0806 - Die Hexe von Köln
nur noch Schmerzen. Sämtliche Knochen in seinem Körper brachen, und schließlich wurde auch sein Schädel zertrümmert.
Als Felix Blau haltlos zu Boden schlug, war er tot.
Samira verschwand so schnell und geräuschlos in der Dämmerung, wie sie gekommen war. Zurück blieb ein blutüberströmtes Paket, das einmal ein Mensch gewesen war.
Selina folgte ihrer Hexe…
***
»Wir können doch die Absperrung nicht einfach ignorieren«, sagte Nicole.
»Können wir«, widersprach Wagenbach und deutete auf einen klein gewachsenen Mann in einem Trenchcoat, der um seine hagere Gestalt schlotterte.
»Wer ist das?«, wollte Nicole wissen.
»Das ist Krimininalhauptkommissar Peffgen.«
»Und? Sollte ich mit diesem Namen etwas anfangen können?«
»Nein, natürlich nicht.« Wagenbach lächelte. »Er ist ein alter Freund von mir.«
Wo war Nicole da nur reingeraten? Die ganze Sache war ihr nicht ganz geheuer, schließlich war sie nur zu Besuch in der Domstadt.
»Ich glaube, ich werde Sie verlassen«, kündigte sie an.
»Aber… warum denn das?«
»Das dort vom geht mich bestimmt nichts an.«
Wagenbach blieb stehen. »Verzeihen Sie bitte. Sicher haben Sie Recht, aber ich möchte nur kurz nachschauen, ob die Geistermörderin wieder zugeschlagen hat.«
Nicole warf ihm einen fragenden Blick zu.
»Geistermörderin?«, wiederholte sie. Gegen ihren Willen war ihr Interesse geweckt.
»In der lokalen Presse wird sie so genannt«, erklärte Wagenbach. »In den vergangenen Wochen gab es in Köln einige recht bizarre Morde.«
»Durch eine Frau?«
»Vielleicht, aber genau weiß das niemand. Ein paar widersprüchliche Zeugenaussagen berichten von einer jungen Frau, aber niemand konnte sie genau beschreiben.«
»Das hört sich wirklich merkwürdig an«, murmelte Nicole.
Wagenbach nickte. »Sie taucht auf wie ein Geist und verschwindet ebenso wieder. Daher der Name, den die Klatschpresse ihr verliehen hat. Man munkelt bereits von übersinnlichen Kräften.« Wagenbach machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich sehe, Sie halten von diesem Unsinn genauso wenig wie ich.«
Wenn du wüsstest , dachte Nicole.
In diesem Moment wurde der Mann in dem Trenchcoat auf sie aufmerksam. Er ließ die drei Polizisten in den grünen Uniformen stehen und eilte auf sie zu.
»Wagenbach!«, entfuhr es ihm, und sein Gesicht verzog sich zu einer säuerlichen Miene. »Womit habe ich Sie bloß wieder verdient?« Er zeigte auf das rot-weiß gestreifte Band. »Ein polizeilicher Sperrbereich hindert Sie wohl nicht?«
Wagenbach spielte den Unschuldigen. »Das hat er doch noch nie, Herr Kommissar.«
»Warum sind Sie hier?«
»Ich komme, um Ihnen in der Stunde der Not beizustehen.«
»Sind Sie schon wieder betrunken?« Mit sanftem Druck schob Peffgen ihn zurück. Erst jetzt bemerkte er Wagenbachs Begleitung. »Reicht es nicht, dass Sie selbst immer wieder aufkreuzen wie ein falscher Fünfziger? Müssen Sie jetzt auch noch Fremde mitbringen?«
»Fremde? Das ist Mademoiselle Nicole Duval aus Frankreich. Sie ist zu Besuch in Köln.«
»Eine Touristin?« Peffgen starrte Wagenbach an, als hätte der den Verstand verloren. »Wenn Sie nicht auf der Stelle verschwinden, lasse ich zum Präsidium in eine Ausnüchterungszelle bringen.«
Nicole grinste stumm in sich hinein. Ein alter Freund , dachte sie. So sahen also Männerfreundschaften aus. In dieser Hinsicht unterschied sich Köln offenbar wenig von Paris.
Sie fragte sich, was Wagenbach und den KHK verband, denn ganz offensichtlich hatten sie nicht zum ersten Mal miteinander zu tun. Da hatte es wohl schon mal eine Begegnung der besonderen Art gegeben.
Doch all das war nicht ihre Sache. Sie beschloss, sich zu verabschieden und Zamorra aus seinen Studien zu reißen. Oder aus seiner Ruhephase, je nachdem, was er gerade tat.
»Ich schreibe einen Artikel über die Geistermörderin«, wandte sich ihr Führer an Peffgen.
Er war hartnäckig, musste Nicole anerkennend feststellen. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, wurde man ihn offenbar so schnell nicht wieder los. Das machte ihn Nicole nicht unsympathischer.
»Ein paar Worte hierzu, und schon bin ich verschwunden«, versprach Wagenbach. »Nun schmeißen Sie mir zumindest ein paar Brocken hin, Peffgen, damit ich weiterhin an das Gute in der Welt glaube.«
»Werden Sie nicht albern, Wagenbach. Bisher sind keine Informationen für die Presse zugänglich. Wir wissen selbst noch nichts Genaues.«
»Wie immer also. Aber ich bin bekanntlich mit wenig
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