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0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gespielt, was Schoenmeister nur recht war. So würde es weniger auffallen, wenn sie zu Zamorra zurückkehrte.
    »Wir müssen Zamorra vor dem Zugriff der Berufungskommission befreien! Ich weiß noch nicht, wie wir das anstellen sollen, aber es muss uns gelingen.« Schoenmeister ballte die Hände zu Fäusten. »Er darf diesen Lehrauftrag niemals bekommen!«
    ***
    Mit jedem Schritt potenzierte sich das Gefühl von Unwirklichkeit. Welche Wirkung der Bannfluch Dumuels auch immer hatte, er war offenbar das Ergebnis einer langen und sorgfältigen Vorbereitung.
    Zamorra spürte nun deutlich die Gefahr, die ihm drohen konnte, wenn sich seine Gegenspieler nicht allein auf übernatürliche Kräfte und scheinbar unüberwindliche Macht verließen, sondern begannen, mit wissenschaftlicher Methodik, Genauigkeit und Geduld ihre Angriffe zu planen.
    Dumuel mochte in vielerlei Hinsicht ein typischer Vertreter der Hölle sein - verschlagen, machtgierig, verdorben und hinterhältig -, aber er war offenbar niemand, der völlig unüberlegt handelte und seinen Gegner und dessen Methoden von vornherein unterschätzte. Er war bereit, der Annahme zu folgen, dass er etwas zu lernen hatte, ehe er über genug Macht verfügte - und, wenn es sein musste, auch von den Menschen. Zu erkennen, dass man eben nicht alles wusste und alles konnte und selbst der Feind hilfreiche Dinge kannte, die der eigenen Sache nützen konnten, war ein großer Schritt für viele Schwarzblütigen.
    Nicht für diese.
    Diese Dämonen hatten eine ganze Universität in der Menschenwelt übernommen, ohne damit erkennbar Macht auszuüben oder Verlockungen auszusenden, die noch mehr Menschen in ihre Kontrolle bringen würde. Sich selbst stufte Zamorra hier einmal als Sonderfall ein.
    Sie hatten sich offenbar jahrelang zurückgehalten, blieben still, leise, nach außen hin völlig harmlos. Eine bemerkenswerte Selbstbeherrschung für Dämonen und ein gutes Beispiel für effektive Organisation.
    Sie hatten es getan, um zu lernen. Zu forschen. Sie hatten sich auf eine jahrelange, verborgene und mitunter sicher auch für sie frustrierende Existenz eingerichtet, eine Halbwelt geschaffen, in der sie wissenschaftliche Vorgehensweise dämonischer wie menschlicher Natur zu verbinden trachteten.
    Natürlich hatte auch das am Ende das Ziel, das alle Schwarzblütigen verfolgten: die Seelen der Menschen einzufangen, ihre Macht zu verbreitern, die universale Balance von Gut und Böse zu ihren Gunsten zu verschieben.
    Zamorra war anfangs amüsiert gewesen über die leicht trottelige Art seiner Gegner. Nun aber begann er in zunehmendem Maße zu begreifen, dass die Gefahr, die von dieser parallel auf zwei Existenzebenen existierenden Universität ausging, groß war. Eine Quelle dämonischer Intellektualität. Eine dauerhafte Ressource an Wissen.
    Das konnte zu allem möglichen führen. Wenn Rösen und seine Gefolgsleute es gescheit anstellten, hielten sie sich aus den Machtkämpfen heraus und boten schlicht ihre wissenschaftliche Dienstleistung an. Damit errangen sie eine eigene Form von Macht und Einfluss. Vor allem: Sie gewährleisteten damit Kontinuität, konnten aus Niederlagen lernen, schafften eine Art »institutionelles Gedächtnis«, auf das andere zurückgreifen konnten.
    Ein Potenzial von Bedrohung, das bereits jetzt groß genug erschien.
    Und, wenn er ihm nicht Einhalt gebot, noch größer werden würde.
    »Ich weiß, woran Sie denken«, sagte Dumuel wie beiläufig. Er hatte Zamorra an die Hand genommen und führte ihn durch die dämmrigen Gänge der dämonischen Universität, Zamorras Widerstand war nur sehr schwach. »Sie wollen mich aufhalten.«
    »Das ist nicht schwer zu erraten«, gab Zamorra zurück.
    Immer wieder glitten seine Gedanken, die sich auf das Amulett konzentrieren wollten, ungewollt ab. Es fiel ihm nicht so schwer, sich zu artikulieren, aber sobald er sich um Gegenmaßnahmen kümmern wollte, die sein machtvolles Amulett zum Gegenstand hatten, versagte seine Geisteskraft.
    »Ja ja, versuchen Sie es nur«, munterte Dumuel ihn auf. »Ich hatte mir erst überlegt: Wie setze ich das Amulett außer Gefecht? Wie verhindere ich, dass Sie es gegen uns einsetzen! Oh, ich habe viel über Merlins Stern gelesen. Ich habe meine Doktorarbeit darüber geschrieben!«
    Zamorra verschluckte sich fast an seinen Worten. »Ihre… was?«
    »Doktorarbeit!« Dumuels Stimme enthielt sowohl verletzten wie auch echten Stolz. »Sobald Sie Ihren Lehrauftrag haben, dürfen Sie sie lesen, Ich bin

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