0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
unglaubliche Kraft, die Nicole nun zu spüren bekam.
Die Französin konnte nicht mehr ausweichen, als die Blutsaugerin sie wie ein Rammbock von den Beinen brachte. Woher nahm sie diese Kraft? Sie schien ihren Blutdurst seit Tagen nicht mehr gelöscht zu haben. Nicht zum ersten Mal sah Nicole einen Vampir, der durch Blutentzug kurz vor seinem Ende stand. Doch in diesem Wesen loderte eine übernatürliche Energie.
Sarkana - natürlich! Der Vampirdämon hatte die Frau mit dieser Kraft aufgeputscht. Khiras Tod war ihm jeden Aufwand wert.
In letzter Sekunde rollte Nicole zur Seite, als die Vampirin sich auf sie fallen ließ. Die Flamme, die in den Augen des Wesens loderte, schien nur für den Hass zu brennen. Und Nicole wusste, dass ihr jetzt nur noch eine Chance blieb, auch wenn sie damit Zamorras Leben gefährden sollte.
Es musste sein.
Sie rief das Amulett zu sich.
Ohne Zeitverlust erschien die Silberscheibe in Nicoles rechter Hand und reagierte blitzartig. Der silberne Blitz schleuderte die Vampirin in genau dem Augenblick vom Körper der Französin weg, als sie ihre Zähne in Duvals Hals schlagen wollte. Noch immer war die Blutsaugerin nicht am Ende, doch ein zweiter Angriffsschlag des Amuletts riss sie förmlich auseinander.
Melinda Cassianus’ Leiden war beendet.
Nicole rappelte sich mühsam auf und half der angeschlagenen Khira ebenfalls auf die Beine. Stotternd und unvollständig bekam sie zu hören, was hier geschehen war. Zumindest in etwa konnte die Französin sich nun ein Bild machen.
Als Merlins Stern im nächsten Moment verschwand, da war klar, dass Zamorra in großer Gefahr steckte. Und diese Gefahr hieß Sarkana, da gab es keinen Zweifel.
Khira Stolt riss sich zusammen. Trauer um die Freunde und Selbstmitleid waren jetzt nicht angesagt. Sie fürchtete sich vor dem, was sie tun wollte, doch es musste wohl sein.
»Nicole, wir müssen zu Sarkana. Er ist nahe genug, damit ich ihn orten kann. Komm, wir müssen uns beeilen.«
Wenn es stimmte, was Nicole ihr erzählt hatte, dann musste Sarkanas Machtbereich hier unendlich groß und verworren sein. Minuten später war Khira klar, was Zamorras Gefährtin gemeint hatte. Die Gänge, verschlungen und verworren wie sie waren, schienen endlos zu sein.
Wie kam es dann, dass Khira mit jedem Schritt deutlicher fühlte, dass der Vampirdämon ganz in ihrer Nähe war? Irgendetwas stimmte hier nicht.
Noch etwas fühlte Khira mit jedem Meter den sie zurücklegte. Es war die schreckliche Angst, die in ihr wuchs. Die Angst, diesem Wesen erneut von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten.
***
Er musste zugeben, dass er sich ausgezeichnet amüsierte.
Die Rolle des Beobachters war für ihn zwar nicht neu, doch selten hatte er sie so genossen. Der besondere Kick war, dass er alle Beteiligten gut genug kannte, um deren Reaktionen recht gut voraussehen zu können.
Er korrigierte sich: nicht alle waren ihm ausreichend bekannt. Einer der Handelnden war ihm nie zuvor begegnet. Ein ungeschlachter Kerl, der wie ein großes Kind durch die Szenerie lief. Aber, nun ja, selbst der machte keine so schlechte Figur.
Sein Hauptaugenmerk lag auf der Kleinwüchsigen. Sie war der Grund für seine Beobachtungen. Mehr noch: sie war sein Ziel.
Nun stand bald der Showdown an. Es gab mehrere Möglichkeiten; die gab es schließlich immer. Doch wenn er es recht bedachte, dann würde es wohl wieder einmal wie immer sein. Aber da mochte er sich in diesem Fall durchaus täuschen.
Die Macht des Alten wuchs ständig. Vielleicht würde ja er als Sieger aus dieser Partie hervorgehen?
Jedenfalls konnte er sich zurücklehnen und auf das Ende warten. So oder so, sein Einsatz würde erst danach erfolgen. Er war gespannt, welche Schachzüge man ihm noch zu bieten hatte.
Die Bühne war bereitet. Der letzte Akt stand kurz bevor.
Gleich würde sich der Vorhang heben.
***
Ein Kribbeln fuhr durch Zamorras Körper, als sich die Umgebung um ihn herum veränderte.
Der breite Gang verblasste, schien gleichzeitig in sich zusammen zu schrumpfen. Und etwas Neues, völlig anderes entstand. Ein kurzer Seitenblick auf van Zant zeigte ihm, dass der Physiker nicht minder überrascht und beeindruckt war.
Merlins Stern - Zamorra zählte die Sekunden, seit das Amulett verschwunden war. Zwei Minuten wollte er Nicole geben, dann musste er die Silberscheibe wieder zu sich rufen. Es gab Abmachungen zwischen den beiden, die exakt einen solchen Fall betrafen.
Als sich ein weitläufiger Saal um ihn herum
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