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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich den Sand auf und schleuderte ihn dem Knaben entgegen. Nicht nur einmal, es gelang mir dreimal, einiges erwischte auch sein Gesicht.
    Diesmal fluchte er, stolperte und fiel mir entgegen.
    Mein angewinkelter Arm stoppte ihn, und der Ellbogen traf ihn wuchtig am Kinn.
    Er schrie nicht einmal. Wie ein praller Sack fiel er gegen mich. Bevor er mich umreißen konnte, drehte ich mich zur Seite und sprang auf.
    Mein Glück, denn Sohn Nummer zwei war wieder auf dem Weg zu mir. Ich war schneller als er, lief an der anderen Seite der Mulde hoch und sah eine schmale Lücke zwischen zwei Strandkörben. In sie drückte ich mich hinein und wurde nun von den beiden Körben gedeckt.
    »Das nützt dir nichts!«, schrie der weiter oben stehende Vater.
    »Los, Blainy, hol ihn dir!«
    »Keine Angst, den packe ich.«
    Blainy hatte sich nicht weit entfernt angehört. Uns trennte praktisch nur ein Strandkorb. Ich hörte ihn keuchen, während ich mich still verhielt.
    Der Vater stand weiter oben. Er hatte den besten Überblick und dirigierte seinen Sohn. »Er ist noch immer vor dir und kann nicht viel sehen. Geh um den Korb herum.«
    Ich zog mich zurück. Zwei Strandkörbe weiter fand ich Schutz.
    Diesmal hatte ich mich vorgesehen und mir Körbe ausgesucht, die von dem Vater nicht einsehbar waren. Ich klemmte mich geduckt an die Rückseiten der beiden Gegenstände. Vor mir sah ich das Meer und war froh darüber.
    Zwar brannten meine Augen noch, doch verteidigen konnte ich mich jetzt besser, und diesmal zog ich endlich meine Waffe. Ich stand noch immer so günstig, dass mich der Vater nicht sah, der allmählich ungeduldig wurde und seinen Sohn anspornte.
    »Verdammt noch mal, du wirst diesem Schnüffler doch den Hals umdrehen. Er ist nicht weit von dir entfernt.«
    »Wo denn?«
    Die Stimme hatte nah geklungen.
    »Ich kann ihn nicht sehen, aber er ist nicht an den Strand gelaufen. Das hätte ich bemerkt.«
    »Komm doch runter!«
    »Hol ihn allein!«
    Ich hatte die beiden reden lassen und mich dabei auf mich selbst, das heißt, auf meine Augen konzentriert. Noch immer rannen die Tränen. Sie spülten den Sand weg. Ich rieb jetzt nicht mehr, das hätte zu Entzündungen führen können, dafür hörte ich in meiner Nähe schleifende Geräusche.
    Blainy kam.
    Er versuchte, den Atem anzuhalten. Es gelang ihm nicht. Wahrscheinlich hatte er sich zu sehr angestrengt, sein leises Schnaufen wies mir den Weg, und ich ging so leise wie möglich in die entgegengesetzte Richtung, bis ich den seitlichen Rand des Strandkorbs erreicht hatte.
    Ich hatte mich an der Vorderseite befunden. Blainy stand an der Rückseite. Neben ihm stand ein weiterer Strandkorb, der noch nicht gereinigt worden war. Grüne, trockene Algen klebten an der Seite und auch an der Fußstütze.
    Blainy drehte mir den Rücken zu. Das allein zählte für mich.
    Alles andere war uninteressant.
    Sein Vater hatte sich entschlossen, ihn zu unterstützen. »Ich komme, Blainy, dann holen wir ihn uns.«
    »Was ist denn mit Steve?«
    »Den hat es erwischt!«
    »Tot?«
    »Glaube ich nicht.«
    Mir war es recht, wenn sie redeten. So kam ich näher an Blainy heran. Und plötzlich spürte er den kalten Mündungsdruck der Beretta im Nacken, und Blainy wusste sofort Bescheid, was ihm blühte, denn sein leiser Fluch klang deprimiert.
    »Lass das Eisen fallen, Junge!«
    Es plumpste in den Sand.
    »Das ist gut, denn du bist bei Gott nicht der Star, für den du dich hältst.«
    »Und jetzt?«
    »Arme hoch, im Nacken verschränken.« Nach diesem Befehl war ich einen Schritt zurückgetreten, weil ich kein weiteres Risiko eingehen wollte. Da fuhr er herum und wollte zuschlagen.
    Ich war weit genug weg, er traf mich nicht. Die Fäuste sausten durch die Luft, sanken nach unten, und bevor er sie zu einem erneuten Angriff hatte heben können, kam ich durch.
    Meine Waffe erwischte ihn an der Stirn.
    Blainy sah so erstaunt aus. Irgendwie auch lächerlich. Er faltete sich zusammen, kippte nach links und fiel geradewegs in den offenen Strandkorb hinein.
    Das Ding wackelte, kippte jedoch nicht um, und der Bewusstlose verschwand darin.
    Gerade rechtzeitig, denn sein Vater befand sich bereits in der Nähe. »Blainy, wo bist du?«
    Ich hörte die Schritte des Alten und zog mich zurück. Der Mann kam von rechts, ich hatte mir die linke Seite ausgesucht, was auch vernünftig war, denn hier hatte ich Deckung.
    »Blainy…?«
    Der Ruf, das Schnaufen, dann der Fluch, denn er hatte seinen Sohn entdeckt.
    Für mich war das Spiel

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