0805 - Der Echsenvampir
Experiment gewagt, das in seiner Kombination nie zuvor durchgeführt worden war. Und es war gelungen.
Johannas Körper hatte Ruhe gefunden, der Echsenvampir hatte eine schmerzliche Niederlage hinnehmen müssen und würde lange brauchen, sich von seinen Wunden zu erholen… doch er würde in der Hölle erzählen, dass einer ihrer ärgsten Feinde tot war.
Jeder, den sein Schicksal berührte, der meinte, es beeinflussen zu müssen, musste der Überzeugung sein, er sei tot.
Asmodis und die Dämonen der Hölle.
Die Hüterin der Quelle des Lebens.
Jede ihr übergeordnete Instanz, welche Namen sich auch immer dahinter verbergen mochten.
Jene, die ihn auserwählt hatten… wie immer das auch vor sich gegangen war.
Es war zu Ende. Er war frei. Nackt erhob er sich, doch er hatte für alles gesorgt, das er jetzt benötigte. Er schlüpfte in die bereitgelegten Kleider, stieg auf das Pferd, das er in der Nähe angebunden hatte, und ritt davon.
Wochen später kam er als unscheinbarer Reisender in die Stadt und zog auf dem Marktplatz Erkundigungen ein. Die Druckerwerkstätte Hartmanns war in jener Nacht völlig abgebrannt, Hartmann selbst wurde hinter dem Haus gefunden, den Schädel nach hinten gedreht.
Er war das bislang letzte Opfer des unheimlichen Mörders geworden. Und auch in der Zukunft hörte man nie wieder von ihm.
Jahrhundertelang.
***
Gegenwart, Mainz, in dem Zementwerk am Rande der Innenstadt
Andrew hatte schreckensstarr beobachtet, wie Zamorra und Nicole von herangeschleuderten Fragmenten der durch Dhyarra-Magie zerstörten Rampe getroffen zu Boden gingen.
Er schoss einen Strahl aus dem Blaster, doch er traf keine der Dienerkreaturen. Etwas huschte von hinten an ihn heran und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Es ging zu schnell, als dass er hätte reagieren können.
Die Strahlenwaffe landete zwei Meter neben ihm auf dem Boden.
Genauso gut hätte sie zwei Kilometer entfernt sein können. So oder so war sie unerreichbar.
Noch während Andrew herumwirbelte, um zu sehen, wer ihn angegriffen hatte, traf ihn ein Schlag an der Schläfe. Aufstöhnend taumelte er zur Seite und stützte sich an einem der Silos ab.
»Glaube mir, ich war versucht, dich mit der Echsenkralle zu ritzen«, ertönte die grauenvolle Stimme seines Gegners. Es war der Echsenvampir selbst!
»Warum - hast du es nicht getan?«, keuchte Andrew.
»Nach all den Jahrhunderten wollte ich dem Mann gegenüberstehen, dem es gelungen war, mich zu täuschen und mich beinahe zu vernichten.« Im Licht des Mondes blitzten die Vampirzähne des Monstrums.
»Ich hätte dich zur Strecke bringen können, wenn ich es gewollt hätte!« Andrew spuckte aus. »Zweifelst du etwa daran? Doch es kam mir nur darauf an, alle zu täuschen!« Er redete, um Zeit zu gewinnen. Er war dem Dämon hilflos ausgeliefert. Seine einzige Chance bestand darin, dass Zamorra oder Nicole aus ihrer Ohnmacht erwachten und ihm halfen. Mit ihren Dhyarras konnten sie den Echsendämon besiegen.
Oder lohnte es sich wirklich, auf ein Eingreifen des rätselhaften Sid Amos zu hoffen? Konnte ein schrecklicher Dämon wie Asmodis, der Herr der Hölle selbst, tatsächlich den Dämonen den Rücken kehren und einen eigenen Weg einschlagen? Das erschien ihm zu unwahrscheinlich…
»In der Tat hast du mich getäuscht! Seit ich hörte, dass du noch am Leben bist, denke ich über nichts anderes nach.« Sein Gesicht verzerrte sich vor Hass. »Asmodis gab mir nicht den Ruhm, der mir zustand, als ich verbrannt und der Auslöschung nahe in seinem Thronsaal auftauchte!«
»Dir stand kein Ruhm zu, denn ich lebe!«
»Für Jahrhunderte zog ich mich zurück.« Die Bestie ging nicht auf den Einwurf Andrews ein. »Ich regenerierte mich und schmiedete Pläne. Dann hörte ich von dir.« Er stieß einen Schrei aus. »Wenn du nicht bald gekommen wärst und meine Kampfansage angenommen hättest, hätte ich die ganze Stadt zu einer Armee meiner Diener gemacht. Nacht für Nacht, jede Stunde, fand ich ein Opfer, um dir und dem verhassten Zamorra eine Legion entgegenzuschicken!« Mit jedem Wort näherte er sich dem ratlosen Andrew Zentimeter für Zentimeter.
Aus! Es war vorbei. Der Echsendämon hatte gesiegt. »Wo bleiben deine Helfer?«, rief Andrew, um seinen Gegner zu verspotten. »Wir haben sie…«
»Sollen wir ihn für dich töten, Meister?«, fragte in diesem Moment eine der beiden Kreaturen, die über den Schuttberg herangekommen waren.
»Schweig«, donnerte der Dämon, und Andrew sah, wie er
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