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0805 - Krallenhand

0805 - Krallenhand

Titel: 0805 - Krallenhand
Autoren: Jason Dark
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Wolken hatte der Wind vertrieben. Der Himmel zeigte ein monotones Graublau.
    Es war auch kühl geworden. Keiner hielt sich mehr in der Nähe auf. Die zum Säubern bereitgestellten Strandkörbe bildeten eine bräunliche Insel. Vögel segelten mit nahezu stoischer Gelassenheit durch die Luft, glotzten auf Strand und Wasser nieder, auf der Suche nach einer lohnenden Beute.
    James Hurt rutschte einen Sandhang hinunter. Gras bremste ihn.
    Der Teppich mit der Frau darin löste sich von seiner Schulter. Hurt schaute ihm fluchend hinterher und sah, dass er am Fuß des Hanges liegen blieb. Dabei hatte er sich ein wenig aufgerollt, und eine starre Hand schaute hervor. Die Finger sahen aus wie die einer Toten, aber der Mann wusste, dass Glenda Perkins nicht tot war. Sie würde bald tot sein, denn der Totengeist sollte sie bekommen.
    Wieder ein Opfer für das Jenseits, damit Menschen davon verschont wurden. Wenn man es wusste, war es ganz einfach, aber es gab nur wenige Menschen in Harrings-on-sea, die eingeweiht worden waren. Die Hurts gehörten dazu. Sie hatten den Anfang gemacht, und sie würden so schnell nicht aufhören. Vor allen Dingen dann nicht, wenn die Touristen einfielen. Den einen oder anderen würde kaum jemand vermissen. Und wenn schon, ein älteres Ehepaar geriet bestimmt nicht in Verdacht.
    Zuerst war diese Glenda Perkins an der Reihe. Es wurde auch Zeit, denn sie hätte es beinahe geschafft, das Verschwinden ihrer Freundin Fiona Finley aufzuklären. Neugierig gewesen war sie. James Hurt und seine Frau hatten alle Tricks aufbieten müssen, um sie loszuwerden. Zum Glück gab es da noch die kleine Susy.
    Ein Kind – aber auch ein untoter Teufel!
    Er musste lächeln, als er an sie dachte und dabei in seinen dunklen Gummistiefeln den schmalen Hang hinabstampfte.
    Neben dem Teppich blieb er stehen. Wind spielte mit seinen grauen Haaren, als er sich drehte und noch einmal nachschaute, ob er auch nicht beobachtet wurde.
    Hurt konnte nichts Verdächtiges feststellen. Er war zufrieden mit sich selbst, ließ sich auf die Knie fallen und knurrte wie ein Tier, das sich mit seiner Beute beschäftigte.
    James Hurt rollte den Teppich auf und betrachtete die Frau. Ein Schauer durchrieselte ihn. Glenda war eine schöne Frau. Obwohl Hurt aus dem »gefährlichen Alter« heraus war, spürte er seinen Trieb, als er die Blicke über den Körper gleiten ließ.
    Vor Wochen wäre ihm das nicht passiert, jetzt aber glaubte er fest daran, dass die Jugend und damit eine gewisse Kraft noch einmal in ihm erwachten.
    Auch das hing mit den Opfern zusammen. Das Totengesicht schien sein Versprechen zu halten. Wenn das so weiterging, standen ihm noch herrliche Zeiten bevor. Er leckte sich über die Lippen, als er daran dachte. Das war einfach wunderbar, das war super, das war hervorragend, da würde er wieder im siebten Himmel schweben und alles so wunderbar finden.
    Junge, glatte Frauenkörper, die er so lange vermisst hatte. Alles würde zurückkehren, und als er jetzt über den Körper der Bewusstlosen strich, da malte er sich in seiner Fantasie die herrlichsten Dinge aus.
    Leider musste er warten, und schlagartig erwachte er aus seinem herrlichen Traum.
    Sie musste weg. Nur nicht hier liegen lassen. Das Haus und damit auch das Totengesicht brauchte sie.
    Es waren zwei Wege, die hinführten. Einmal war es der offizielle, der aber vor einer verschlossenen Haustür endete, zum anderen war es der Schleichweg, den erst einmal nur er kannte. Es war der beschwerliche, denn er musste durch die Röhre kriechen, die unter dem Dünensand auf das Haus zuführte.
    Der Beginn der Röhre lag nicht weit entfernt. Strauchwerk verdeckte diesen Eingang. Bisher war er noch nicht wieder entdeckt worden, denn in diesem Teil der Dünen legte man keine Rast ein.
    Man spazierte hindurch, um an den Strand zu gelangen.
    Der Mann drückte das Gestrüpp zur Seite. Er schuf eine Öffnung, packte die Frau, trug sie an den Eingang der Röhre und schob sie hinein.
    Es war ein beschwerlicher Weg, den beide zurücklegen mussten, deshalb schaffte er noch den Teppich herbei und legte die Frau darauf. Er selbst verzichtete darauf, als er in die Röhre hineinkroch.
    Man hatte vor Jahren einen unterirdischen Kanal geplant, weil es im Ort des Öfteren zu Überschwemmungen gekommen war. Die Realisation war allerdings aus Kostengründen unterbrochen worden, und so reichte die Röhre nur bis zum Haus an den Klippen.
    Feuchtigkeit klebte an den Wänden und hatte dort einen grünlichen
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