0802 - Planet der toten Kinder
im Innern des kleinen Schiffes waren. Hier fühlten sie sich sicher und geborgen, aber sie wußten beide, daß es nur eine vorübergehende Sicherheit und Geborgenheit sein würde. Sie mußten zurück zu den anderen, die tief unter den Halden auf sie warteten. Erst ein Teil ihrer eigentlichen Aufgabe war erfüllt.
Tolot machte sich über die Vorräte her, während Gucky vergeblich versuchte, Funkkontakt mit der SOL und Rhodan zu erhalten. Die Frage blieb offen, wer das Gerät blockierte: die Kaiserin oder ihre Toten Kinder.
Sie blieben zwei Stunden und packten alles zusammen, was sie mitnehmen wollten.
Was inzwischen im Tal der Ruhe geschah, wußten sie nicht, denn Gucky erhielt keine Gedankenverbindung zu Caral oder Avery. Auch hier wirkte die Blockade der schwarzen Kristalle.
Als sie sich auf den Rückweg machten, begann es bereits zu dämmern.
Im Tal der Ruhe war ein Tag wie alle anderen vergangen. Caral und Avery waren in Begleitung von Zamya-Lo bis zum See gegangen, wo sie die Gralsmutter besorgt auf die breiter und dunkler gewordenen Adern hinwies, die sich durch das Urgestein zogen.
Der Physiker untersuchte sie eingehend und meinte dann: „Es dürfte als sicher anzunehmen sein, daß die Kristalle in der Lage sind, sich auch durch für sie fremde Materie fortzubewegen, ob sie nun flüssiger oder fester Natur sind. Die Wände des Tales, das unter der eigentlichen Oberfläche von Lugh-Pure liegt und somit eine riesige Naturhöhle darstellt, bestehen zweifellos aus gewachsenem Fels, trotzdem gibt es diese Adern. Ich glaube nicht, daß die Toten Kinder Urgestein beeinflussen können. Aber sie können es durchdringen. Eine andere Erklärung habe ich nicht."
„Dann wäre es auch möglich", schlußfolgerte Caral, „daß sie bis zum Kern des Planeten vordringen."
„Allerdings. Der ganze Planet würde sich dann zu einem einzigen Kristall vereinigen, dessen Macht allerdings der Kaiserin gefährlich werden könnte."
Zamya-Lo hatte den Erklärungen ruhig zugehört. Die Größe der Gefahr schien ihr erst in diesen Augenblicken so richtig zu Bewußtsein zu kommen. Bis jetzt waren ihre Hauptgegner die beeinflußten Kelsiren gewesen, aber nun wurde ihr klar, daß diese nichts anderes als harmlose Vorpostenkämpfer waren, die vielleicht sogar vom eigentlichen Geschehen ablenken sollten.
„Warum läßt die Kaiserin von Therm solches zu?" fragte sie über den Translator.
Avery zuckte die Schultern, obwohl die Gralsmutter diese Geste wahrscheinlich nicht deuten konnte.
„Vielleicht hat sie keine andere Wahl, denn sie muß die dunklen Stellen ihrer Erinnerung loswerden. Zur Ablagerung wählte sie Lugh-Pure. Wahrscheinlich weiß sie auch, welche Aufgabe die toten Kelsirenweibchen erfüllen können - nämlich die Neutralisierung des Bösen -, und nur deshalb bringen die Choolks die alten Weibchen hierher. Sie selbst kann nichts tun, aus welchen Gründen auch immer."
„Aber wir sollten etwas tun", sagte Zamya-Lo erstaunlich selbstsicher. „Ich glaube, ihr habt mir den Weg gezeigt."
„Mehr als du ahnst, Gralsmutter", pflichtete ihr Caral bei, ohne mehr zu verraten.
Sie blieben noch beim See, als Zamya-Lo sich entschloß, ins Dorf zurückzukehren.
In der riesigen SOL, in der so viele Menschen lebten, die sich nie zuvor gesehen hatten und vielleicht auch niemals einander begegnen würden, waren Bekanntschaften und Freundschaften völlig dem Zufall überlassen, falls der dafür vorhandene Computer keine Empfehlungen für Eheverträge gab. Das geschah nur auf Anforderung.
Avery und Caral hatten sich erst bei diesem Auftrag kennengelernt. Beide waren dem Schicksal dankbar dafür, denn die Sympathie beruhte auf Gegenseitigkeit.
Vielleicht kam es daher, daß sie alle beide ihre selbständige Aufgabe in der SOL hatten und allein lebten. Carals Eltern waren beide schon vor Jahren gestorben; sie hatten die Erde noch gekannt und ihrer Tochter viel von diesem blauen Wasserplaneten mit den großen Kontinenten erzählt.
„Ich wohne vier Kilometer von dir entfernt", sagte sie mit ein wenig Resignation, als er sie fragte, ob man sich künftig nicht mehr miteinander befassen könne. „Sicher, das ist keine große Entfernung dank der schnellen Verbindungswege im Schiff, aber wie oft kommt es vor, daß sich die SOL in ihre Teile trennt, und dann sind auch wir getrennt. Vielleicht könnte einer von uns es erreichen, in eine andere Abteilung versetzt zu werden, damit wir näher zusammen sind."
„Ich werde mit meinem Chef
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