0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
wieder. Ein seltsames Gefühl der Freude wechselte sich in ihr ab mit aufkeimender Sorge. Der weiche Stein sehnt sich nach Dir! und Komm zu mir - diese Kombination reichte absolut aus um Khiras Entschluss unumstößlich zu machen. Im Grunde kam ihr diese Nachricht ja nicht ungelegen.
Hastig kleidete sie sich an. Kreditkarten, Bargeld, ihre Ausweispapiere, natürlich das Handy, mehr benötigte sie nicht. Doch das größte aller Probleme lag noch vor ihr, besser gesagt waren es zwei Probleme. Das eine löste sie mit ein paar Zeilen, die sie unübersehbar mit einem Filzschreiber auf der spiegelglatten Tischplatte hinterließ.
Sie hielt sich kurz.
Artimus - nicht böse sein, okay? Ich brauche ein paar Tage Urlaub. Alleine! Ich bin bei Freunden, doch ich möchte meine Ruhe. Also bitte keine detektivischen Spielchen, mein Lieber. Ich freue mich schon auf unser Wiedersehen. Ich lade Dich dann zu einem Rohkostsalat in mein Appartement ein. Gruß - Khira!
Sie konnte nur hoffen, dass er sie verstand und gewähren ließ. Sie würde schon darauf achten, nicht in Sarkanas Hände zu geraten. Schließlich war sie mit einem eingebauten Frühwarnsystem gesegnet, das sie rechtzeitig alarmieren sollte.
Das zweite Problem konnte größere Schwierigkeiten machen, denn Khira hatte keine Ahnung, wie sie möglichst unbemerkt die Anlage verlassen konnte.
Auf den Gängen herrschte um diese Tageszeit relative Ruhe. Doch je näher Khira dem Ausgang kam, je bewusster wurde ihr, dass sie schon ein kleines Wunder benötigte, wenn ihr Ausbruchsversuch Erfolg haben sollte. Es war sicher das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich riesig groß vorkam - alles, was größer als eine Maus war, konnte hier nicht an den Sicherheitsleuten vorbei kommen.
Keine zehn Meter vor sich sah Khira die acht Fahrstühle, die den Weg nach oben bedeuteten. Zwei von ihnen standen offen. Die Kabinen waren leer. Sie musste nur direkt in eine davon hinein spazieren und auf den richtigen Knopf drücken.
Als Khira die Security-Männer sah, fand sie, dass besagtes kleines Wunder sich jetzt besser ein wenig beeilen sollte. Einer der Muskelmänner hatte sie bereits fixiert und runzelte unwillig die Stirn.
Als das bestellte Mirakel eintrat, dauerte es mehrere Sekunden, ehe Khira es endlich als solches begriff und reagierte.
Der Höllenlärm der Alarmsirene wurde visuell durch ständig auf- und abflackerndes Rotlicht verstärkt; der Fußboden begann zu vibrieren um auch den tiefsten Schläfer aus dem Traumland zu reißen.
Das war Sicherheitsalarm der Stufe drei - und eine vierte gab es nicht! Während ihres Aufenthaltes bei Tendyke Industries hatte Khira solch eine Situation bereits zweimal erlebt, doch da hatte sich die Sache stets als Fehlalarm entpuppt.
Hier und jetzt schien es ernst zu sein. Die Sicherheitsbeamten agierten routiniert. Wie hingezaubert lagen die Waffen plötzlich in ihren Händen. Die wenigen Menschen, die gemeinsam mit Khira im Gang waren, wurden von ihnen in Nebenräume gedrängt. Nur Khira übersah man. Kinder hatten hier unten ganz sicher keinen Zutritt, also kam keiner aus der firmeninternen Sicherheit auf die Idee, seinen Blick einmal nach unten zu richten. Alles unter hundertsechzig Zentimeter Größe konnte es hier nicht geben.
Eine hart klingende Stimme drang aus den unsichtbaren Lautsprechern und löste für Momente die Sirene ab.
Dies ist keine Übung! Begeben Sie sich alle in ihre Arbeits- bzw. Privaträume. Verhalten Sie sich ruhig. Verlassen sie umgehend die Fahrstühle - die Etage wird in dreißig Sekunden abgeriegelt.
Dreißig Sekunden… so viel an temporärer Sicherheit musste man geben, damit die Fahrstühle alle zum Stehen gebracht wurden und jeder ausreichend Zeit zum Aussteigen hatte. Niemand sollte zwischen den Etagen stecken bleiben. Noch hatte sie also eine reelle Chance.
Khira reagierte blitzschnell.
So schnell es ihre Beine zuließen, hastete sie zu den Elevatoren und sprang mit einem weiten Satz in einer der beiden offenen Kabinen. Zielsicher traf ihre Hand den richtigen Kontakt. Als sich die Tür schloss und die Kabine in die Höhe bewegte, da wusste sie, dass sie schnell genug gewesen war.
Die Biologin atmete tief durch. Sicher würde sich auch dieser Alarm als falsch erweisen. Wahrscheinlich hatte einer der unzähligen Wissenschaftler wieder einmal irgendeinen falschen Knopf gedrückt. Die Computeranlage von Tendyke Industries war hoch sensibel eingerichtet. Besser ein Fehlalarm zu viel, als einer zu wenig. So
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