0802 - Planet der toten Kinder
ihre neuen Verbündeten drängte, mit der Suche nach dem schwarzen COMP zu beginnen, wurde sie von Gucky abermals vertröstet.
Er teilte ihr mit, daß er mit seinem großen Freund hinauf zur Oberfläche müsse, um einige unentbehrliche Dinge aus dem Schiff zu holen, was sogar stimmte.
Avery und Caral sollten zurückbleiben und nichts unternehmen, auch keinen harmlos wirkenden Spaziergang zum Gletscher. Zu leicht könnte ihnen jemand folgen und alles zunichte machen.
Den ersten Teil des Weges nahm der Haluter den viermal kleineren Mausbiber auf seine Tragarme, um schneller voranzukommen. Sie gingen an Nebenstollen und kleineren Seitengängen vorbei, die so eng waren, daß sie für Tolot unpassierbar blieben. Kurz bevor der von dunklen Adern durchzogene Fels aufhörte und die eigentliche Halde begann, zweigte nach rechts ein breiter und hoher Tunnel ab, auf den sie zwei Tage zuvor nicht geachtet hatten. Er führte steil nach oben.
Tolot hielt an.
„Was hältst du davon, Kleiner? Vielleicht führt er direkt zur Oberfläche, an der Halde vorbei, in ein Tal vielleicht...?"
„Der mentale Druck hat wieder zugenommen, wir nähern uns also den Kristallen. Du hast recht: wir sollten es versuchen.
Umkehren können wir immer noch."
Der Gang wirkte zwar auch künstlich angelegt, aber das konnte keinen mehr überraschen. Immerhin waren Wände und Decken fast völlig frei von dem schwarzen Gespinst, und die Strahlung blieb in erträglichen Grenzen.
Allerdings wurde er immer steiler, so als müsse er sich beeilen, möglichst bald die Oberfläche zu erreichen. Vielleicht handelte es sich um einen Fluchtweg der freien Kelsiren, den sie rechtzeitig angelegt hatten.
Gucky stampfte hinter Tolot her, der ihn nicht mehr tragen konnte. Zu oft mußte er sich bücken, da die Höhe der Felsendecke abnahm. Die dunklen Stellen und Adern wurden immer häufiger, die mentale Druckstrahlung stärker. Der Gang mußte dicht unter der Haldensohle entlangführen.
Dann schimmerte weiter vorn plötzlich Licht.
Tolot schritt unwillkürlich schneller aus, so daß Gucky Mühe hatte, ihm zu folgen. Er watschelte hinter dem Haluter her und fiel dabei fast über seine eigenen Beine.
„Renn doch nicht so! Man könnte ja meinen, der Satan sei hinter dir her."
„Ist er auch", knurrte Icho Tolot doppeldeutig.
Gucky gab ihm einen sanften telekinetischen Stoß und verzichtete auf weitere Proteste. Das Ende des Stollens nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, obwohl Tolots massiger Körper ihm den größten Teil der Sicht nahm.
Der Stollen endete in einem Tal, das unter freiem Himmel lag.
Es ähnelte dem Landeplatz der Space-Jet. Die Hänge bestanden ausnahmslos aus Halden der erloschenen Kristalle.
Tolot war ein Stück vorangegangen. Der Boden war felsig und gelblich gefärbt.
Nicht zu übersehen waren die breiten, schwarzen Adern, die ihn wie ein Netz durchzogen und so auch jene Halden miteinander verbanden, die durch das Tal getrennt wurden.
„Bisher scheinen die einzelnen Halden autark gewesen zu sein", sagte Icho Tolot, als sie am Ufer des kleinen Sees standen, der die tiefste Mulde des Tales füllte. „Zamya-Lo scheint mit ihrer Befürchtung recht zu haben, daß die Vereinigung in vollem Gang ist. So etwa muß es auch vor vielen Millionen Jahren gewesen sein, als die Prior-Welle die Kaiserin von Therm schuf. Hier entsteht das negative Gegenstück. Die Macht der Toten Kinder nimmt Ausmaße an, die für das ganze System gefährlich zu werden drohen."
„Und nur die toten Kelsirenweibchen können das verhindern", fügte Gucky hinzu.
„Genau deshalb hat uns die Kaiserin hierher geschickt."
Tolot deutete zum Gipfel der Halden auf der linken Seite.
„Unser Schiff steht auf der anderen Seite, wenn mich nicht alles täuscht.
Glaubst du, teleportieren zu können?"
„Nur in Raten, weil du so schwer bist. Versuchen wir's."
Auf dem flachen Haldenrücken legten sie eine Pause ein. Von hier aus konnte man erst das ganze Ausmaß der wachsenden Verbindung zwischen den Anhäufungen der erloschenen Kristalle erkennen. Dazwischen lagen die relativ sauberen Täler mit den ersten Kontaktadern.
Unversehrt stand die Space-Jet neben dem See.
„Weiter!" forderte Tolot den Mausbiber auf.
„Deinen Hunger kann ich mir gut vorstellen", meinte Gucky und gab ihm die Hand.
„Eigentlich sollte ich dich zu Fuß gehen lassen, weil du im Stollen so gerannt bist."
Sie schalteten den Energieschirm ab und atmeten unwillkürlich erleichtert auf, als sie
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