0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
erzeugen… dann folgt der Wahnsinn, in dem man damit beginnt, sich selbst zu zerstückeln. Irgendwann dann kommt das Ende, doch das dauert.«
Ein hässliches Kichern drang aus seiner Kehle. »Oft viele Tage lang. Und nur eines kann einen noch retten. Blut! Doch das wird deine kleine Melinda nicht bekommen… dafür wird mein Herr sorgen, und ich werde ihm nur zu gerne behilflich sein. Mal sehen, was mir sonst noch so für feine Dinge einfallen, die man mit ihr machen könnte. Es sei denn, du bist brav, dann wird es auch Melinda gut gehen.«
Arons innerer Widerstand verging endgültig.
»Also dann, Menschlein - gutes Gelingen. Wir sehen uns bald wieder. Befolge die Anweisungen. Und wenn du deinen Durst löschst, denn denke immer an deine liebe, kleine Schwester.« Mit diesen Worten war er verschwunden.
Es hatte lange gedauert, bis Cassianus wieder klar denken konnte.
In dem Umschlag fand er eine CD, die genaue Anweisungen enthielt, die Aron einen weiteren Schock versetzten. Ihren wahren Sinn verstand er nicht, doch eines war ihm klar: er würde einen weiteren geliebten Menschen in Gefahr bringen müssen.
Für einen kurzen Moment hatte Aron beschlossen, sich aus jeder Verantwortung heraus zu stehlen. Wenn er nicht mehr lebte, dann gab es für die Blutsauger eigentlich auch keinen Grund mehr Melinda leiden zu lassen. Doch wie konnte er da sicher sein? Vielleicht fand er ja doch noch eine Möglichkeit, Melinda irgendwie aus den Klauen der Nachtwesen zu retten. Doch wollte sie das denn überhaupt? Sie war doch eine von ihnen geworden.
Irgendwie… vielleicht… vage Aussichten, doch besser als keine.
Und so hatte er sich dann an die Arbeit gemacht. Die Anweisungen auf der CD sollte er erst in zwei Tagen in die Tat umsetzen. Aron hatte jedoch die stille Hoffnung, dass die Person, die davon betroffen war, überhaupt nicht reagierte. Er wusste zudem überhaupt nicht, wo sie sich aufhielt, denn der Kontakt zu diesem Menschen war vor Jahren eingeschlafen.
Schließlich hatte er dann wieder vor dem großen Stein gestanden, dessen ganze böse Ausstrahlung geballt auf ihn einprasselte. Doch nun gab es kein Zurück mehr, keine Flucht. Mit zitternden Fingern hatte Aron nach Hammer und Meißel getastet. Und damit hatte das Martyrium für den blinden Künstler begonnen. Drei volle Tage und Nächte lang.
Zwei Tage blieben ihm noch. Unmöglich, in einer so kurzen Zeitspanne eine Skulptur dieser Größe zu erschaffen. Irgendetwas in ihm sprach jedoch eine andere Sprache: Er würde es schaffen. Das Fremde, das ungefiltert Böse, das aus diesem Stein drang… es würde ihn vollkommen aussaugen, jede noch so kleine Energiereserve aus Arons Körper ziehen. Und es würde nicht ruhen, bis das Werk vollendet war. Die Konsequenz war Cassianus Tod, denn sein geschundener Körper konnte diese Tortur nicht überstehen.
Er hatte ihn gesehen, seinen Tod. Er fürchtete sich nicht vor ihm, nur vor dem, was Melinda widerfahren würde, wenn sie dann ganz alleine war.
Aron schrak hoch. Kraft durchflutete seine müden Arme. Das präzise Zeitgefühl, auf das er immer so stolz gewesen war, existierte nicht mehr in ihm. War er doch eingeschlafen? Für welche Zeitspanne? Minuten nur… sicher, denn eine längere Ruhephase gönnte ihm der fremde Wille nicht, der Cassianus Körper nun wieder mit Kraft auftankte.
Weiter… es ging wieder weiter…
Beim ersten Fäustelschlag zuckte erneut der Schmerz durch ihn hindurch. Alles um Aron herum wurde unwichtig.
Da waren nur er und der Stein. Feinde, die in einem engen Reigen umeinander wirbelten.
Es war ein Tanz, begleitet von Schmerzschreien, Steinsplittern, die durch den Raum schossen, Schweiß und Tränen.
Zum ersten Mal jedoch versagte Arons angeborene Fähigkeit zu sehen, welche Form in dem Stein darauf wartete von ihm hervorgeholt zu werden. Wie in Trance arbeitete er präzise und zielstrebig wie immer, doch das Endergebnis, das Produkt seiner Kunst, lag wie hinter einem dichten Nebel vor ihm verborgen.
Aron Cassianus schuf sein vielleicht größtes Meisterwerk, doch er war dabei nichts als eine willenlose Marionette.
Und seine Angst wuchs mit jedem weiteren Schlag…
***
Es geschah ohne jede Vorwarnung.
Keine der Anwesenden hatte die Chance, rechtzeitig die Augen zu schließen. Der gleißende Blitz schlug aus dem Amulett und raubte Zamorra, Nicole, van Zant und den Wissenschaftlern für Sekunden das Augenlicht.
Verwirrt und wütend über seine eigene Unvorsichtigkeit versuchte der
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