081 - Der goldene Hades
mir eben wieder welches besorgt. Als ich in dem Geschäft war, wurde gerade ein Plakat für den Film ›Der verführerische Reichtum‹ zusammengestellt, und ich sah, wie man solche Scheine als Einrahmung verwendete - sie wurden rundum auf einen großen Bogen geklebt.«
»Woher aber hat sie der Händler?«
»Ich weiß es nicht - von einer anderen Firma, nehme ich an.« »Wo kann ich ihn erreichen? Haben Sie seine Privatadresse?«
»Ja.« Hainz zog ein Notizbuch aus der Tasche und schlug die Adresse nach. »Ich beschäftigte ihn nämlich auch hier auf der Bühne.«
Als Hainz gegangen war, sah Wilbur Smith seinen Freund besorgt an.
»Schminke dich endlich ab, Frank, damit man sich mit dir auf der Straße zeigen kann! Wenn du nichts dagegen hast, nehme ich das Geld an mich. Dann gehen wir in die Stadt und essen zu Abend.«
»Zum Teufel, was hat das alles zu bedeuten?«
»Das erzähle ich dir beim Essen«, erwiderte Wilbur Smith ausweichend.
2
Eine halbe Stunde später saßen sich die beiden Freunde in einem Restaurant gegenüber. Wilbur Smith wußte zwar nicht allzuviel über die Scheine mit den mysteriösen gelben Aufdrucken, aber alles, was er wußte, erzählte er Frank Alwin.
»Als ich das erste Mal einen solchen Stempel sah, hatte er tatsächlich Goldfarbe. Er befand sich auf der Rückseite einer Tausenddollarnote und war mit Goldbronze eingepudert worden. Außerdem stand, mit grüner Farbe aufgemalt, das Wort ›Hades‹ darunter. Du kannst im Lexikon nachschlagen, was dort unter ›Hades‹ zu lesen ist. Diese Tausenddollarnote kam auf seltsame Weise in meine Hand. Im Osten wohnte eine arme Frau, die als Zimmermädchen in einem Brooklyner Hotel arbeitete. Sie erzählte mir eine sonderbare Geschichte. Als sie eines Abends nach Hause zurückkehrte, kam ein Mann hinter ihr her, drückte ihr einen Stoß Banknoten in die Hand und ging weiter. Verblüfft lief sie in ihre Wohnung, machte Licht und besah sich die Bescherung genauer. Als sie die Scheine zählte, stellte sich heraus, daß es sich um die Summe von hunderttausend Dollar handelte. Sie traute ihren Augen nicht und nahm an, daß sich jemand einen Scherz mit ihr erlaubt hätte. Sie glaubte, wie du, daß es sich um falsches Geld handelte, legte es unters Kopfkissen und beschloß, sich am nächsten Morgen zu erkundigen, ob die Banknoten echt wären. In der Nacht wachte sie aber plötzlich auf, denn sie hörte, daß sich jemand in ihrem Schlafzimmer befand. Sie wollte gerade um Hilfe schreien, als ihr eine Stimme befahl, sich ruhig zu verhalten. Dann wurde eine Taschenlampe angeknipst, und die Frau sah, daß drei Männer mit schwarzen Masken vor ihrem Bett standen.«
Frank runzelte die Stirn und blickte den Kriminalbeamten prüfend an.
»Sag mal, willst du mich zum besten halten?«
Wilbur Smith schüttelte den Kopf.
»Nein, ich meine es vollkommen ernst. Die Leute fragten, wo sie das Geld hätte. Sie war sprachlos vor Schrecken, als sie die Revolver sah, die auf sie gerichtet waren, und zeigte auf das Kissen. Dann fiel sie in Ohnmacht. Als sie wieder zu sich kam, war das Geld verschwunden - bis auf eine Banknote, die die Räuber in der Eile übersehen haben mußten. Sie brachte den Schein am nächsten Tag zum Polizeipräsidium und erzählte dort ihre seltsame Geschichte. Mein Chef glaubte ihr nicht. Er nahm an, daß sie die Banknote aus dem Hotel gestohlen hätte, in dem sie arbeitete, und vermutete, daß sie hinterher Gewissensbisse bekommen und diese Geschichte erfunden habe, um sich herauszureden.«
»Und was geschah dann?«
»Ich wurde mit der Aufklärung des Falles betraut und erkundigte mich in dem Hotel. Es fehlte kein Geld, und die Leitung stellte der Frau das beste Zeugnis aus. Sie war zwar arm, aber absolut ehrlich. Es blieb uns nichts anderes übrig, als ihr die Tausenddollarnote zurückzugeben. Damals bekam ich zum erstenmal den Stempel mit dem goldenen Hades zu sehen. - Das zweite Mal geschah es unter ähnlich sonderbaren Umständen. Banknoten mit diesem Aufdruck fanden wir im Besitz eines gewissen Henry Laste, eines gewerbsmäßigen Spielers. Ein uniformierter Polizeibeamter hatte ihn in betrunkenem Zustand auf der Straße aufgelesen und zur Polizeiwache gebracht. Zufällig kam ich gerade dazu. Als die Taschen des Mannes durchsucht wurden, fanden wir acht solcher Banknoten zu je tausend Dollar. Wir sorgten dafür, daß er wieder nüchtern wurde, und dann erzählte er uns eine geradezu unglaubliche Geschichte. Seine Frau hätte diese
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