wir haben keine andere Wahl, als für die Kaiserin von Therm zu arbeiten. Wenn wir uns vor BARDIOC schützen wollen, müssen wir ein Bündnis mit der Kaiserin eingehen."
Das waren bestimmt keine von SENECA gefaßten Entschlüsse! dachte Rhodan.
Auf eine noch nicht geklärte Weise stand Hellmut in enger Beziehung zur Kaiserin von Therm und machte sich selbst zu ihrem Sprecher.
Trotzdem war Rhodan irritiert. Nachdem man sie in einen Orbit um Drackrioch gelockt hatte und alles auf eine bevorstehende Landung hindeutete, kam Hellmut nun mit diesem Vorschlag.
Bei einer Superintelligenz konnte man davon ausgehen, daß sie mehrgleisig dachte und die Durchführung mehrerer Pläne gleichzeitig verfolgte.
„Von unserem Stützpunkt auf einer der äußeren Welten könnten wir großangelegte Expeditionen für die Kaiserin von Therm durchführen", fuhr Hellmut fort. „Als Gegenleistung würde sie uns vor BARDIOC schützen."
Rhodan wandte sich zu seinen Freunden um.
„Begreift ihr, was das bedeutet?" fragte er sie. „Erinnert euch an das havarierte MODUL, dann bekommen Joscans Worte einen Sinn."
„Tatsächlich!" stieß Atlan hervor. „Die Kaiserin geht davon aus, daß die SOL die Rolle des MODULS übernehmen könnte."
Rhodan hatte Mühe, einige Wissenschaftler, die auf den Kybernetiker eindringen wollten, zurückzuhalten. Die Empörung der Solgeborenen machte sich in Zwischenrufen Luft. Jemand nannte Hellmut einen Verräter.
„Das ist alles Unsinn!" verteidigte sich Hellmut. „Wir haben gar keine andere Wahl, als auf die Vorschläge der Kaiserin einzugehen."
„Er steht völlig unter dem Einfluß dieser Existenzform!" rief Fellmer Lloyd.
„Ich frage mich, wie sie es geschafft hat, ihn so völlig unter ihre Kontrolle zu bringen."
„Ich weiß es!" sagte Bjo Breiskoll in diesem Augenblick.
Alle sahen den jungen Mutanten an.
„Jeder weiß, daß du deinen Freund schützen möchtest, Bjo", sagte Rhodan verständnisvoll. „Aber unser aller Leben ist bedroht. Du mußt uns sagen, was du herausgefunden hast."
Bjo sah niedergeschlagen aus. Seine Stimme war kaum zu verstehen, als er sagte: „Ich habe in Joscans Augen ein winziges Ebenbild der Kaiserin von Therm entdeckt."
Seinen Worten folgte allgemeiner Aufruhr,
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