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0802 - Besuch aus der Hölle

0802 - Besuch aus der Hölle

Titel: 0802 - Besuch aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Diana hatte ebenfalls akzeptiert, dass Andrew die Insel verlassen musste. Jetzt, da sie seine Geschichte - oder zumindest weite Teile davon - kannte, verstand sie seine Beweggründe.
    Er hatte nicht gewagt, sie zu bitten, mit ihm zu gehen. Sie konnte ihre Eltern in dieser schweren Zeit nicht allein lassen, denn der Verlust ihres einzigen Sohnes hatte die alten Leute schwer getroffen. Sie würden es nicht verkraften, jetzt auch noch ihre Tochter zu verlieren. So sah er es, und er glaubte, dass auch Diana dieser Meinung war.
    Andrew fühlte unendliche Leere in sich, wenn er daran dachte, ohne Diana wegzugehen. Genau deshalb hatte er es stets vermieden, eine Frau an sich heranzulassen. Zuzulassen, dass sein Herz an einen Menschen gebunden wurde, der dadurch in tödliche Gefahr gebracht wurde. Oder der an seiner Seite alterte, während er selbst ewig jung blieb.
    Und wieder sah er das Bild der Feuerblume vor seinem inneren Auge. Wieder verlor er sich in Erinnerungen. Erinnerungen an damals, als er sich noch Arthur nannte und in Deutschland unterwegs gewesen war…
    ***
    Vergangenheit
    »Ich wusste es!«, schrie der Vampir. »Jetzt ist dein Ende gekommen!« Geifer troff an seinen langen Eckzähnen herab, und jetzt setzte auch die Verwandlung des übrigen Körpers ein. Ein scheußliches Monstrum entstand, das seine spitzen Krallen gierig ausstreckte. Die Haut auf seinen Händen glänze grün und war geschuppt.
    »Einer von uns wird diese Stätte nicht verlassen«, stimmte Arthur eiskalt zu, »doch ich werde überleben!«
    Er zog sich zurück, direkt hinter den gewaltigen Druckbalken der Presse, und sein Plan ging auf.
    Die geschuppten Klauen der Bestie wischten die Druckplatte beiseite, und ein Regen aus Typen prasselte auf den Boden. Das helle Klimpern schien kein Ende zu nehmen.
    »Dein Hochmut wird dir vergehen!«, grollte das Vampirmonstrum, in seiner eigentlichen Gestalt kaum mehr fähig, Worte der menschlichen Sprache zu artikulieren. Eine leicht nach vorne gewölbte Schnauze war entstanden, doch nach wie vor überragten die gewaltigen Eckzähne die Unterlippen.
    Arthur hob den Druckstempel und warf ihn in die Fratze seines Gegners. Er prallte wirkungslos ab, hinterließ einen Striemen von schwarzer Farbe an der linken Hälfe der grün geschuppten Fratze. Arthur zog sich hinter die Presse zurück.
    Es konnte funktionieren, das wusste er.
    Doch er war sich jetzt, da es endlich soweit war, nicht sicher, ob er es wirklich tun sollte. Beging er damit nicht einen tödlichen Fehler?
    Doch dann stieg die Erinnerung an seine tote Geliebte in ihm auf, und jeder Zweifel verflüchtigte sich. »Für meine Blüte«, hauchte er. Sein Herz hämmerte in Erwartung des Finales.
    Die Bestie sprang auf ihn zu.
    Eiskalt wartete Arthur ab, bevor er den Hebel drückte.
    Die Druckerpresse sauste herab, die Platte mit der herausgearbeiteten unscheinbaren Rose fand ihren Weg, erglühte im magischen Feuer…
    ...und das Schicksal nahm seinen Lauf.
    Das Wort »Unsterblichkeit« bekam für Arthur eine völlig neue Bedeutung.
    ***
    Andrew wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnete. Diana trat ein, die Haare zerzaust, ihre Augen vom Weinen gerötet.
    »Wir haben wichtige Dinge zu bereden, Andrew«, sagte sie eindringlich und setzte sich neben ihn auf das Bett, ohne eine Begrüßung oder Aufforderung abzuwarten.
    »Ich freue mich, dass du gekommen bist, Diana«, sagte er tonlos. Er sah sie an, und als er ihr Bild in sich aufgenommen hatte, schloss er die Augen. Sie gönnte ihm den Moment der Ruhe und des Nachdenkens. Dieses Bild wollte er in seinem Herzen bewahren. Es war das Kostbarste, das er hatte. Ihr Bild verdrängte die Erinnerung an den Schmerz der Verletzung, an den Schrei des geschuppten Vampirmonstrums, an die brennende Druckplatte, an die Feuerrose…
    »Ich verstehe dich, das weißt du«, sagte Diana, als er die Augen wieder öffnete. »Und gerade deshalb darfst du nicht gehen, ohne Charles’ Tod gerächt zu haben. Wenn du es nicht tust, wird es niemand tun.« Sie schwieg einen Moment. »Du hast Verantwortung«, fügte sie dann mit harter Stimme an und sprach damit aus, was er längst wusste.
    »Ich weiß«, antwortete Andrew, und als er diese Worte aussprach, erkannte er, dass es zu einer entscheidenden Wende in seinem Leben gekommen war. Zum dritten Mal. »Die Zeit des-Versteckens ist vorbei. Und deshalb werde ich mich dem stellen, das mich gefunden hat, egal, was es kostet!«
    ***
    »Da werden Sie schon warten

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