0802 - Planet der toten Kinder
die Order erlassen, die toten Kelsirenweibchen aus der Halle der Ruhe zu holen, damit keine weitere Regenerierung stattfinden konnte.
Als Gucky und Caral den Schauplatz des Geschehens erreichten, war die Schlacht in vollem Gange. Todesmutig stürzten sich die Gefährtinnen Zamya-Los, nur mit dünnen Strauchästen bewaffnet, auf die Diebe, um sie zu vertreiben.
Im Hintergrund räumte Icho Tolot mit seinen riesigen Fäusten auf und trieb die Angreifer in den Stollen zurück.
Avery stand mit dem Rücken zur Wand und benutzte seinen Handstrahler, um die Kelsiren mit einem feingebündelten Energiefinger einen nach dem anderen unschädlich zu machen.
Es dauerte einige Minuten, ehe Gucky etwas entdeckte, das ihm einen erleichterten Seufzer entlockte: die von Tolot oder Avery getöteten Kelsiren verloren innerhalb weniger Sekunden ihren Mantel aus dunklen Kristallen, die einfach abfielen und sofort heller zu leuchten begannen. Ihr Schwarz verwandelte sich allmählich in ein mattes Silbergrau.
Die letzten Angreifer konnten in dem Stollen verschwinden, der sich automatisch wieder verschloß.
Das rechteckige Stück Felswand war von der übrigen nicht mehr zu unterscheiden. Der Angriff mußte von langer Hand vorbereitet worden sein.
„Sie gehören nun wieder zu uns", sagte Zamya-Lo und deutete auf die toten und nun wieder „sauberen" Kelsiren auf dem Boden der Halle. „Sie werden hier für immer Ruhe finden."
„Sie kämpfen von nun an auf unserer Seite", meinte eine der untergeordneten Gralsmütter des Tales.
„So ist es", bestätigte Zamya-Lo feierlich.
Später, als die künstliche Sonne nur noch ganz matt leuchtete und ein dämmeriges Licht verbreitete, sagte Gucky zu den anderen: „Ihr bleibt hier und versucht zu schlafen. Ich bin sicher, daß ich es allein schaffe. In der Halle selbst sind meine Fähigkeiten voll da, sie lassen nur in der Nähe der Gletscherzunge nach. Das stört nicht weiter. Ich will versuchen, mehrere tote Kelsiren nach dort zu schaffen, um so eher gibt es ein Resultat."
„Soll ich nicht lieber auch ...?" begann Tolot, wurde aber durch eine energische Handbewegung des Mausbibers zum Schweigen gebracht.
„Du bleibst hier! Erstens kannst du mir nicht helfen, weil du nicht teleportieren kannst und mir zu schwer bist, zweitens würdest du dann nur noch mehr Hunger bekommen. Unsere Vorräte gehen zur Neige. Versuche also lieber zu schlafen."
Der Haluter protestierte nicht.
Der Mausbiber entmaterialisierte ohne ein weiteres Wort.
„Vielleicht hätte er doch besser die Gralsmutter fragen sollen", murmelte Caral und wickelte sich in ihre Decke.
Ohne jede Komplikation teleportierte Gucky in die Halle der Ruhe und stellte zu seiner Überraschung fest, daß seine Lampe überflüssig war. Die silbernen Adern, die sich wie ein feinmaschiges Netz durch den Boden und die Wände zogen, spendeten genügend Licht, um sogar Einzelheiten erkennen zu lassen.
Wenn er sich nicht irrte, waren sie in den vergangenen Stunden dicker und mehr geworden.
Die getöteten Angreifer lagen in einer Nische auf niedrigen Steinbänken, die ebenfalls mit feinen Silberadern durchzogen waren. Der Fels war also ebenfalls schon von den erloschenen Kristallen durchsetzt gewesen, obwohl Gucky sich nicht erklären konnte, wieso das möglich war. Aber es gab soviel ungelöste Rätsel auf Lugh-Pure, daß es auf eins mehr oder weniger auch nicht mehr ankam.
Vorsichtig nahm er die erstarrte Hand eines toten Kelsiren und konzentrierte sich auf einen Punkt in der Nähe des Gletschers - und teleportierte.
Er spürte einen noch leicht zu ertragenden Entzerrungsschmerz, als er wieder rematerialisierte. Der Rand des Gletschers war hundert Meter entfernt. Er verzichtete auf einen weiteren Sprung und schleppte die Leiche bis zu dem dunklen Gestein und legte sie vorsichtig darauf. Ihm war nicht besonders wohl dabei zumute, und er wurde das Gefühl nicht los, pietätlos zu handeln.
Fünfmal insgesamt teleportierte er, dann lagen fünf tote Kelsiren in regelmäßigen Abständen auf dem Rand der schwarzen Zunge. Zu Guckys Enttäuschung zeigte sich noch keine positive Auswirkung des Versuches, aber er tröstete sich damit, daß alles seine Zeit brauche. Ohne sich weiter aufzuhalten, kehrte er zur Hütte zurück, um den anderen mitzuteilen, daß bisher alles wie geplant verlaufen sei.
Es war nicht damit zu rechnen, daß Zamya-Lo und ihre freien Kelsiren den Leichendiebstahl so schnell bemerken würden.
Als die Gralsmutter am anderen Tag
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