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0804 - Der Zeithammer

Titel: 0804 - Der Zeithammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Stimme.
    Noch traute sich Itsinach nicht, offen gegen den Allerältesten zu sprechen. Aber all das konnte sich in kurzer Zeit ändern.
    Mitsino wußte, daß ihm nur noch eine Galgenfrist gegeben war.
    Entweder er schaffte Wandel, oder man würde ihn eines frühen Morgens zum Unglücksbringer stempeln, ihm die Schwingen einschneiden und ihn von der Kuppe des Burgfelsens stürzen.
    Tagelang hockte Mitsino auf eben dieser Kuppe - nicht weil er sich das Gelände in dem er sein Leben beenden würde, besonders gut einprägen wollte, sondern um auf einen Ausweg zu sinnen.
    Ein neuer Gott mußte her. Aber woher wollte er ihn nehmen?
    Von denen, die gelegentlich in ihren Wolkenschiffen auf dieser Welt landeten, hatte sich seit Monaten keiner mehr sehen lassen.
    Wo waren sie geblieben?
    Er war bereit, den unter ihnen, der sich den Iti-Iti als Gott zur Verfügung stellte, sein ganzes Leben lang nur mit dem kostbaren Fleisch der Silberechse zu füttern. Das war ein Angebot, wie es noch nie in der Geschichte dieser Welt jemals gemacht worden war.
    Auch an diesem Tag - um Mittag, als die Sonne am heißesten brannte und die Feldarbeiter im Innern des Felsen verschwunden waren - saß Mitsino auf der Kuppe der Burg und starrte gedankenverloren in die Ferne.
    Er murmelte Gebete an die Himmelsmacht, die über den Göttern stand. Er beschwor sie, ihm einen Gott zu schicken.
    Und plötzlich ...
    Er kniff ein paarmal hastig die Augen zusammen, um sich zu vergewissern, daß er sich nicht getäuscht hatte. Er war alt, aber sein Blick war scharf. Drunten im Tal, auf dem halben Weg zum Tafelfelsen, auf dem vor langer Zeit die riesige Burg der Guten Alten Gottheit gestanden hatte, bewegte sich eine Gestalt. Noch vor wenigen Augenblicken war sie nicht da gewesen. Mitsino konnte sich nicht erklären, woher sie gekommen war - es sei denn, die Himmelsmacht hätte sein inbrünstiges Gebet erhört.
    Er beobachtete die Gestalt eine Zeitlang. Sie benahm sich merkwürdig. Sie bewegte sich langsam in Richtung Tafelfelsen.
    Dabei grub sie eine tiefe Furche in den Sand des Talbodens.
    Von der Höhe des Iti-Iti-Felsens aus sah diese Furche wie eine dunkle, schnurgerade Linie aus.
    Mitsino erhob sich und trat durch den Eingang, der ins Innere des Felsens führte. Er bewegte sich vorsichtig und auf wenig benutzten Wegen. Noch war er seiner Sache nicht sicher. Die Gestalt mochte die eines Mucierers sein, der sich als Gott nicht verwenden ließ. Mitsino glaubte zwar, daß es sich um einen der Fremden mit den Wolkenschiffen handele, aber solange er dies nicht mit Sicherheit wußte, wollte er sich keine Blöße geben.
    Schließlich gelangte er zu Levojs Kammer. Levoj war einer der tapfersten Krieger des Stammes und wurde in Kämpfen gewöhnlich als Truppführer eingesetzt. Er war Mitsino treu ergeben.
    Levoj schlief, als der Allerälteste eintrat. Mitsino weckte ihn.
    „Ruf deine Leute zusammen", befahl er dem Krieger. „Aber so, daß es niemand merkt.
    So rasch ihr könnt, versammelt ihr euch auf der Kuppe des Felsens. Es gilt, einen Gott zu fangen!"
    Mitsino war alt, aber fliegen konnte er noch wie einer der Jungen. Seine Flughäute waren dunkel und wirkten verwittert, aber sie trugen ihn mühelos. Der Allerälteste befand sich mitten im Gewühl der Krieger, als Levojs Trupp sich von der Kuppe des Felsens hinabstürzte und nach Norden das Tal entlangflog.
    Der Fremde hatte seine Furche inzwischen um zweihundert Schritte weiter gezogen.
    Mitsino empfand Triumph, als er sah, daß es sich wirklich um eines der Wesen mit den Wolkenschiffen handelte. Er war nur ein wenig mißtrauisch, weil er nicht wußte, wie der Fremde hierhergekommen war. Er betete zwar zu der Himmelsmacht, wie es von ihm erwartet wurde.
    Aber er hatte noch nie erlebt, daß die Himmelsmacht einen seiner Wünsche auf derart dramatische Weise erfüllte. Im Laufe der Jahrzehnte waren ihm immer öfter Zweifel daran gekommen, ob es die Himmelsmacht wirklich gebe und sie nicht nur eine Erfindung vieler Generationen von Allerältesten war, die dazu diente, das Volk in Schach zu halten. Diese Zweifel empfand er auch heute noch. Deswegen wäre es ihm lieber gewesen, er hätte irgendwo ein Sternenschiff gesehen, damit er glauben konnte, der Fremde sei in der für seinesgleichen üblichen Art auf diese Welt gekommen.
    Die Schar der Krieger landete so, daß sie einen Kreis um das fremde Wesen bildete.
    Der Fremde hielt sofort in seiner Arbeit inne. Mitsino sah, daß er eine Art Werkzeug mit sich führte,

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