0806 - Der Voodoo-Club
spöttisch.
»Ja, nur du!«
»Ich weiß gar nichts. Ich habe nur Augen im Kopf.«
»Schöne Augen sogar. Die hast du von deiner Mutter geerbt. Aber die Augen sind kalt, meine Liebe. Sie haben oft kein Gefühl, das konnte ich auch oft genug sehen. Du bist meine Tochter, aber du bist mir auch entglitten. Deine letzte Warnung hat mir gereicht. Es scheint sich etwas zu tun. Du bist diejenige, die mich nicht grundlos an Gabor erinnert hat. Er ist tot, das stimmt, und ich kann dich auch nicht zwingen zu bedauern, aber er hat etwas geleistet. Gabor und ich waren keine Freunde, wir haben nur gut zusammengearbeitet, und ich hätte mir dies alles nicht so aufbauen und dir eine Existenz schaffen können. Das solltest du auch bedenken.«
»Keine Sorge, das weiß ich.«
»Ich will keine Dankbarkeit. Ich möchte nur Fairness, auch den beiden Männern gegenüber. Ich werde einmal ein Geschäft mit ihnen machen. Es wird das erste und auch das letzte sein.«
Roberta hatte dem Blick ihres Vaters standhalten können. »Hast du dir noch nie überlegt, daß es auch für dich gefährlich werden könnte?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Welche Geschäfte hast du denn mit Gabor gemacht?«
»Das ist vorbei!« erwiderte Miller schroff.
»Du willst darüber nicht reden?«
»Stimmt.«
»Und die gleichen Geschäfte möchtest du mit diesen Typen Sinclair und Suko machen, denke ich.«
»Kein Kommentar.«
»Das ist der Weg ins Grab, Vater! Man will nicht, daß du dich bei ihnen einsetzt.« Sie sprach rasch weiter, bevor ihr Vater reden konnte. »Es kann für dich tödlich enden. Diese beiden Männer haben einen Fehler gemacht, weil sie hergekommen sind. Sie werden ihr Kommen noch bereuen, das kann ich dir versprechen.«
Miller schnappte nach Luft. »Was… was redest du denn da? Das hört sich an, als hättest du … als wärst du dabei gewesen und wüsstest über alles Bescheid.«
»Kann sein.«
Pedro schnaufte. Er holte tief Luft. »Verdammt, was weißt du wirklich, Roberta?«
Sie hob eine Hand und streckte den Zeigefinger aus. »Einiges, Vater, nicht sehr viel und nicht alles, was ich bedaure. Ich möchte dir aber einen Rat und eine Warnung zugleich geben. Hüte dich davor, mit ihnen Geschäfte zu machen, falls es die gleichen Geschäfte sein sollten, die du mit Gabor eingegangen bist. Bitte, hüte dich davor. Ich kann dir nur diesen einen Rat geben. Es war schon falsch, sie kommen zu lassen und…«
»Hör auf!« schrie Miller. »Wie redest du überhaupt mit deinem Vater, verdammt!«
»Ich muß so mit dir sprechen.«
Miller hämmerte mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
»Nein, das mußt du nicht. Ich weiß selbst, was ich zu tun habe. Hast du verstanden?«
Roberta blieb cool. Sie wirkte inmitten dieses schwülheißen Backofens wie ein Eisblock. »So leid es mir für dich tut, Vater, aber das weißt du nicht, und das hast du auch nicht gewußt. Hier ist einiges schiefgelaufen, auch wenn du es nicht bemerkst. Noch ein Rat von mir. Schick die beiden Engländer weg. Wenn sie mit der nächsten Maschine verschwinden, egal wohin, kann noch alles ins Lot gebracht werden. Bleiben Sie aber, können wir für nichts garantieren.«
»Ist das alles?«
»Reicht das nicht?«
Carlos Miller lief rot an. Er hatte sich aufgeregt. Die Adern waren unter der Haut seines Fleisches sehr deutlich zu sehen, und Roberta wußte, daß sie den Bogen bis zum Zerreißen gespannt hatte. Mit einer wiegenden Bewegung drehte sie sich um. »Ich werde jetzt gehen«, sagte sie. »Grab dir meine Worte tief ins Gedächtnis ein. Vergiß sie nicht. Ich hoffe, wir sehen uns später und unter günstigeren Umständen.« Sie wies auf das Telefon. »Deine Chance steht dort auf dem Schreibtisch. Du brauchst sie nur zu ergreifen.« Er schwieg.
Miller schnappte nach Luft. Sein Herz schlug schneller als gewöhnlich. Er wußte, daß er sich nicht aufregen sollte. Schleier erschienen vor seinen Augen, und er sah Roberta wie durch einen schwachen Nebelstreifen. Sie ging durch die offene Tür, war im Freien und verschwand dort in der Sonne.
Miller taumelte zurück, bis er seinen Schreibtischstuhl erreicht hatte. Auf ihn ließ er sich niederfallen. In seinem Kopf rumorte es.
Zahlreiche Blitze waren dort eingeschlagen und hatten ihn malträtiert. Wenn er jetzt in den Spiegel schaute, wußte er auch, wie sein Gesicht aussah. Er ließ es lieber bleiben.
Schwer fiel er auf den Stuhl und blieb zunächst keuchend hocken.
Langsam beugte er sich vor, die Ellenbogen
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