0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
getroffen. Doch das rückte jetzt in den Hintergrund. Sarkana leitete seine Metamorphose ein. Aus dem klapprigen Greis wurde in atemberaubender Geschwindigkeit das Fledermausmonster, dessen Schatten schier bis zur Decke wachsen wollte.
Der Blitz, den Merlins Stern dem Vampirdämon entgegen schleuderte, flutete die gesamte Halle mit silbernem Licht. Sarkana schrie auf, doch die Attacke hinderte ihn nicht, van Zant mit einem einzigen Flügelschlag von der Treppe zu fegen. Wie ein Bündel Lumpen rutschte der über den glatten Boden.
Und die Fledermaus griff an!
Wieder einmal war Zamorra verblüfft, mit welcher Geschicklichkeit der doch plump anmutende Körper des Vampirdämons agierte. Schwerelos schwebte er über dem Kopf des Professors und stieß dann einem Pfeil gleich auf den Gegner nieder. Der grünlich wabernde Energieschirm des Amuletts ließ ihn wie einen Gummiball abprallen, doch Zamorra wusste, dass Sarkana noch andere Sachen auf Lager hatte. Erneut startete er einen Angriff, der Zamorra trotz Schutzschild mehrere Meter nach hinten warf.
Geschickt rollte der Parapsychologe sich ab und war sofort wieder kampfbereit.
»Sarkana! Schau mich an!«
Zamorra kannte diese Stimme. Er konnte kaum fassen, was er sah. Aus einer Wandnische traten Nicole und Khira Stolt hervor. Khira, die laut dem Vampir nichts weiter war als ein paar blutige Fetzen.
Nicole und Zamorra verständigten sich mit einem einzigen Blickkontakt. Nun sah die Sache schon ganz anders aus. Mit Merlins Stern und Nicoles Dhyarra konnten sie dem Dämon Paroli bieten.
Doch der reagierte völlig anders als bei seinem letzten Treffen mit Khira, aus deren Augen erneut die blutigen Tränen quollen.
Erst jetzt begriff Zamorra, wie perfekt der Vampirdämon sein Reich beherrschte, doch die Einsicht kam zu spät. Er selbst war viel zu weit entfernt, um rechtzeitig eingreifen zu können. Und Nicoles Versuch, Khira aus der Gefahrenzone zu bringen, kam um den Bruchteil einer Sekunde zu spät.
Das Steinquader löste sich aus der hohen Decke und traf perfekt sein Ziel.
Ohne einen Ton von sich zu geben, brach Khira Stolt getroffen zu Boden. Ihr Kopf schien nur noch aus Blut zu bestehen.
Wütend griff Zamorra Sarkana an, der sich der Attacke geschickt entzog.
Keine vier Meter hinter dem Fledermauskörper kämpfte Artimus van Zant mit dem Entsetzen. Der Schlag, den ihm Sarkana verpasst hatte, konnte dem kräftigen Mann nur kurz das Bewusstsein rauben. Und dann hatte er ansehen müssen, was Khira geschehen war. Mühsam kam er auf die Knie. Ein heftiger Schmerz in der Brustgegend ließ ihn aufstöhnen. Irgendetwas war da in seiner Jacke, auf das er enorm hart aufgeschlagen war. Mit einer Hand fischte er den Gegenstand hervor.
Es dauerte eine Sekunde, ehe er begriff, was er da zwischen seinen Fingern hin und her drehte. Ein Meißel. Es war das Werkzeug des blinden Bildhauers Aron Cassianus, das van Zant in dessen Atelier aufgehoben und unbewusst eingesteckt hatte.
Und dieser Meißel war über und über besprenkelt mit dem getrockneten Blut, das Khira dort geweint hatte.
Van Zant sah, dass sich Nicole um die blutüberströmte Kleinwüchsige kümmerte, die leblos in ihren Armen lag. Und er bemerkte, dass Sarkana bereit war, sich trotz Merlins Sterns Angriffen erneut auf Zamorra zu stürzen. Der Meißel lag schwer in seiner Hand. Er war perfekt ausbalanciert.
Wie geschaffen für das, was Artimus nun tat.
»Sarkana! Dreh dich um, du Schwein. Du Mörder… sieh mich an.«
Die Fledermauskreatur schwenkte irritiert zu ihm herum. Sie schien nicht zu wissen, was dieses Nichts noch von ihm wollte.
»Das ist für Khira, du verlaustes Vieh!« Van Zants Arm machte eine kurz Ausholbewegung, dann ließ er den Meißel fliegen. Einmal nur drehte das stählerne Werkzeug sich um seine Achse, dann bohrte es sich tief in die Schulter des Monsters und verschwand komplett in ihr.
Sarkanas grässlicher Schrei dröhnte durch die Halle. Van Zant presste die Hände gegen die Ohren, um seine Trommelfelle zu schützen. Dann sah er, was seine Aktion bewirkt hatte.
Sarkanas Schulter brannte! Ein furchtbarer Gestank füllte binnen Sekunden die Halle, und das Loch in der Schulter der gigantischen Fledermaus wuchs von Sekunde zu Sekunde an. Die
Bluttränen zeigten ihre verheerende Wirkung.
Vor Schmerz brüllend erhob sich das Monster taumelnd in die Luft. Alles, was ihm an Kraft verblieben war, presste er aus sich heraus. Mit seinem hässlichen Schädel durchbrach er die Deckenplatten
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