0807 - Universität der Dämonen
Realität der Vincent-Universität darstellte. Eine Universität der Dämonen, wo sie alle, befreit von den für ihre Tarnung notwendigen Konventionen menschlicher Existenz, über all das diskutieren konnten, was sie gelernt hatten.
Normalerweise genoss Schoenmeister diese Dispute - und nichts schätzten die intellektuellen Dämonen mehr als stundenlange Diskussionen, an deren Form und Eleganz die griechischen Philosophen höchste Freude gehabt hätten. Doch nun ging es darum, Zamorra mit einem permanenten Bann zu belegen, um ihn als Anschauungsobjekt und wissenschaftliche »Ressource Person« für ewig an die Vincent-Universität zu binden.
Und Schoenmeister/Crazzar war der Einzige der höheren Universitätsdämonen, der davon nicht allzu viel hielt.
Das hatte seine Ironie, denn er war es doch gewesen, der die Einladung Zamorras zum Gastvortrag angestoßen hatte. Doch mehr als das war ihm nie in den Sinn gekommen, bis Dumuel mit seinem Plan gekommen war…
Seine Ablehnung hatte natürlich weniger mit moralischen Grundüberlegungen zu tun. Schon ohne Crazzars Einfluss war Schoenmeister ein eher pragmatisch orientierter Mensch gewesen, der effiziente Zielerreichung für zentral gehalten hatte. Crazzar hatte diesen Wesenszug noch verstärkt.
Doch gerade diese Grundhaltung war die Ursache für die entstandenen Vorbehalte. Schoenmeister wollte lernen - ernsthaft lernen von Zamorra, der der Dämonenwelt so zahllose Niederlagen beigebracht hatte. Er wollte ihn in seiner unverfälschten Form studieren, ihn testen, mit ihm Experimente durchführen.
Aber der erhoffte Erkenntnisgewinn ließ sich eben nur erzielen, wenn Zamorra so blieb, wie er war: frei, unabhängig, selbständig denkend - und damit auch in einem gewissen Maße unberechenbar.
Dadurch war es tatsächlich unmöglich, Zamorra dauerhaft an die Universität zu binden, aber das war auch gar nicht Schoenmeisters Ziel gewesen. Er war der Ansicht, dass eine kurze Phase der Beobachtung, möglicherweise gefolgt von weiteren Einladungen zu späteren Zeitpunkten, dem Forschungsziel dienlicher war als eine dauerhafte und damit notwendigerweise unnatürliche Bindung Zamorras.
Er hatte sich mit dieser Ansicht nicht durchsetzen können. Seine Argumente, dass Dumuels Bannversuch die Rahmenbedingungen des Experiments verunreinigen würde, ja, dass die in der Folge zu gewinnenden Erkenntnisse dauerhaft verfälscht werden würden, waren auf taube Ohren gestoßen.
Schließlich hatte Schoenmeister es aufgegeben, zumindest nach außen hin.
Sein brennender wissenschaftlicher Ehrgeiz hatte jedoch nicht nachgelassen, im Gegenteil. Zamorras Ankunft hatte ihn nur noch mehr angefacht. Er konnte und wollte es nicht zulassen, dass Dumuel seine sorgsam vorbereitete Versuchsanordnung durch diesen albernen Fluch ad absurdum führte.
Es ging Schoenmeister nicht um einen Machtkampf oder darum, in Rösens Augen besser dazustehen als Nixhusen. Es ging ihm nicht einmal - obgleich er das nicht offen sagen durfte - um einen endgültigen Sieg gegen den Auserwählten. Er wollte wissen. Und Dumuels Plan drohte, ihn um diese so kostbare Frucht der Erkenntnis zu bringen.
Er musste etwas dagegen unternehmen - auch auf die Gefahr hin, dass er das gesamte Kollegium gegen sich aufbrachte. Schoenmeister war in diesem Ansinnen nicht allein. Er hatte einige niedere Dämonen, gebunden an studentische Hilfskräfte, um sich geschart, die seine Ansicht teilten. Sogar der ihm von Rösen aufgedrängte wissenschaftliche Mitarbeiter hatte seine Rolle als Aufpasser des Präsidenten abgestreift und sich hinter Schoenmeister gestellt.
Seine größte Hoffnung richtete der Professor aber auf Cora Schneyder, weniger auf Grund der Fähigkeiten ihres Dämons-Yrge, dessen Berufung auf die Studentin ein akademischer Kunstfehler gewesen war, sondern auf Grund der schnellen und wachen Intelligenz des Wirts. Beschäftigte man Yrge anderweitig, schimmerte bisweilen das sonst unterdrückte Potenzial der Studentin durch.
Es galt, schnell zu handeln.
Schoenmeister sah auf. Die in seinem Büro vor ihm sitzenden Gefolgsleute, die geduldig gewartet hatten, bis ihr Meister aus seiner Kontemplation erwacht war, sahen ihn erwartungsvoll an. Auch Cora wirkte erwartungsvoll, aber nicht halb so unterwürfig wie der Rest der Anwesenden.
Er nickte. »Wir gehen zu Zamorra. Nicht alle, das würde auffallen. Cora, du kommst mit mir.«
Die Studentin nahm die Anweisung schweigend zur Kenntnis. Sie hatte bereits für Dumuel den Lockvogel
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