0806 - Der Voodoo-Club
Gegend Exoten zu sein. Wir waren eingekreist worden. Die Leute standen nicht sehr dicht an unserem Wagen, aber sie hatten sich so aufgebaut, als wollten sie uns nicht mehr durchlassen.
Keiner griff uns an, niemand sagte etwas, das Schweigen war bedrückend. Selbst die normale Geräuschkulisse war in den Hintergrund gedrängt worden.
Suko räusperte sich, bevor er einen langsamen Start vorschlug.
In diesem Augenblick hörten wir die Trommel!
Sie wurde irgendwo geschlagen, und ihr dumpfes Wummern wehte an unsere Ohren. Es stand fest, daß hier keiner saß, der einfach nur Musik machen wollte, er hatte einen anderen Grund. Es galt uns.
»Voodoo«, murmelte Suko.
Ich nickte nur.
Auch die Menschen hatten die Trommel gehört. Plötzlich waren wir nicht mehr interessant für sie. Sie drehten ihre Köpfe, schauten sich an, sie flüsterten miteinander, die Ängstlichen unter ihnen bekreuzigten sich und liefen weg.
Andere blieben noch stehen, mit einer Gänsehaut, während der Trommler weiterhin den finsteren Rhythmus schlug.
»Das gilt uns«, murmelte Suko. »Es ist schon interessant, daß die Trommel so direkt nach dem Verschwinden unserer Freundin Roberta Miller geschlagen wurde. Was sagt dir das?«
»Noch nicht viel.«
»Tatsächlich nicht?«
»Denkst du dabei an unser Todesurteil?«
Suko hob die Schultern. »Wir sollten zumindest davon ausgehen, daß wir uns verdächtig gemacht haben.«
»Dann wissen wir wenigstens Bescheid.«
Ich ließ die Fenster offen, als ich startete. Der Wagen rollte langsam an. Wir hatten jetzt freie Bahn, niemand stand uns noch im Weg. Aber jeder schien zu wissen, daß uns beiden die Nachricht galt. Deshalb behandelte man uns wie Aussätzige.
Die Straße war frei.
Wieder kroch der Staub hoch, und ich hatte das Gefühl, als würden aus den Wolken finstere Fratzen in unseren Camaro schauen.
Die Voodoo-Götter waren erzürnt…
***
Als sich Carlos Miller wieder etwas gefangen hatte und auch nicht mehr so stark schwitzte, verließ er sein Büro und schloß die Tür ab.
Dann ging er quer über den Hof auf seine drei Arbeiter zu, die noch immer alte Reifen aufschichteten. Die Männer sahen ihren Chef kommen und hielten mit der Arbeit ein.
Miller baute sich vor ihnen auf. »Ihr könnt für heute nach Hause gehen«, sagte er.
Das erstaunte die Leute. »Wieso denn? Wir müssen mit der Pyramide fertig werden.«
»Macht morgen weiter.«
»Und unseren Lohn für die ausgefallenen Stunden?«
»Den kriegt ihr schon.«
Das ließen sich die Männer nicht zweimal sagen. Sie nickten ihrem Chef zu, und der wiederum wunderte sich, wie schnell sich seine Laute bewegen konnten. In sehr kurzer Zeit hatten sie den Hof verlassen. Carlos Miller blieb allein zurück.
Er fühlte sich ausgelaugt. Es lag nicht nur am Wetter, nein, es war das Schicksal, das sich in der letzten Zeit so stark verändert hatte.
Seit Gabors Tod fühlte er sich wie in einem Gefängnis, das nicht aus Gitterstäben bestand, sondern aus kalten Totenarmen, deren Hände ihn überall berührten. Mitten auf dem Hof stehend schaute er sich um, aber es war niemand da, der ihn beobachtet hätte.
Er ging zu seinem Wagen. Die Schuhe schleiften über den Boden, so wirbelte auch er den Staub auf, der ihn begleitete wie eine geisterhafte Erscheinung.
Miller schloß die Wagentür auf und ließ sich in das durchgesessene Polster fallen. Er stöhnte dabei auf. Es war zu heiß, das Lenkrad und die gesamte Innenverkleidung schienen unter seinen Händen wegzuschmelzen, als er die Dinge berührte.
Er schaute in den Innenspiegel, wo sich sein Gesicht abzeichnete.
Miller erschrak über sich selbst. Seine Haut sah aus, als hätte sie jemand mit grauer Asche gepudert. Die Augen hatten ebenfalls ihren Glanz verloren, sie wirkten stumpf, ohne Energie.
Ob die alte Kraft jemals wieder zurückkehren würde, war die große Frage. Dieser Tag hier hatte nicht eben zu seinen glücklichen gezählt. Hier war einfach zuviel geschehen, in seine Welt war eine andere brutal eingebrochen und hatte den gesamten Ablauf zerstört.
Es schüttelte ihn, als er daran dachte. Er wollte auch nicht mehr daran erinnert werden. Er hatte den beiden Engländern noch geholfen, aber einen weiteren Kontakt würde er zu ihnen nicht pflegen.
Das konnte für ihn tödlich enden. Er hatte sich sowieso schon zu weit vorgewagt. Seinem Geschmack nach stand er nur eine Fußlänge vom Rand des Grabes entfernt, und das war schon schlimm genug.
Miller schlug die Tür zu.
Weg aus
Weitere Kostenlose Bücher