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0808 - Anruf aus dem Jenseits

0808 - Anruf aus dem Jenseits

Titel: 0808 - Anruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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schließlich. »Denkt ihr, sie haben schon eine Spur von Karl?«
    »Ich weiß nicht«, gab Corbiere zu und musterte den alten Freund, der mit einem Mal völlig ruhig geworden zu sein schien. Er war sich noch nicht sicher, ob ihm die Veränderung gefiel. Er spürte, dass die Ruhe des Anderen trügerisch war.
    »Die sollen sich mal ranhalten«, fuhr Vignier fort, »sonst nehme ich die Sache selbst in die Hand!«
    Corbiere lachte bitter auf. »Was willst du denn machen?«, fragte er zurück.
    Vignier blickte ihn kühl an. Seine Augen funkelten und mit einem Mal erkannte Corbiere, dass sein Freund kurz davor stand, vor Panik durchzudrehen.
    »Das wirst du sehen«, antwortete Vignier mit gepresster Stimme, »das wirst du dann schon sehen…«
    Corbiere beschlich das ungute Gefühl, sich in einem Raum mit einer tickenden Zeitbombe zu befinden. Unwillkürlich fröstelte er.
    ***
    Im geisterhaften Raum jenseits der Fleischwelt trieb der körperlose Rächer auf einem Meer aus elektrischen Signalen dahin. Er stieß ein unhörbares Grollen aus.
    Endlich hatte er die Spur seiner erwähnten Opfer ausfindig gemacht - nur um dann schmerzhaft erkennen zu müssen, dass ihm der Weg zu ihnen versperrt worden war. Seine ausgesandten Signale verebbten im Nichts.
    Knurrend musste er anerkennen, dass dieser Zamorra schlauer war, als er ursprünglich angenommen hatte. Vielleicht war es an der Zeit, ihm eine schmerzhafte Lektion zu erteilen!
    Doch dazu war es nötig, zuerst mit dem Meister zu sprechen.
    Hemorgian…
    Beim Gedanken an seinen dämonischen Herrn flammten Erinnerungsfragmente wie lodernde Fackeln im Bewusstsein des körperlosen Rächers auf. Kurz rückte das Streben nach blutiger Vergeltung in den Hintergrund.
    Zindler war sein Name gewesen.
    In jener Nacht vor einem Jahr, als Hemorgian ihn zu sich hinab in die Hölle riss, hatte er geglaubt, sterben zu müssen. Auf eine gewisse Art und Weise war er das auch. Sein materieller Körper, der ihm im Nachhinein als Kerker aus Fleisch erscheinen wollte, war für immer zerstört worden. Nur das pure Bewusstsein blieb übrig.
    Dies war Hemorgians Strafe für seine Anmaßung gewesen. Er hatte ihn nicht getötet, sondern vielmehr zu einer schrecklichen Geisterexistenz verdammt.
    Und ihn versklavt.
    Als Zindler den Dämon beschwor, hatte er nach dessen Wissen gegiert. Dieses Wissen besaß er nun, allerdings nützte es ihm nichts mehr.
    Als schattenhafter Diener Hemorgians war es seine Bestimmung, dem Dämon Opfer zuzuführen, denn dieser gierte nach Seelen.
    Eine Art Schaudern durchzuckte das körperlose Bewusstsein, als es an den sagenhaften Appetit seines Herrn dachte. War es Ziel der meisten Dämonen, Menschenseelen zum Bösen zu verführen und sich schließlich am Anblick der Sünder zu weiden, die im Höllenfeuer schmorten, so ernährte sich Hemorgian von den Seelen seiner Opfer. Sie waren die Grundlage seiner Existenz.
    Über Monate war das Zindler-Bewusstsein durch den kalten Raum jenseits der Fleischwelt gestreift, bis es rein zufällig die Präsenz eines der Menschen wahrnahm, die ihn bei der Beschwörung Hemorgians im Stich gelassen hatten.
    Er erinnerte sich. Einst wollte er diese Menschen dem Dämon zum Opfer darbringen. Nichts sprach dagegen, dies jetzt nachzuholen.
    Tobend vor Rachedurst erbat das Zindler-Wesen eine Audienz bei seinem schrecklichen Herrn. Dieser hatte sich belustigt gezeigt über die Wut seines körperlosen Dieners, aber ihm seinen Wunsch schließlich gewährt.
    Hemorgian selbst leitete das teuflische Spiel großzügig in die Wege - wohl wissend, dass am Ende eine Reihe von Opfern stehen würde, um seinen Hunger zu stillen.
    Nun jedoch war es nötig, den Herrn erneut aufzusuchen.
    Immer noch grollend wandte sich das Zindler-Bewusstsein in Richtung Heimat - der Hölle entgegen!
    Hemorgian würde wissen, wie mit Zamorra zu verfahren war.
    ***
    Zamorra stand am Fenster und sah nachdenklich hinaus auf den regennassen Vorplatz des Reviers. Mittlerweile war es dunkel geworden.
    »Das war ein hartes Stück Arbeit«, sagte Robin hinter ihm. »Gaudian und ich haben uns ganz schön aus dem Fenster hängen müssen.«
    Der Parapsychologe drehte sich lächelnd um. »Glaub mir, es war richtig, die Leitungen dichtmachen zu lassen.«
    Robin brummte skeptisch. »Und was ist, wenn du falsch liegst und kein Dämon auftaucht?«, fragte er. »Wir warten jetzt schon seit Stunden. Ich kann die Leute nicht in alle Ewigkeit hier festhalten.«
    »Das ist mir klar«, antwortete

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