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0805 - Krallenhand

0805 - Krallenhand

Titel: 0805 - Krallenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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magisch aufgeladene Puppe aus dem Jenseits, die versuchte, wieder ein Mensch zu werden und sich dabei an die Seelen anderer hielt.
    Die Hände zuckten.
    Ich spürte es mehr im Unterbewusstsein, denn allmählich wurde der Luftmangel kriminell. Aber das Zucken ließ mich hoffen. Ich schnitt automatisch weiter, und plötzlich durchlief die kleine, böse Gestalt ein heftiger Ruck.
    Sie schnellte hoch.
    Sie ließ mich los.
    Ich hob die Beine an, trampelte und hatte Glück, dass ich den Körper erwischte und ihn nach vorn schleudern konnte. Nein, es drang kein Schrei aus dem kleinen Mund, dafür saugte er sich mit Wasser voll, aber ich konnte mich wieder bewegen, rollte zur Seite und wuchtete mich dann aus dem flachen Wasser hoch.
    Luft, endlich Luft!
    Ich hatte mich hinstellen wollen, was mir nicht gelang, denn durch den eigenen Schwung wurde ich nach vorn getragen und stolperte mit Bleifüßen durch den nassen zähen Sand.
    Das Wasser strömte aus den Haaren, lief über mein Gesicht. Ich keuchte, spuckte Wasser aus, drückte mein nasses Haar nach hinten, beugte mich vor und hustete.
    Den Dolch hatte ich nicht losgelassen. In der grauen Dämmerung schimmerte die Klinge wie eine matte Spiegelscherbe, über die Wassertropfen rannen.
    Wo steckte das Kind?
    Ich war so davon eingenommen, dass ich nicht zum Strand schaute. Hatte ich es vernichten können? War die Kraft des geweihten Silberdolchs stark genug gewesen, oder hatte es dieses böse, kleine, verfluchte Monstrum noch einmal geschafft.
    Ich blickte auf seinen Rücken hinab. Nicht weit von mir entfernt lief es auf allen vieren durch das Wasser, um sich dem Strand zu nähern. Kein Zweifel, es wollte mir entwischen.
    Ich lief hinterher.
    Es musste mich bemerkt haben, denn plötzlich hielt es inne und kam mit einem abgezirkelten und grotesk wirkenden Sprung wieder auf die kleinen Beine.
    Mich durchfuhr kein Triumph, obwohl ich sah, was mein Dolch angerichtet hatte.
    Die Klinge war in den Nacken gefahren und hatte dort eine Wunde hinterlassen.
    Was heißt Wunde?
    Es war ein Schnitt, eine Lücke, die aufklaffte wie das Maul eines Haifischs. Aber es war keine Wunde, aus der dickes Blut hervorgequollen wäre. Es gab nichts zu sehen, da war Luft, da war…
    Ich verstand die Welt nicht mehr. Oder doch?
    Es war nicht so einfach, wieder ein Mensch zu werden. Da fehlte vieles, nicht nur die echte Seele, auch das Blut. Mochte Susy auch getötet haben, mochte sie Seelen geraubt haben, an die richtigen war sie nicht herangekommen. In ihr wuchs nichts Positives, nichts Gutes, und deshalb hatte sie auch bei normalen Seelen keine Chance. Sie würde immer ein Geschöpf des Grenzlandes bleiben, über das ich noch so wenig wusste.
    Susy drehte sich um.
    Es war eine normale Bewegung, ich bekam sie sehr genau mit, trotzdem störte mich etwas.
    Es lag an der ungewöhnlichen Kopfhaltung. Jeden Augenblick drohte er herunterzufallen.
    Er blieb trotzdem.
    Susy starrte mich an.
    Wir standen uns jetzt direkt gegenüber und konnten uns in die Gesichter schauen. Wind fegte um unsere Gestalten, wirbelte Wassertropfen von einem Gesicht weg, das für mich keines mehr war. Ich sah eine porzellanhafte Maske, die mich an den Halloween Tag erinnerte, und ich erkannte auch, dass meine Aktion bei dieser Maske ihre Spuren hinterlassen hatte. Das glatte Gesicht hatte jetzt Risse. Die ersten sah ich an der Stirn. Dort waren auch Knochensplitter abgefallen und hatten ein spitzes Loch hinterlassen.
    Mich glotzte eine weiße Pupille an, die in ihrem Zentrum ein rotes Glosen aufwies.
    Das Zeichen der Hölle?
    Das rechte Auge war gar nicht mehr vorhanden. Es schien herausgeschält worden zu sein, denn ich blickte in ein dunkles Oval.
    Auch die kleine Nase hatte etwas abbekommen. Auf dem Nasenrücken hatten sich Querrisse gebildet, die beiden angedeuteten Nasenflügel waren zersplittert. Stattdessen stand nur mehr der Rest eines schaurigen Fragments in dem Gesicht.
    Und der Mund?
    Ein Hohn, denn die Lippen leuchteten in einem kräftigen Rot, als wären sie mit frischem Blut nachgezeichnet worden.
    Ich war beeindruckt und auch erschreckt.
    Das »Kind« existierte noch. Es bewegte sich nur anders. Da passte die eine Bewegung nicht mehr zu der anderen, denn es versuchte, beide Arme gleichzeitig zu bewegen, was ihm nicht gelang.
    Der linke Arm schnellte nach vorn, der rechte versuchte es auch, nahm aber den entgegengesetzten Weg. Das Gleiche geschah mit den Beinen, und die Gestalt verlor ihren Halt.
    Sie wirkte wie eine

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