0802 - Der Wächter
Luftholen in ihre Kehlen drängten. Beide husteten, viel besser wurde es trotzdem nicht, und als Bill sich bewegte, da prallte er mit der Schulter gegen Sukos Brust.
»Willst du mich umwerfen?«
»Hatte ich nicht vor.«
»Danke.«
»Sag du mir lieber, wo wir hier sind.«
»In der Unterwelt.«
Bill lachte leise. »Griechisch oder römisch?«
»Israelisch, würde ich sagen.«
»Mehr weißt du nicht?«
»Nein«, sagte, Suko, »aber wir werden uns umschauen. Hast du deine Lampe mit?«
»Zum Glück.«
»Dann nimm sie.« Das hatte Suko nicht grundlos gesagt, denn er trug nur die dünne Leuchte in der Tasche. Bill aber besaß die Stableuchte. Wenn er sie einschaltete, gab sie einen breiten Lichtschein ab, den sie hier sicherlich gebrauchen konnten.
Blass war das Licht. Blass und auch wolkig, aber das lag an der staubigen Luft. Die unzähligen Körner verwandelten den starken Schein in einen Schleier, der in die Höhe stach, als Bill nach oben leuchtete. Dabei murmelte er: »Von dort oben sind wir gekommen. Schöne Rutschpartie, die wir sogar unverletzt überstanden haben.«
Suko gab darauf keine Antwort, ihn interessierte weit mehr, was dort zu sehen war.
Dreck, Steine und Sand, der bis hier unten hinreichte. Sie waren bei ihrem relativ harmlosen Aufprall zur Seite geschleudert worden und standen praktisch neben dem großen Dreckhügel, der vor ihnen hoch wuchs und die Verbindung mit dem Inneren des Brunnens herstellte. Ein Phänomen, denn an der linken Seite hatten sie bereits einen Tunnel gesehen, der in die Tiefe der Erde führte, während an der rechten Seite eine Wand alles abstützte. Dort gab es kein Weiterkommen mehr.
Suko ging zurück und ließ auch die Lampe sinken. Sofort verschwammen die Gestalten der beiden Männer im Grau der Dunkelheit. »Zugeschüttet«, murmelte Suko. »Einfach zugeschüttet. Den Kram von oben hereingekippt, damit hatte es sich dann.«
»Und wer tat das?«
»Frag mich was Leichteres.«
»Jedenfalls jemand, der es geschafft hat, uns einen Weg in die Tiefe zu zeigen.« Bill schlug gegen seine Stirn. »Das ist doch verrückt. Stell dir vor, was uns widerfahren ist. Wir haben auf dem Brunnen gestanden, auf der, ich gebe zu, weichen Erde, plötzlich und ohne erkennbaren Grund verschlang sie uns. Das… das … packe ich nicht. Welche Kräfte sind hier am Werk?«
»Frag lieber, wer uns stören will.«
»Und wer?«
Suko hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, noch nicht.« Er leuchtete in den Gang hinein und sah auch, dass weitere Gänge oder Stollen abzweigten. Er flüsterte: »Bill, ich habe das Gefühl, als hätten wir hier eine Entdeckung gemacht, nach der sich Archäologen in aller Welt die Finger ablecken würden. Das hier ist neu, damit hat keiner gerechnet. Das sieht mir nach einem Kloster unter dem Kloster aus. Eine frühchristliche Stätte, wenn überhaupt.«
»Klar«, sagte Bill, »noch früher. Vor der Zeitrechnung, von der wir ausgehen. Aber ich weiß nicht, ob der Begriff Kloster richtig ist. Wenn ja, dann würde ich es eher als ein heidnisches, als ein Götzenkloster bezeichnen.«
»Ja, das kann auch sein.«
»Aber ich will daran nicht denken. Wir haben es zunächst einmal geschafft. Wir wissen, dass man uns mit unerklärlichen, magischen Kräften gefangen genommen hat. Also sind wir von schwarzmagischen Kräften manipuliert worden. Ich frage mich, wer dahintersteckt, und ich denke natürlich gleichzeitig an unseren Auftrag. Wir sind gekommen, um die Wand zu finden. Du kannst mich steinigen oder nicht, Suko, aber ich werde das verdammte Gefühl nicht los, dass wir von dieser Wand gar nicht mal so weit entfernt sind. Ich denke nicht, dass dieses Gebiet hier sehr klein ist. Wenn wir es durchsuchen, werden wir bestimmt auf die Wand stoßen. Davon gehe ich einfach aus.«
»Und John?«
Bill hob die Schultern. »Ist oben. Wobei ich mich frage, wer hier das Pech gehabt hat.«
»Denkst du an den Killer?«
»Auch an den. Es kann Taktik gewesen sein. Jetzt ist er mit John allein.«
Suko schüttelte den Kopf. »Gefällt mir gar nicht.« Er schaute in die Höhe. »Auf demselben Weg werden wir es wohl kaum schaffen, wieder herauszukommen. Wir könnten uns wohl nicht durch den verstopften Brunnen beißen.«
»Ich denke eher an einen zweiten Ausgang.«
»Optimist.«
»Das musst du hier sein.«
Suko schob sich an Bill vorbei. Weniger Staub durchzog die Luft, und der Lampenstrahl zerfaserte nicht mehr. Ein Ende des Stollens war nicht abzusehen, denn keine Querwand
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