0803 - Stätte der Vergessenen

betätigte den Regler des Translators, bis er das Kauderwelsch des Fremden übersetzte:"...sollt mich loslassen. Es ist ein grobes Vergehen, in der neutralen Zone Gewalt anzuwenden oder gegen die guten Sitten zu verstoßen"
    „Und wie steht es mit Diebstahl?" fragte ich. „Aber wie du willst, springen wir zusammen aus der neutralen Zone."
    Ich teleportierte mit Roi und dem Fremden zu dem Grüngürtel außerhalb der neutralen Zone. Der Zufall wollte, daß wir inmitten der Artgenossen des Fremden materialisierten. Sie gaben entsetzt Fersengeld.
    „Ah, deine Freunde haben wohl Schmiere gestanden", meinte Roi schmunzelnd und hielt das Birnenwesen fest, als es verzweifelte Anstrengungen machte, seinen Artgenossen zu folgen. „Hiergeblieben. Bevor wir dich freilassen, wollen wir einige Informationen. Wie heißt du, und weichem Volk gehörst du an?"
    „Memon ... Wassen", übersetzte der Translator die Laute, die aus dem knospenförmigen Mund des Fremden kamen.
    „Ich habe ganz legal gehandelt. Jedes Wesen hat auf Troltungh das Recht, nach seinen eigenen Gesetzen zu leben.
    Niemand braucht sich an andere anzupassen. Und wir Wassen sind nun mal zum Stehlen geboren. Bei all meinen Armen! wie oft muß ich das denn noch erklären, daß wir einfach alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest ist."
    „Wie lange ist dein Volk hier schon gefangen, Memon?" fragte Roi.
    „Gefangen?" Der Wasse scheuerte seine Arme gegeneinander und erzeugte so ein Geräusch, als ob man mit Schmiergelpapier über Glas reibe. „Ich wurde hier geboren. Was weiß ich, wann mein Volk nach hier emigrierte. Ist mir auch egal.
    Mir gefällt es hier, und ich lasse mir von euch den Spaß nicht verderben. Wer seid ihr überhaupt?" Roi ließ Memon los. „Wir sind gerade erst angekommen. Wir wurden von den Gesängen der Kelsiren angelockt.
    Wir kamen gegen die verheißungsvollen Lockrufe einfach nicht an und glaubten den Versprechungen, in ein Paradies geführt zu werden. Die Ernüchterung kam. als wir uns auf Troltungh wiederfanden", erzählte Roi.
    „Das deckt sich mit dem, was andere berichten, die erst in jüngster Zeit hergekommen sind", erwiderte Memon verständnisvoll, dabei fuchtelte er mit seinem Dutzend Arme herum, daß einem davon ganz schwindelig wurde. „Alle haben geglaubt, sie bekommen eine Welt für sich allein, und die meisten werden sich nie mit ihrem Schicksal abfinden können. Am wenigsten jene Verrückten - regelrechte Ausgeburten an Scheußlichkeit, gegen die ihr wahre Prachtexemplare seid -, die sich lange nicht aus ihrem Raumschiff trauten und hysterische Anfälle bekamen, wenn sie einen Fremden nur aus der Ferne sahen. Ich hab mich mal in ihr Schiff geschlichen und wollte einen von ihnen beklauen.
    Aber noch bevor ich ihn berührte, fiel er in Ohnmacht, und da hab ich ihm seinen Plunder gelassen. Ihr werdet die Croisloner schon noch kennenlernen, völlig humorlose Burschen. Aber zusammen mit ihnen ist noch ein Raumschiff gekommen.
    Das des Zocken. Der ist auf eine ganz andere Art humorlos, versteht überhaupt keinen Spaß, schießt auf alles, was ihm zu nahe kommt.
    Vor ihm haben selbst die Murrer Respekt, und dem Bürger von Yawn liegt er schwer im Magen ... Einen Tip will ich euch geben: Wenn ihr Komplexe habt, wendet euch an den Bürger von Yawn.
    Ein guter Diplomat, konnte sogar den Croislonern Selbstsicherheit einimpfen. So jetzt muß ich aber machen, daß ich zu meinen Freunden komme. Hoffentlich sieht man sich wieder, wenn ihr was von Wert bei euch tragt. Wiedersehen!"
    Und schon war er im Dickicht verschwunden.
    „Mein Armbandgerät!" rief Roi erschrocken aus.
    Ich teleportierte augenblicklich und materialisierte vor dem zweifellos perplexen Memon. Er warf sich fluchend zu Boden und verdeckte seinen Birnenkörper mit sämtlichen Armen und Beinen. Dabei hielt er mir mit den fadenförmigen Fingern der einen Hand Rois Armbandgerät hin.
    „Wenn das so weitergeht, verliere ich noch den Spaß am Klauen", sagte er vergrämt.
    Ich kehrte zu Roi zurück.
    „Viel ist nicht damit anzufangen, was wir von dem Wassen hörten", meinte Roi, während er das Kombigerät anlegte.
    „Nehmen wir mal die Vulkanlandschaft östlich von unserem Reservat unter die Lupe."
    Wir nannten sie Vulcanier, bis wir ihren wirklichen Namen erfuhren: Tauteker.
    Als wir inmitten der Landschaft aus erkalteter Lava materialisierten, umgeben von Geysiren und Felsspalten, aus denen Schwefeldämpfe stiegen, dachten wir zuerst, dieses Reservat sei