0804 - Der Zeithammer
CLERMACs gestanden hatte - genügte ihm dies jedoch nicht. Er warf einen Blick auf den Orterschirm und sah, daß das kleine fremde Raumschiff nach wie vor ohne Fahrt dahintrieb.
Seine Anwesenheit im Kommandoraum war also nicht unbedingt erforderlich. Er hinterließ die nötigen Anweisungen und machte sich auf den Weg zum Triebwerkssektor.
Er betrat den Raum, in dem der Sensor die Unregelmäßigkeit festgestellt hatte, und sah sich um. Es war alles in Ordnung, stellte er fest. Aber Sensoren lügen nicht. Er öffnete den Durchgang zum angrenzenden Raum. Er hörte ein scharrendes Geräusch und griff automatisch zur Waffe.
Da stach ein gleißender Strahl konzentrierten Lichts auf ihn zu.
Er riß die Arme in die Höhe, um das Auge zu bergen. Gleichzeitig bellte er „Nimm das Licht fort! Es ist gefährlich!"
Der Lichtstrahl schwenkte zur Seite. Für Gerogrosch war es immer noch unangenehm. Aber wenigstens konnte er die Arme sinken lassen. Das Auge war nicht mehr in unmittelbarer Gefahr.
Fassungslos musterte er das eigenartige Wesen, das im Hintergrund des Raumes stand. Er hatte nicht anders geglaubt, als einen seiner eigenen Soldaten bei unerlaubter Tätigkeit zu ertappen. Einen Fremden hatte er nicht erwartet.
Der Unbekannte war klein.
Er reichte Gerogrosch kaum bis über die Oberkante des Gürtels. Er trug große, runde Ohren an einem Schädel, der nach vorne spitz zulief. Die Eßöffnung war mit einem einzigen, allerdings großen Schneidezahn ausgestattet, der zur Hälfte unter der Lippe hervorragte. Die Augen des Fremden waren halbkugelig, schwarz und glänzend.
Gerogroschs Gedanken wirbelten. Für ihn stand fest, daß der Unbekannte aus dem kleinen Raumschiff stammte, das er seit geraumer Zeit beobachtete. Wie er hierhergekommen war, das wußte er nicht. Er mußte immerfort nur eines denken: CLERMAC, die allmächtige Inkarnation, erwartete die Vorhut der zurückkehrenden Bevölkerung des Planeten, auf dem sich die Kleine Majestät niedergelassen hatte.
Man glaubte zu wissen, welches die äußere Erscheinung der Wesen war, die diese Welt einst bewohnt hatten. Etwa fünfzig von denen, die aus irgendeinem Grund zurückgeblieben waren, hatten sich erst vor kurzer Zeit am Sitz der Kleinen Majestät eingefunden, um ihr zu Diensten zu sein.
Aber der Fremde, der vor Gerogrosch stand, bot ein ganz anderes Bild!
Wie konnte man das erklären? Gab es auf der Welt, die die Kleine Majestät ihre Insel nannte, mehrere Bevölkerungstypen?
Oder hatte CLERMAC sich getäuscht - welch unvorstellbarer Gedanke! War dies nicht die Vorhut der Zurückkehrenden, sondern die Patrouille eines gänzlich unbekannten Volkes?
Der Fremde gab ein paar Laute von sich, die Gerogrosch nicht verstand.
Und dann geschah etwas ganz und gar Unglaubliches.
Die Umrisse der fremden Gestalt begannen zu zittern und zu flimmern. Der Unbekannte wurde durchsichtig, und einen Atemzug später war er vollends verschwunden.
Gerogrosch stand da und starrte auf die Stelle, an der sich der Fremde vor wenigen Augenblicken noch befunden hatte. War er wirklich dagewesen? Hatte er ihn wirklich gesehen? Oder war das alles nur ein Traum, eine Halluzination, das Erzeugnis einer überreizten Phantasie?
Nur langsam gewann der Hulkoo-Kommandant sein inneres Gleichgewicht wieder. Die Anzeige des Sensors, überlegte er, war nur eine geringfügige gewesen und nicht aufgezeichnet worden. Am besten, er erwähnte den Vorfall überhaupt nicht. Er sparte sich viel Ärger, wenn er einfach den Mund hielt.
Nachdenklich machte sich Gerogrosch auf den Rückweg zum Kommandoraum. Unterwegs überraschte ihn das Alarmsignal: das fremde Raumschiff hatte Fahrt aufgenommen und war im Begriff zu verschwinden.
Über den Kommunikator rief Gerogrosch den Kommandoraum an.
„Eine Verfolgung findet nicht statt", ordnete er an. „Wir kehren zurück!"
An Bord der SOL herrschte Niedergeschlagenheit. Wenn es auch Solaner gab, denen die bedrückenden Nachrichten, die die K-XVI zurückgebracht hatte, nichts bedeuteten oder die sich gar darüber freuten, so gab es doch ebenfalls ein starkes Gefühl der Solidarität mit dem Mann, der das Schiff mitsamt seiner Besatzung durch Hunderte von Gefahren gesteuert und dem das Schicksal nun diesen schwersten aller Schläge versetzt hatte: die Erde verlassen zu finden.
Das Mitgefühl der Solaner erstreckte sich auch auf die übrigen Terra-Geborenen an Bord - die Gruppe derer, die vor mehr als vierzig Jahren mit Perry Rhodan in die Verbannung gegangen
Weitere Kostenlose Bücher