0806 - Die Hexe von Köln
immer.«
»Kein Problem. Aber du musst auch selbst etwas dafür tun.«
»Ich?«
»Natürlich. Schließlich geht es hier nur um dich. Oder willst du ihn doch nicht los sein?«
Samira wagte kaum, Freddie anzusehen. Angst lag in seinem Blick, aber auch Hass. Hass auf Stygia? Oder auf Samira?
»Doch, das will ich«, antwortete sie bebend. »Sag mir nur, was ich tun muss, und ich tue es.«
Stygia stieß ein schrilles Lachen aus. »So gefällst du mir, meine Kleine. Es ist auch gar nicht viel, was ich von dir erwarte. Nur eins musst du nämlich tun, damit ich glaube, dass du es wirklich ernst meinst. Nimm das Feuer und zahle ihm alles zurück, was er dir jemals angetan hat.«
»Welches Feuer?«
»Dieses hier. Nimm es und bediene dich seiner.«
Vor Samiras Augen schälte sich eine Flamme aus dem Nichts. Einen halben Meter vor ihrem Kopf tanzte sie aufgeregt in der Luft.
»Nimm sie«, forderte Stygia. »Sie ist harmlos, für dich jedenfalls.«
»Aber sie wird mich verbrennen.«
Stygia lächelte milde. »Das wird sie nicht, kleines Dummerchen. Streck einfach eine Hand aus und probiere es aus.«
Als Samira tat, wie ihr geheißen, spürte sie keine Hitze, dafür aber umso größere Erleichterung. Unbeschadet konnte sie nach der züngelnden Flamme greifen und sie mit ihrem Willen sogar lenken. Sie bewegte sie ein wenig zur Seite, dann nach oben und wieder zurück. Die Flamme gehorchte jedem Gedankenbefehl.
»Sie gehorcht mir«, stellte sie verwundert fest. »Wie machst du das?«
»Ich sagte es dir doch bereits. Es ist eine Art Zauber, über den ich verfüge. Einen Teil davon besitzt nun auch du. Doch nun frage nicht länger, sondern tue das, was du schon immer wolltest. Befreie dich von diesem Kerl.«
»Meinst du, ich schaffe es?«
»So lange ich bei dir bin, schaffst du alles, was du möchtest.«
Als Samira in Freddies Augen blickte, hatte sie zum ersten Mal keine Angst mehr vor ihm. Im Gegenteil erkannte sie die Panik, die nun ihn befallen hatte. Er zitterte… vor ihr, wurde ihr bewusst, und die Erkenntnis berauschte sie beinahe so sehr wie das vorangegangene Liebesspiel mit Stygia.
Behutsam drängte sie die Flamme in seine Richtung, näher und näher, bis sie nur noch dreißig Zentimeter von seinem Kopf entfernt war. Freddie warf sich hin und her, so weit ihm das möglich war. In Sturzbächen rann der Schweiß über sein Gesicht, und er schrie, ohne dass ein Laut zu hören war.
»Viel zu lange schon hast du mich gequält«, wisperte Samira, als sie die Flamme wieder in Bewegung setzte. »Nie wieder wirst du mich drohend ansehen.«
»Mach weiter«, stachelte Stygia sie auf. »Zeig ihm, wer von euch beiden stärker ist. Hör nicht auf. Beweise es ihm jetzt.«
Samira empfand eine nie gekannte Euphorie, als sie bemerkte, dass sie Freddie nicht mehr ausgeliefert war. Er war in ihrer Hand, und das würde sich niemals wieder ändern. Langsam, ganz langsam ließ sie das Feuer, das sie selbst nicht spürte, über seine Augen wandern, bis er blind war und sein Körper erschlaffte.
»Ist er… tot?«
Stygia schüttelte den Kopf. »Trotzdem brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er wird nie wieder zu dir kommen.«
Mit beiden Händen wob Stygia magische Zeichen in die Luft, und plötzlich öffnete sich das Fenster von allein. Stumm verfolgte Samira, was geschah. Auch wenn sie den Vorgang nicht begriff, machte sie sich keine überflüssigen Gedanken darüber, denn seit ihre Geliebte gekommen war, hatte alles seine Richtigkeit.
Freddie erhob sich in die Luft und schwebte durch das geöffnete Fenster ins Freie. Er flog über die Straße und über die Dächer der Häuser auf der anderen Straßenseite. Und weiter zum Rhein, hoch auf die Hohenzollernbrücke.
»Dort wolltest du dich umbringen, mein kleines Dummerchen«, sagte Stygia. »Deshalb soll diese Brücke seine letzte Ruhestätte werden.«
In der Ferne war Freddie nur noch wie eine Puppe zu erkennen, die kleiner und kleiner wurde, bis er gegen die Front eines einfahrenden Zuges krachte.
Nie wieder würde Samira leiden. Doch dafür all die anderen, die es verdient hatten.
»Ich muss dich nun verlassen«, drängten sich Stygias Worte in ihre Gedanken. »Ich habe einige… Geschäfte zu erledigen.«
»Werde ich dich wiedersehen?«
»Bald schon«, versprach die gehörnte Frau. »Bis dahin soll deine neue Kraft, die du durch mich erlangst hast, nicht alles sein, was dich an mich erinnert. Hier ist noch ein Geschenk für dich.«
Eine schwarze Katze, die eben
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