0806 - Die Hexe von Köln
tausend kleine Feuersbrünste in Samira aus, trieben sie bis an die Grenzen der Ekstase.
»Mir sollst du gehören«, flüsterte Stygia dicht an Samiras Ohr. »Mir ganz allein. Von Männern hast du doch ohnehin die Nase voll.«
Ihr warmer Atem jagte Samira einen Schauer über den Rücken, ihre Zähne knabberten an ihrem Ohrläppchen. Ihre Zunge tastete feucht und forschend, als wäre sie ein eigenständiges Wesen. Eine Schlange womöglich, die das Verderben mit sich trug.
Samira kicherte. Selten in ihrem Leben hatte sie sich so gut gefühlt. Genau genommen noch nie zuvor. Diesen Zustand wollte sie nie wieder aufgeben.
»Das kitzelt«, keuchte sie, während sie sich herumwälzte und ihre Gespielin unter sich begrub. Die Blicke der beiden Frauen trafen sich, verschmolzen miteinander, und die dahinter verborgenen Seelen griffen nach einander und wurden für scheinbar endlose Augenblicke eins. Elmsfeuer flackerten in Stygias Augen. »Willst du mir gehören?«
»Ja!«, entfuhr es Samira, und diesmal schrie sie, von Lust geschüttelt. »Dir will ich gehören! Nur noch dir!«
Wie eine Woge schlug die Befriedigung ihrer Gelüste über ihr zusammen. Die Wonnen übermannten sie, und die Welt begann sich zu drehen. Nichts existierte mehr dahinter, nur noch unendliche Glückseligkeit, die Samira vergessen ließ, dass sie ihre Geliebte bis vor Stunden nicht einmal gekannt hatte.
Immer wieder schrie sie Stygias Namen, während ihre Lippen die der gehörnten Frau suchten. Sie wunderte sich nicht mehr über diese Anomalie, auch nicht über die Schwingen auf Stygias Rücken. Alles schien ihr wie selbstverständlich, alles hatte seine Richtigkeit, alles war… gut.
Alles außer den disharmonischen Geräuschen, die aus einer anderen Welt zu dringen schienen.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Samira erkannte, dass sie vom Öffnen der Zimmertür stammten. Dann drang ein ungläubiger Ausruf an ihre Ohren, der die junge Frau brutal in die Wirklichkeit zurückbrachte.
Freddie!
Samira fuhr in die Höhe, hin und her gerissen zwischen dem nicht enden wollenden Lächeln ihrer Geliebten und dem entsetzten Gesichtsausdruck Freddies, der zwei Schritte zurücktaumelte. Er stieß mit dem Rücken gegen die Tür, und sie fiel polternd ins Schloss.
»Willkommen«, wisperte Stygia. »Auf dich haben wir gewartet. Endlich sind wir vollzählig.«
»Das gibt es nicht!«, stieß Freddie aus, von sichtbarer Panik gezeichnet. Unfähig zu einer Bewegung, starrte er die gehörnte Frau an. »Was… ist das?«
Samira wollte ihren Peiniger anfahren, aber plötzlich war die Furcht wieder da, wie ein gefräßiges Raubtier, das sie mit ihren Krallen packte. Dass Freddie ebenso erschrocken war wie sie selbst, erkannte sie gar nicht.
Ein tiefes Fauchen entrang sich Stygias Kehle, das an ein zum Angriff bereites Tier erinnerte. Wie Dolche blitzten ihre Zähne auf und verstärkten den Eindruck. Geschmeidig rollte sie sich vom Bett und verharrte daneben. Nackt stand sie da, zweimal heftig mit den Schwingen schlagend.
Freddie öffnete den Mund, um zu schreien, aber kein Ton kam über seine Lippen. Fassungslos verfolgte Samira, wie er sich an die Kehle griff, die von einer unsichtbaren Hand gedrückt wurde. Sein Gesicht lief blau an, seine Nasenflügel blähten sich auf, dann war er wieder frei.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte die gehörnte Frau. Zwei Blitze zuckten aus ihren Augen und bohrten sich in Freddies Brust. Der Gestank von verbranntem Fleisch drang durch das Zimmer. »Du bist die Plage, die der armen, armen Samira so zugesetzt hat. Aber damit ist es nun vorbei.«
Wie ein nasser Sack sank Freddie in sich zusammen, aber eine unsichtbare Kraft verhinderte, dass er zu Boden stürzte. Stygias Gedanken hielten ihn in einer aufrechten Lage. Wie eine Marionette an unsichtbaren Fäden hing er da. Sein Brustkorb hob und senkte sich in wildem Rhythmus.
»Was machst du mit ihm?«, fragte Samira. Ihr war unwohl in ihrer Haut, und sie trat hinter ihre Geliebte, weil sie fürchtete, der Traum könnte im nächsten Moment enden und sie ihrem Peiniger in der Wirklichkeit aufs Neue ausgeliefert sein.
»Alles was du willst.« Stygia lächelte. »Hör doch, wie schön still er ist. Möchtest du gern, dass er für immer schweigt?«
Freddies Augen quollen aus den Höhlen, seine Glieder verkrampften. Je mehr er sich aus den unsichtbaren Fesseln zu befreien versuchte, desto enger zogen sie sich um ihn zusammen.
»Ja.« Samira krächzte. »Er soll schweigen. Für
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