081 - Die geraubte Mumie
größter Hermes!"
Die von Seuchen zerfressenen Gestalten rückten von allen Seiten heran. Auch von draußen kamen welche. Coco Zamis und Jeff Parker hatten keine Chance, zu entkommen.
Coco begriff, daß sie, Jeff Parker und der Cro Magnon nur Figuren in einem dämonischen Schachspiel gewesen waren. Olivaro und der Gevatter Tod waren die eine Spielerpartei. Aber wer war die andere? Sicher Hermes Trismegistos, zu dessen Versteck der Cro Magnon den Weg weisen sollte. Aber wie hing das alles zusammen?
„Kommt her!" rief Olivaro. „Ich befehle es. Seid nicht kindisch, und leistet keinen unnötigen Widerstand!"
„Was sollen wir tun?" fragte Jeff Parker leise.
„Ihm Folge leisten", antwortete Coco ebenso leise. „Diese beiden Dämonen sind zu stark für uns. Wir haben keine Chance."
Coco machte einen spöttischen Knicks und rief zum Fenster hinauf: „Wie du befiehlst, mächtiger Ex-Fürst der Finsternis."
Sie betonte das Ex-Fürst besonders, und viel Ironie lag in diesem Wort.
Coco wußte, daß es Olivaro mächtig wurmte, daß er sich als Fürst der Finsternis nicht hatte behaupten können; dazu hatte Coco ihren Teil beigetragen. Sie wußte jedoch auch, daß sie sich in größter Gefahr befand. Aber sie durfte keine Angst und keine Schwäche zeigen; es hätte ihr nur geschadet. Die Seuchenzerfressenen bildeten eine Gasse für sie und Jeff Parker, und sie gingen zum Kastell zurück.
Don Juan, dessen Schädel Cro Magnon mit dem Brett sichtbar deformiert hatte, erwartete sie.
„Folgt mir in den Speisesaal!" sagte er mit knarrender, heiserer, kaum verständlicher Stimme.
Er führte Coco und Jeff durch die Vorhalle, die Steintreppe hoch und durch den breiten Wandelgang. In dem nicht allzu großen Speisesaal stank es abscheulich nach Krankheit und Verwesung. Gevatter Tod saß am Tisch und war damit beschäftigt, große und ekelerregende Aasbrocken zu vertilgen. Maden und Würmer wimmelten darin herum.
Coco spürte, wie ihr Magen sich hob.
Olivaro stand an einem geöffneten Fenster. Er schaute sich kurz um, als Coco und Jeff von Don Juan hereingeführt wurden. Sein Alltagsgesicht verriet keine Regung. All seine Gefühle und finsteren Gedanken spiegelte das zweite Gesicht seines Januskopfes wider, das er nur bei seltenen Gelegenheiten zeigte und das jetzt unter den Haaren an seinem Hinterkopf verborgen war.
Obwohl er zwei Gesichter hatte, wirkte Olivaros Kopf ganz normal, was durch Magie erreicht wurde.
Coco sah nur flüchtig in das Gesicht, dann wieder auf den schwarzhaarigen Hinterkopf des mittelgroßen männlichen Dämonen.
Olivaro trug ein weinrotes Wams, enge Hosen mit goldverzierten Saumstreifen und kniehohe Stiefel. Er hielt eine Reitpeitsche in der Hand, mit der er ungeduldig gegen den rechten Stiefelschaft klatschte.
„Bist du bald satt, Gevatter?" fragte er in ungeduldigem Ton.
Olivaro war in manchen Dingen heikel. Coco wußte, daß er zum Beispiel Ghoule verabscheute. Der Alte des Schreckens war zwar alles andere als ein Ghoul, aber Coco merkte mit dem feinen Gespür der Frau, daß seine Eßgepflogenheiten Olivaro zuwider waren.
Coco erinnerte sich daran, daß Gevatter Tod sich überheblich und ein wenig abschätzig über Olivaro geäußert hatte. Zwischen den beiden Dämonen gab es Spannungen. Das wurde Coco klar. Olivaro und der Seuchendämon mochten miteinander paktieren, doch irgendwann mußte es zum Kampf zwischen ihnen kommen. Wahrscheinlich dann, wenn sie ihr gemeinsames Ziel erreicht hatten. Bis dahin brauchten sie einander.
Der Seuchendämon schlang den letzten Aasbrocken herunter.
„Ich muß meine Krankheitskeime aufladen", sagte er mit seiner hohlen Stimme. „Die Entscheidung steht bevor. Ich werde nun mit meinen Dienern dem Cro Magnon folgen, Olivaro."
„Tu das, Gevatter!"
Der Alte des Schreckens trat auf das Ornament im Teppich, und wieder zerflossen seine Körperkonturen wie schon nach dem Gastmahl. Der Totenschädel mit der schwarzen Brille grinste die Anwesenden an, dann war Gevatter Tod verschwunden.
Olivaro trat zu Coco Zamis und Jeff Parker. Er zeichnete eine Linie in die Luft, hauchte in die Handflächen und klatschte in die Hände. Im Nu war der abscheuliche Gestank aus dem Speisesaal des Seuchendämons verschwunden. Die Luft war rein und würzig wie in einem Tannenwald.
„Setzt euch!" sagte Olivaro knapp.
Er nahm an der anderen Seite des Tisches Platz und übermittelte dem verseuchten Don Juan den lautlosen Befehl, die silberne Aasplatte abzuräumen.
Die
Weitere Kostenlose Bücher