0808 - Anruf aus dem Jenseits
Zamorra. »Verlass dich einfach auf mein Gefühl!«
Er überlegte einen Moment. »Wenn sich bis morgen früh nichts getan hat, fahre ich los und nehme den Hof unter die Lupe, auf dem damals die Beschwörung stattgefunden hat.«
Nun war es an Nicole, Skepsis zu zeigen. Die hübsche Französin zog eine Schnute. »Glaubst du etwa, nach einem Jahr noch irgendeine Fährte zu finden?«
Der Parapsychologe zuckte mit den Schultern. »Irgendwo müssen wir schließlich anfangen, Cherie.«
Hinter Zamorra blitzte es auf.
»Fängt es jetzt auch noch zu gewittern an?«, murmelte er. »Das ist ja der reinste Weltuntergang!«
Er wandte sich wieder dem Fenster zu. Seine nächsten Worte blieben dem Parapsychologen im Halse stecken. Atemlos starrte er auf die Telefonzelle am äußeren Rand des Platzes.
»Bingo«, entfuhr es ihm.
»Was ist los?«, fragten Nicole und Robin wie aus einem Mund. Er hörte, wie die beiden aufstanden und näher kamen, aber er achtete nicht darauf. Das Geschehen draußen nahm ihn völlig gefangen.
»Dort«, erwiderte er nur und deutete mit dem Finger in Richtung der Telefonzelle. »Ich glaube, wir kriegen Besuch!«
»Donnerwetter«, knurrte Robin grimmig, nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte. Seit er mit Zamorra befreundet war, warf ihn nichts so schnell aus den Schuhen. »Da hast du ja mal wieder den richtigen Riecher gehabt.«
Bläuliche Energieentladungen zuckten über die Außenwände der Telefonzelle wie Elmsfeuer. In ihrem Inneren hatte sich ebenfalls geisterhaftes blaues Licht ausgebreitet, doch auf die Entfernung konnte man nichts Genaues erkennen. Dass der Vorgang keine natürliche Ursache haben konnte, lag allerdings auf der Hand.
»Kommt, das sehen wir uns näher an«, entschied Zamorra deshalb kurzerhand. Die beiden Dämonenjäger überprüften kurz ihre Ausrüstung, dann eilten sie gemeinsam mit dem Chefinspektor auf die Straße. Unwillkürlich verzog die hübsche Französin das Gesicht, weil der unablässig prasselnde Regen ihre kunstvoll gestylte Frisur ruinierte, dann besann sie sich wieder auf den Ernst der Lage.
Vorsichtig überquerte das Trio den Platz, um sich langsam der Telefonzelle zu nähern. Auch andere Beamte des Reviers schienen auf die Erscheinung aufmerksam geworden zu sein, denn hinter sich hörten sie aufgeregtes Murmeln. Sie ließen sich jedoch nicht ablenken.
Als sie bis auf wenige Meter heran waren, zog Nicole die Stupsnase kraus. In der Luft lag derselbe beißende Ozongeruch, den sie auch in Tribolets Wohnung wahrgenommen hatten.
Zamorra hatte bereits sein Hemd leicht geöffnet, um Merlins Stern hervorzuholen. Die Silberscheibe hatte sich leicht erwärmt, aber auch ohne diese typische Reaktion war eindeutig, dass sie gerade Zeuge eines magischen Vorgangs wurden.
Robin griff an sein Holster und zog die Heckler & Koch. Er war sich zwar bewusst, dass ihm seine Dienstwaffe wohl herzlich wenig nützen würde, wenn es zu einer direkten Konfrontation mit dem Übernatürlichen kam, doch so fühlte er sich wenigstens ein bisschen sicherer.
Nicole ihrerseits hatte sich mit einem der E-Blaster aus der Fertigung der DYNASTIE DER EWIGEN bewaffnet. Außerdem führten beide ihre Dhyarra-Kristalle 8. Ordnung mit sich. Solange sie nicht wussten, was sie erwartete, war es besser, auf alles gefasst zu sein.
Gespannt beobachtete das Trio das unheimliche Schauspiel. Immer heftiger züngelten die blitzenden Energieentladungen über die Oberfläche der Zelle. In ihrem Inneren begannen sich die Umrisse einer humanoiden Gestalt abzuzeichnen.
»Zindler«, vermutete Zamorra. Niemand anders konnte es sein. Nachdem er über die Telefonleitungen des Reviers nicht in das Gebäude hinein konnte, hatte er einfach den nächstgelegenen Apparat benutzt.
Fasziniert beobachtete der Parapsychologe, wie Zindler im Inneren der Zelle Gestalt annahm. Immer wieder zerfaserte sein Körper, der aus reiner Energie zu bestehen schien. Schließlich jedoch gelang es dem Unheimlichen, sein Erscheinungsbild zu fokussieren und er blieb stabil.
Zamorra atmete tief durch. Glücklicherweise waren im Moment keine Passanten zu sehen. Eine Massenpanik war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.
Im nächsten Moment verließ das Energiewesen die Telefonzelle. Es benutzte nicht die Tür, sondern glitt einfach durch die Wand hindurch, die durch die Hitze zu schmelzen begann.
Das Geschöpf trat ins Freie. Zamorra spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Der Anblick war auch für ihn, der in
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