Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Die geraubte Mumie

081 - Die geraubte Mumie

Titel: 081 - Die geraubte Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Heißgeliebtes wiedergefunden.. Dann gab er die unverständlichen Laute seiner steinzeitlichen Sprache von sich. Zunächst klang überschwengliche Freude aus ihnen, dann aber war es, als deklamiere er etwas.
    Phillip trat herzu und legte eine Hand auf die eine Schulter des Steinzeitmenschen.
    Der Cro Magnon sah zu ihm auf und blickte in Phillips goldene Augen. Nichts Wildes war jetzt mehr in dem bronzefarbenen Gesicht mit dem wilden, schwarzen Vollbart.
    Cro Magnon schwieg, und dann begann er wieder zu reden. Phillip sprach synchron mit ihm. Er übersetzte die Geschichte des Steinzeitmenschen.

    „Ich bin der Wächter.
    Meine Herkunft kenne ich nicht, noch ist mir bewußt, wo ich früher lebte. Manchmal steigen Träume in meinem Geist auf, und wenn ich dann wieder in die Wirklichkeit zurückkehre, ist mein Herz traurig. Ich träume von männlichen und weiblichen Gefährten, von der Jagd und von Kämpfen gegen affenartige und stämmige, untersetzte Kreaturen, die einer anderen Rasse angehören, und vom Kampf gegen wilde Bestien.
    Das Leben in meinen Träumen ist hart, aber schön. Wir sind frei unter dem weiten Himmel, die Gefährten und ich. In der Wirklichkeit aber habe ich einen Herrn.
    Groß und mächtig ist er, mein Herr. Er ist einer von jenen, die Begabte und Auserwählte in meinen Träumen an die Höhlenwände zeichneten, um das Wild herbeizulocken, Unwetter zu beenden und Krankheiten zu heilen.
    Solche Macht hat mein Herr.
    Er hat mich in eine große Höhle getan, und jeden Tag schickt er mir Speise und Getränke. Ich warte und träume. Ich bin ein Wächter, und was ich bewachen soll, liegt in der Gruft, die prächtiger ist als alles, was in meinen Träumen vorkommt.
    Ein mächtiger Gott ist es, den ich bewache. Ein schlafender Gott. Er ist in seltsames Zeug eingewickelt und liegt auf einem Steinblock. Seine grünen Augen blicken mich an, wenn ich jeden Tag zu ihm komme, um ihn anzuschauen und zu sehen, ob auch kein Unbefugter zu ihm vorgedrungen ist. Die Augen des schlafenden Gottes sprechen zu mir, und ich bin nicht mehr derselbe. Wohl habe ich noch Träume, und ich liebe die immer gleichen Gefährten meiner Träume und achte und diene meinem mächtigen Herrn. Der schlafende Gott aber bedeutet mir mehr als alles andere.
    Eines Tages wird das Einerlei meiner Tage gestört. Ich spüre, daß etwas nicht in Ordnung ist. Mein Herr hat viele Fallen errichtet, um Eindringlinge vom schlafenden Gott fernzuhalten. Aber plötzlich sind welche da. Und sie dringen vor und weiter vor, und nichts hält sie auf.
    Ich weiß es, ich spüre es, weil mein Herr es so eingerichtet hat, daß ich es wissen und spüren kann. Die Eindringlinge kommen in die große Höhle. Es sind schwächliche, zerbrechliche Wesen, mit seltsamen Fellen bekleidet. Zwei davon sind Weibchen.
    Es ist lachhaft, wie schwach sie sind, nicht zu vergleichen mit einem Höhlenbären oder Säbelzahntiger.
    Ich lauere mit einem Faustkeil in der Dunkelheit der Höhle. Sie dringen vor, und ich schleudere Steine auf sie herab.
    Zwei töte ich, dann springe ich hervor und schlage zu mit dem Faustkeil. Ein Männchen und eines der Weibchen sinken nieder. Ich stürze mich auf die beiden letzten, aber das männliche Wesen hält mir einen Stock mit etwas Rundem daran entgegen. Es glitzert und funkelt.
    Die glitzernde Kugel an dem Stock berührt mich, und ich sehe Blitze und weiß nichts mehr. Als ich wieder zu mir komme, liegen nur noch die Toten da. Ich stürze in die Grabkammer. Der schlafende Gott ist verschwunden.
    Ich horche, aber da ist nichts mehr. Jene beiden haben den schlafenden Gott entführt. Die Flucht ist ihnen gelungen. Sie sind außerhalb meines Bereichs.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Herr kommt nicht zu mir, und der schlafende Gott ist fort. So will ich sterben, denn ich habe meine Aufgabe nicht erfüllt. Ich will eingehen in die große Dunkelheit und nicht mehr atmen und schauen.
    Ich lege mich auf den Steinblock, von dem man den schlafenden Gott raubte. Meine Augen schließen sich, und ich spüre, wie mein Leben entweicht. Wenn mein Herr kommt, soll er sehen, daß ich gesühnt habe. Und er soll mit meinem Leib verfahren, wie es ihm beliebt.
    Dunkel ist es, und da sind keine Träume.
    Mein Herr zürnt mir und hat sich abgewandt von mir, und der schlafende Gott ist fort. Das Leben wird bald vollends aus mir entwichen sein.
    Ich bin der ungetreue Wächter.
    Ich bin nichts mehr."

    Der Hermaphrodit verstummte, und auch der Cro Magnon gab keinen

Weitere Kostenlose Bücher