0808 - Anruf aus dem Jenseits
Augen beobachteten.
»Das werden wir Ihnen später in aller Ruhe erklären«, versprach ihnen die Blondine und lächelte sie beruhigend an. »Machen Sie sich keine Sorgen.«
Corbiere hätte ihr zu gern geglaubt, aber der Anblick von Yvette, die zitternd und mit verrenkten Gliedmaßen auf dem Küchenboden lag, stach ihm mitten ins Herz.
»Aber erst mal kommen Sie mit uns«, schaltete sich Robin ein.
Corbiere blickte den Schnauzbärtigen an, als sei diesem gerade ein zweiter Kopf gewachsen.
»Warum?«, fragte er. Er deutete auf Yvette. »Ich will bei ihr bleiben!«
Zamorra, der seine Erstversorgung mittlerweile abgeschlossen hatte, erhob sich und trat auf ihn zu. Die Silberscheibe baumelte nun an einer Kette um seinen Hals.
»Das können wir verstehen«, sagte er freundlich. Seine Miene wurde ernst. »Aber bei uns sind Sie fürs Erste sicherer. Irgendjemand will Sie umbringen - und wir wollen herausfinden, warum…«
»Zum Präsidium?«, fragte Brunot und sah seinen Vorgesetzten an.
Robin überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Zu weit«, entschied er. »Wir fahren direkt zum nächstgelegenen Revier.«
Brunot nickte. Sie machten sich auf den Weg.
***
»Also, was hältst du von der Geschichte?«, fragte Inspektor Robin und blickte den Parapsychologen gespannt an. Von Corbieres Wohnung aus hatten sie das nächstgelegene Polizeirevier aufgesucht und saßen nun in einem freien Büroraum. Draußen hatte es zu regnen begonnen. Hart schlugen die Tropfen gegen die Fensterscheibe.
Zamorra rieb sich das Kinn. »Für mich klingt das mehr als seltsam«, gab er zu. Den ganzen Nachmittag über hatte er sich eingehend mit Corbiere und seinen Freunden unterhalten, aber so richtig schlau wurde er aus der Sache immer noch nicht. Irgendein Puzzlestück schien noch zu fehlen.
»Fassen wir zusammen«, schaltete sich Nicole ein, »Christine Vandeville lernt Zindler kennen, der sich offenbar mit Magie beschäftigt. Nachdem sie ihn ihrer Studentenclique vorgestellt hat, überredet Zindler diese zu einer Dämonenbeschwörung.«
Zamorra nickte. »Nur dass sich Zindler dabei verkalkuliert hat und selbst dem Dämon namens Hemorgian zum Opfer fällt.«
Das war nicht ungewöhnlich. Zamorra hätte stundenlang Geschichten über Menschen erzählen können, die sich leichtfertig mit dem Übernatürlichen eingelassen hatten und dafür eine höchst unerfreuliche Quittung bekamen. Wer mit der Hölle pokerte, musste mit gezinkten Karten rechnen.
»Genau ein Jahr später erhalten die Überlebenden plötzlich gespenstische Morddrohungen - offenbar von Zindler«, fuhr Nicole fort.
»Dass diese Drohungen ernst zu nehmen sind, wissen wir ja mittlerweile zu Genüge«, warf Robin ein, der gerade dabei war, sich seine Pfeife zu stopfen. Auch ihm schien die Geschichte nicht recht zu gefallen. »Aber wenn Zindler dem Dämon zum Opfer gefallen ist, kann er nicht der Mörder sein«, gab er zu bedenken.
Zamorra lehnte sich zurück. »Genau das bereitet mir auch noch Kopfzerbrechen.«
»Niemand weiß, ob Zindler damals wirklich getötet wurde«, warf Nicole ein. »Unsere Zeugen haben lediglich gesehen, wie er entmaterialisiert ist.«
»Auf jeden Fall scheint Hemorgian irgendetwas mit ihm angestellt zu haben«, vermutete der Parapsychologe, »sonst würde er seine Opfer wohl kaum durch das Telefonnetz heimsuchen.«
Er überlegte einen Moment, dann beugte er sich im Stuhl nach vorne und sah Robin tief in die Augen.
»Pierre, solange wir uns in Reichweite des Telefonnetzes befinden, sitzen wir quasi auf dem Präsentierteller. Du musst die Leitungen nach draußen kappen lassen!«
Robin, der seine Pfeife mittlerweile angezündet hatte, verschluckte sich prompt am Rauch und begann zu husten.
»Ich sags ja immer: Rauchen ist schlecht für die Gesundheit«, ließ sich Nicole schmunzelnd vernehmen, was ihr einen säuerlichen Blick Robins einbrachte.
»Mann, Zamorra, wie stellst du dir das vor?«, fragte der Chefinspektor dann. »Wir sind hier nicht irgendwo! Soll ich denn ein ganzes Polizeirevier vom Telefonnetz nehmen lassen?«
Der Parapsychologe nickte ungerührt. Dann begann er zu erklären.
»Wir wissen, dass Zindler seine Opfer gezielt aufspüren kann. Also kannst du davon ausgehen, dass er weiß, dass sie jetzt in unserem Gewahrsam sind. Jeder Anruf, der hier eingeht, könnte eine weitere seiner Attacken sein!«
Robin seufzte. Im Inneren wusste er natürlich, dass Zamorra mit seinen Ausführungen recht hatte.
»Das ist eine
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