Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
silbernen Strahlen, die normalerweise Pfeilen gleich auf seine Gegner prasselten, krochen wie kleine weiße Schnecken aus dem Amulett auf Dumuel zu, der dem Vorgang mit sichtlichem Interesse verfolgte.
    Dann trat er einen Schritt zur Seite.
    Die kleinen weißen Schnecken krochen ins Leere.
    »Faszinierend«, murmelte Dumuel.
    Mit Unglauben beobachtete Zamorra, wie der Besessene einen zerfledderten Notizblock aus der Hosentasche holte und mit einem Bleistift einige Notizen aufschrieb.
    Zamorra fand die Situation trotz seiner erkennbar misslichen Lage ebenfalls faszinierend. Hier war er ohne Zweifel auf eine ganz besondere Gattung von Dämonen gestoßen. Gut, sie schienen bösartig und intrigant, wie man es erwarten durfte, aber bei diesem hier gab es eine ganz andere, sehr überraschende und vertraute Note. Wissenschaftliche methodische Neugierde. Echtes Erkenntnisinteresse.
    Anstatt sich darüber Sorgen zu machen, dass sich sein Opfer - vielleicht war »Proband« hier das besser Wort, oder auch »Versuchstier« - schnell eine neue, gefährlichere Angriffsmöglichkeit einfallen lassen könnte, schrieb Dumuel seine Beobachtungen auf.
    Weltfremd, formte sich die Erkenntnis in Zamorra. Diese Dämonen sind weltfremde Wissenschaftler! Es würde mich nicht mal wundern, wenn der Rest der Hölle für diese spezielle Abart nur Hohn und Spott übrig hat!
    Dumuel hatte seine Aufzeichnungen beendet. Er zeigte Zamorra ein verzerrtes Lächeln.
    »Was haben Sie eben gespürt, als Sie das Amulett gegen mich einsetzen wollten?«, fragte er neugierig.
    »Das werde ich Ihnen kaum verraten«, murmelte Zamorra erschöpft. Immerhin, er konnte sich wieder einigermaßen artikulieren. Er hatte sich schon an ganz anderen Situationen angepasst, da musste es doch mit dem Teufel zugehen…
    Zamorra strich diese Analogie sofort wieder. Sie passte nicht wirklich.
    »Aber doch! Das müssen Sie! Es ist wichtig für mich! Passen Sie auf: Sie versuchen es noch mal, aber vorher werden wir ein EEG machen, und ich lasse die Sensoren während Ihres Angriffes aktiv. Auf diese Weise kann ich wertvolle Daten sammeln!«
    Zamorra schüttelte ungläubig den Kopf. Erwartete Dumuel ernsthaft, dass er dieses Spielchen mitmachte?
    Doch sein Gegenüber schien selbst Zweifel zu haben.
    »Wir werden das wohl auf später verschieben müssen«, erklärte er mit sichtlichem Bedauern. »Auf einen Zeitpunkt, an dem Ihr Wille zur Kooperation etwas… ausgeprägter sein wird.«
    In der Tat, der starke Bann, der ihn zum Pentagramm getrieben hatte, schien hier nicht mehr wirksam zu sein. Zamorra hatte im Stillen erwartet, hier genauso eine Marionette zu sein wie vorher. Aber nein, wenn dies tatsächlich so etwas wie eine dämonische Universität war und ihre Bewohner das Prinzip der freien Wissenschaft ernst nahmen, konnten sie nur begrenzt und indirekt Kontrolle über ihre Mitarbeiter ausüben. Innovation, Einfallsreichtum, der sprichwörtliche Geistesblitz - all dies erforderte ein gewisses Maß an Freiheit.
    »Darauf können Sie lange warten!«, presste Zamorra hervor.
    Dumuel lächelte nur, warf in übertriebener Gestik einen Blick auf seine Uhr und schien überrascht.
    »So spät schon? Die Berufungskommission wartet!«, stellte er fest.
    Zamorra ahnte sofort, was damit gemeint war. Der an sich harmlose Vorgang einer »Berufung« hatte hier eine definitiv perversere Bedeutung.
    Er musste sich von der Vorstellung lösen, es hier mit einer harmlosen Variation der Hölle zu tun zu haben. Diese Besessenen waren seine Feinde! Sie wollten ihn benutzen!
    »Sie werden niemals einen Dämon finden, der stark genug ist, mich unter Kontrolle zu halten«, entgegnete Zamorra scharf.
    Dumuel nickte. »Das ist korrekt, verehrter Kollege!«
    Die Tatsache, dass der Dämon diese Anrede offenbar mit vollem Ernst gebraucht hatte, erschreckte Zamorra fast mehr als die Aussicht, von einem Dämonen besessen zu werden.
    »Aber«, so fuhr der intellektuelle Schwarzblüter fort, »wir werden das gar nicht erst versuchen. Wir planen eher so etwas wie einen Bann, der Sie hier in unserer speziellen Halbwelt halten wird. Sie werden hier lehren und uns an Ihrem Wissen teilhaben lassen, lieber Professor Zamorra. Der ewige Lehrauftrag. Unbesoldet. Wenn das kein Bannfluch besonderer Qualität ist!«
    In der Tat, Zamorra fuhr es kalt den Rücken hinunter. Er hatte schon so manche dämonische Bedrohung abgewehrt, aber diese hatte ein ganz spezielles Maß an… Skurrilität.
    Er konnte Dumuel nicht einmal

Weitere Kostenlose Bücher