081 - Der goldene Hades
passiert ist«, erwiderte Smith freundlich. »Wegen des Geldes brauchen Sie sich den Kopf nicht zu zerbrechen. Ich benötigt die Scheine für ein paar Tage, und wenn dann nichts geschieht, werde ich sie Ihnen zurückerstatten.«
»Es war mir furchtbar peinlich, daß ich Mr. Alwin fragen mußte«, beteuerte Miss Bishop. »Aber mein Vater hat solche Geldsorgen, und wir sind seit Monaten die Miete schuldig. Zuerst bin ich alle unsere Bekannten um Hilfe angegangen, bevor ich mich an Mr. Alwin wandte. Es ist entsetzlich, wenn man die Leute um Geld bitten muß!«
»Ach, machen Sie sich deshalb wirklich keine Gedanken«, beruhigte sie Wilbur Smith. »Ich war Ihretwegen in Sorge . . .«
»Wieso?« fragte sie schnell. »Sind Sie denn um meine Sicherheit besorgt?«
Er untersuchte die Banknoten genau und sah, daß jeder Schein auf der Rückseite den gelben Stempel aufwies.
»Sehen Sie, das ist genau das gleiche Papiergeld!« Er zog, zu Maisies sichtlicher Verblüffung, das dicke Bündel Banknoten aus der Tasche, das Frank ihm übergeben hatte. »Sie können sich selbst davon überzeugen, daß die Nummern fortlaufend sind und an die Nummern dieser Scheine anschließen. Ich schreibe sie Ihnen auf!« Smith trug die Zahlen in sein Notizbuch ein und riß dann die Seite heraus. »Behalten Sie diesen Zettel, das sind die Nummern der Banknoten, die Sie mir übergeben haben. Doch wie ich schon sagte, Sie erhalten das Geld zurück - wenn in der Zwischenzeit nichts Besonderes passiert. Bis dahin . . .« Er griff nach seiner Brieftasche. »Sagen Sie mir doch bitte, welchen Betrag Sie von Mr. Alwin leihen wollten, damit ich Ihnen das Geld vorstrecken kann.« Als er sah, daß sie errötete, lachte er. »Sie müssen es so betrachten, daß ich es Ihnen im Auftrag von Frank Alwin überreiche.«
Aber dann kam ihm der furchtbare Gedanke, daß Alwin wahrscheinlich schon längst tot war.
Leise nannte sie eine verhältnismäßig kleine Summe. Er nahm den doppelten Betrag in Banknoten aus der Brieftasche und legte sie auf den Tisch.
5
Als Wilbur Smith an diesem Morgen nach nur zwei oder drei Stunden Schlaf in sein Büro kam, warteten eine Reihe von Zeitungsreportern auf ihn. Smith hatte im Umgang mit der Presse seine eigenen Methoden, die sich in den meisten Fällen als zweckmäßig erwiesen.
»Ja, Jungens«, bestätigte er, »es entspricht völlig den Tatsachen, daß Mr. Alwin verschwunden ist. Seit gestern abend ist er nicht mehr gesehen worden. Nun, es ist eine äußerst mysteriöse Angelegenheit, doch ich habe bereits einen Anhaltspunkt.«
»Besteht irgendeine Verbindung zwischen diesem Fall und der Ermordung Higgins?« wurde gefragt.
»Ja. Ich weiß nicht, was Sie auf den Gedanken bringt, aber Sie sind auf dem richtigen Weg, wenn Sie das vermuten. Alwin ist ein sehr guter Freund von mir, und Sie können sicher sein, daß ich nicht ruhen werde, bis man ihn aufgefunden und auch die Täter gefaßt hat. Damit Sie nun nicht alles durcheinanderbringen und nachher berichtigen müssen, will ich Ihnen erzählen, was passiert ist.«
Smith schilderte nun, was er mit Alwin erlebt hatte, wie er ihn im Theater abgeholt, mit ihm zu Abend gegessen hatte, wie Frank Alwin zum Telefon gerufen wurde und nicht mehr zurückkehrte. Die sonderbaren Banknoten und den goldenen Hades erwähnte er jedoch mit keinem Wort.
Das hielt er vorläufig für besser. Später konnte er die Presse immer noch darüber unterrichten, wenn es sich lohnte. Im Augenblick wollte er die geheimnisvollen Täter nicht warnen und womöglich zu Gegenmaßnahmen veranlassen.
Aber seine Rechnung ging nicht auf, denn plötzlich kam aus dem Hintergrund die Frage:
»Nun, Smith, was hat es eigentlich mit dem goldenen Hades auf sich?«
Wilbur Smith sah von einem zum andern.
»Wer war das?« fragte er scharf.
Einer der Berichterstatter kam langsam nach vorn und legte einen Brief auf den Tisch.
»Heute morgen haben wir diesen Brief erhalten!«
Smith nahm das Blatt - es war bestes Büttenpapier - und las ; die kurze, mit Schreibmaschine geschriebene Nachricht:
›Warnen Sie Wilbur Smith. Wenn er seinen Freund retten will, darf er keine weiteren Nachforschungen über den goldenen Hades anstellen.‹
Smith starrte lange auf die paar Zeilen.
»Wann haben Sie den Brief erhalten?«
»Etwa eine halbe Stunde, bevor ich das Büro verließ. Er wurde dem Lokalredakteur als Rohrpostbrief zugestellt. Ich erhielt das Schreiben, um Sie zu verständigen. Was für eine Bewandtnis hat es nun aber mit
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